jennissimo (German Edition)
stundenweise einspringt, aber ich glaube, wir brauchen noch eine.“
„Wie laufen die Kochkurse?“, fragte Beth.
„Wunderbar.“
Sie gingen in den Küchenbereich im hinteren Teil. Jenna schenkte sich und ihrer Mutter Kaffee ein, während Violet sich um die Kunden kümmerte.
Jenna reichte Beth eine kleine Suppenschale. „Sag mir, was du denkst.“
Beth probierte einen Löffel. Die Suppe hatte offensichtlich eine Tomatenbasis, aber da war noch so viel mehr. Sie schmeckte würzig und ein klein wenig rauchig.
„Fantastisch!“, sagte sie zwischen zwei Löffeln. „Sehr ungewöhnlich.“
„Brasilianisch.“
Beth starrte sie an. „Seit wann kochst du brasilianisch?“ „Ich habe in letzter Zeit alles Mögliche ausprobiert.“ „Nun, die Suppe ist wirklich köstlich. Ist das Rezept kompliziert, oder könnte ich sie auch machen?“
„Klar könntest du das.“ Jenna hob die Augenbrauen. „Schmeckt es dir wirklich? Oder sagst du das nur so?“
Wenn Beth es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gedacht, dass ihre Tochter Kritik geradezu erwartete. „Du weißt doch, dass du immer tolle Ideen für neue Rezepte hast. Die Suppe istgrandios. Die solltest du in einem deiner Kurse kochen. Wo wir gerade davon sprechen – wie ist es gelaufen? Irgendwelche vielversprechenden Männer?“
„Drei Männer und zwölf Frauen. Ich hatte keine Chance.“ Jenna zuckte die Achseln. „Aber der Kurs selbst war gut. Wir haben ein einfaches Pastagericht zubereitet. Jetzt werde ich ein paar komplette Menüs zusammenstellen, die man im Voraus kochen und dann einfrieren kann.“
„Klingt gut. Nicht jeder kann wie du nur aus Crackern und Pfeffer ein leckeres Abendessen machen.“
„Selbst ich hätte da meine Schwierigkeiten.“ Sie blickte über Beths Schulter.
Beth drehte sich um. „Was ist?“
„Oh, ich frage mich nur, wann Serenity wieder reinschneit. Sie kommt inzwischen fast jeden Tag.“
„Sie ist ganz allein in einer fremden Stadt.“
„Ich weiß, aber muss sie deswegen ständig hierherkommen?“ Jenna sah ihre Mutter an. „Und wenn ich schon dabei bin, mich zu beschweren – warum stellst du dich eigentlich immer auf ihre Seite?“
„Ich kann sie verstehen. Vergiss nicht, Jenna: Ich bin diejenige, die dich bekommen hat. Und sie ist diejenige, die dich weggeben musste.“
„Das war doch ihre eigene Entscheidung. Und ich bin froh, dass sie so entschieden hat. Meine Kindheit war toll. Aber sie sagt immer, wie sie darauf gewartet hat, dass ich mich bei ihr melde. Dass sie und Tom dachten, ich würde irgendwann mehr über meine Familie herausfinden wollen. Dann bekomme ich immer ein schlechtes Gewissen, weil ich mir nie ernsthaft Gedanken über sie gemacht habe.“
Beth blickte sich in dem bunten Laden um. Musik drang aus unsichtbaren Lautsprechern, der Duft von Basilikum und Grillhähnchen hing noch vom letzten Kochkurs in der Luft. Sonnenlicht ergoss sich durch ein großes Fenster in den Raum.
„Was für ein einladender Raum“, sagte Beth sanft. „Versuchdoch, etwas geduldiger zu sein.“
„Sie nennt mich ‚meine Tochter‘. Am Anfang nur ab und zu, inzwischen aber fast in jedem zweiten Satz.“ Jenna wartete nur darauf, dass Beth jetzt sauer wurde.
Beth trank einen Schluck Kaffee. „Du bist doch ihre Tochter.“
Jenna stöhnte auf. „Du gehst mir wirklich auf die Nerven! Könntest du dich nicht benehmen wie jeder andere normale Mensch? Sie hat mir sogar eine Verabredung mit einem Mann organisiert, den sie aus ihrem Healing Center kennt. Ellington. Offensichtlich passen seine Aura und meine gut zusammen.“
Ein Date ging bestimmt selbst Beth zu weit, doch die zuckte nur mit den Achseln. „Vielleicht gefällt er dir ja.“
„Das bezweifle ich, aber egal.“ Jenna senkte die Stimme. „Mir würde das ja alles nicht so viel ausmachen, wenn es mir nicht so gezwungen vorkommen würde. Wenn wir jemals eine Verbindung zueinander aufbauen wollen, dann braucht das eben Zeit. Aber sie versucht es mit aller Gewalt.“
„Vielleicht will sie die verlorene Zeit aufholen. Du solltest ihr eine Chance geben, Liebling. Ihr beide habt viel gemeinsam.“
„Gene allein reichen für eine Beziehung nicht.“
„Aber das ist schon mal ein Anfang. Du bist ihr sehr ähnlich. Es heißt immer, dass die Intelligenz von der Mutter vererbt wird.“
Jenna stellte ihre Kaffeetasse ab und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie kennt mich nicht. Wenn da so etwas wie Liebe sein sollte, dann liebt sie nur eine
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