jennissimo (German Edition)
Sie starrte ihm hinterher, noch immer verärgert und mit einem Mal sehr hungrig.
Männer sind eben dumm, sagte sie sich. Sie kapieren nicht, wie Frauen ticken. Unter gar keinen Umständen würde sie Jenna jemals verlieren. Jenna bedeutete ihr alles, und umgekehrt war es genauso.
Jenna konnte sich noch gut erinnern, wie aufgeregt sie als Mädchen jeden Dienstagabend gewesen war. Denn das war der Abend, an dem sie für ihre Eltern kochte. Das ganze Wochenende über vergrub sie sich in der neuesten Ausgabe von Cook’s Illustrated, bis sie entschieden hatte, was sie ihren Eltern auftischen wollte.
Cook’s Illustrated war jahrelang ihre Lieblingszeitschrift gewesen. Es wurden verschiedene Variationen von Rezepten ausprobiert und dann erklärt, welche funktionierten und welche nicht. Dadurch war sie auf die Idee gekommen, selbst mit Rezepten zu experimentieren.
Wenn sie ihr Menu zusammengestellt hatte, gab sie ihrer Mutter die Einkaufsliste. Beth kaufte treuherzig alles ein, was draufstand, auch wenn sie dafür in spezielle Läden gehen musste, um ein bestimmtes Gewürz oder ein Öl zu bekommen. Nach der Schule dann begann Jenna mit der Arbeit.
Manchmal wurden die Gerichte exakt so, wie sie es geplant hatte, dann wieder stellten sie sich als eine einzige Katastrophe heraus. Aber selbst wenn der Braten anbrannte oder die Soße gerann, war sie von ihren Versuchen begeistert. Sie wusste, dass sie die Fehler beheben und es beim nächsten Mal besser machen konnte. In der Küche ihrer Mutter fand sie ihre Berufung.
Jetzt stand sie in der kleinen Küche in ihrem gemieteten Stadthäuschen und rührte den Reispudding um. Sie hatte sich Serenitys Rezept aufgeschrieben und ein paar Veränderungen riskiert. Als der Pudding die richtige Konsistenz hatte, goss sie ihn in eine Schüssel und ließ ihn kalt werden.
Zum ersten Mal seit Langem war sie ganz angetan von der Vorstellung, etwas, das sie gekocht hatte, zu probieren. Im tiefsten Innern wusste sie, dass es gut schmecken würde. Vielleicht nicht fantastisch, aber gut.
Nach fünfzehn Minuten konnte sie nicht länger warten und versuchte einen Löffel. Der Pudding war perfekt. Cremig, aber nicht zu flüssig, süß, aber nicht zuckrig mit einem Hauch von Haselnussgeschmack. Das war ihre Idee gewesen. Der besondere Touch. Und es hatte funktioniert.
„Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee war?“, fragte Jenna nervös, während sie Dosen mit italienischen Tomaten auf den verschiedenen Arbeitsplatten verteilte. „Wirkt das nicht, als wäre ich verzweifelt auf Männersuche?“
„Das wird toll!“, rief Violet. „Die First Fridays in Georgetown sind legendär. Alle Geschäfte haben länger geöffnet. Komm schon, es geht doch hier nur um einen Kochkurs. Jetzt entspann dich!“
„Es geht um einen Single-Kochkurs an einem Freitagabend. Und wenn niemand kommt?“
„Dann musst du dir wenigstens keine Gedanken machen.“
„Wahrscheinlich nicht.“
„Und du bist nicht verzweifelt auf Männersuche.“
„Aber jeder wird denken, dass ich diesen Kochkurs nur gebe, um Männer kennenzulernen.“
„Soll ich ein Schild malen, auf dem steht, dass es nicht so ist?“
Jenna funkelte ihre Mitarbeiterin an. „Bring mich nicht zum Äußersten!“
„Ach bitte! Ich bin hier der harte Knochen, nicht du.“ Ihr Handy zirpte. Grinsend griff sie in die Schürzentasche und verkündete: „Die ist von Cliff.“
„Oh ja. Du bist echt ein harter Knochen. Praktisch ein Marine!“
„Ich hör dir gar nicht zu“, erklärte Violet, die auf ihr Display schaute und dann lachte. „Er will wissen, ob er sich Sorgen machen muss wegen der ganzen attraktiven alleinstehenden Männer, die mit mir anbändeln wollen.“
Jenna sah sich in dem leeren Laden um. „Ich würde sagen, Nein.“
Zunächst hatte sie den Kochkurs für Singles ja für eine gute Idee gehalten, doch jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Sie wusste nicht, was schlimmer war – wenn viele kamen oder überhaupt niemand. Dabei musste sie sich innerlich noch immer von der Verabredung mit Dr. Mark erholen. Ganz zu schweigen von dem Stress, ein neues Unternehmen aufzubauen und – hey – neue Eltern zu haben. Da blieb nicht viel Zeit fürs Privatleben.
Violet steckte ihr Handy zurück in die Schürzentasche. „Ich habe ihn daran erinnert, dass ich noch immer arbeite und nicht die ganze Zeit simsen kann.“
„Seht ihr euch heute Abend?“, fragte Jenna, obwohl sie die Antwort schon ahnte.
„Hmm.“
„Ihr trefft euch
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