jennissimo (German Edition)
Menschen durch die Kochkurse.“
„Stimmt“, sagte Jenna. „Ich arbeite gerne mit Menschen, was mich selbst am meisten überrascht. Ich finde es toll, wenn Leute ein Gericht kochen, das sie sich niemals zugetraut hätten, und dann nach Hause gehen, um es für ihre Familie zuzubereiten.“
„Ich wollte nicht sagen, dass der Laden ganz und gar falsch für dich ist“, sagte Serenity sanft. „Ich frage mich nur, ob es sich dabei wirklich um deine Berufung handelt.“
„Das muss Jenna schon selbst entscheiden“, erklärte Beth. „Schließlich ist es ihr Leben.“
„Sehr richtig, aber wir müssen unsere Kinder anleiten.“
Jenna ist mein Kind, nicht deines. Beth spürte Wut in sich aufsteigen, bemühte sich aber angestrengt, ruhig zu bleiben. Wir sprechen nur eine andere Sprache, sagte sie sich, mehr nicht. Serenity würde nicht lange bleiben. Irgendwann musste sie wieder in ihr eigenes Leben zurückkehren, und dann lag das alles hinter ihnen.
„Manches an meinem Beruf als Chefköchin habe ich wirklich geliebt“, sagte Jenna. „Aber es war nicht das Richtige für mich.“
„Das Leben ist eine Entdeckungsreise“, bemerkte Serenity.
„Interessant.“
Beth begriff auf einmal, dass Jenna tatsächlich ernsthaft über Serenitys Worte nachdachte und überlegte, ob der Laden wirklich das Richtige für sie war. Am liebsten hätte sie ihre Tochter am Arm gepackt und sie geschüttelt. Gerade erst war ihre Tochter nach Hause zurückgekehrt, und jetzt sollte sie sie schon wieder verlieren?
Sie kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. In den nächsten Wochen würde gar nichts geschehen. Nichts wurde so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Ihr gelang es, ruhig zu atmenund sich genug zu entspannen, um zu lächeln. Doch als sie Serenity anblickte, musste sie feststellen, dass sie diese Frau mit einem Mal nicht mehr annähernd so sympathisch fand wie zuvor.
Jenna war eifrig in ihrer Küche zugange. Heute Abend sollte das Blind Date mit Ellington aus dem Healing Center stattfinden. Inzwischen bereute sie es, dass sie dieser Verabredung zugestimmt hatte. Es war schon schlimm genug, jemanden zu treffen, den man nicht kannte, schlimmer aber war, dass er danach Serenity vermutlich Bericht erstatten würde. Und dann würde ihre biologische Mutter die ganze Sache zweifellos anhand von Chakren und Mondphasen analysieren.
Hinzu kam, dass sie angeboten hatte, zu kochen.
Natürlich wäre das alles kein Problem gewesen, wenn sie einfach irgendein Kochbuch aufgeschlagen und ein Rezept ausgewählt hätte. Doch nein. Stattdessen hatte sie beschlossen, sich selbst etwas auszudenken.
Zuerst hatte sie überlegt, indisch zu kochen. Serenity hatte sie auf die Idee gebracht, weil sie sagte, dass Ellington die indische Küche mochte. Bisher hatte sie nur selten indisch gekocht, und wenn, dann nur einfache Gerichte, mit denen man niemanden beeindrucken konnte. Aber sie war wild entschlossen gewesen, etwas Neues auszuprobieren – und die ausgetretenen Pfade zu verlassen, schien dabei zu helfen.
Zunächst hatte sie mit den üblichen indischen Gewürzen begonnen, bis ihr klar wurde, dass indisch und mexikanisch ähnlich schmeckte. Beide Küchen benutzten Kreuzkümmel und Koriander. Konnte man die beiden Richtungen nicht vereinen?
Drei Stunden später, als sie die Soße auf die Hühnchen-Enchiladas goss, fragte sie sich, was zum Teufel sie sich eigentlich dabei gedacht hatte. Am Ende würde das Essen noch ein komplettes Desaster werden.
Oder fantastisch.
Sie schob die Enchiladas in den Ofen, stieß ein kleines Stoßgebet aus und schüttete Tortillachips in eine Schüssel. WenigeSekunden später klingelte es an der Tür. Bevor sie öffnete, atmete sie einmal tief durch.
Ellington war groß und attraktiv, er hatte blonde Haare und blaue Augen. Als er sie sah, begann er zu lächeln, und sie verspürte so etwas wie Vorfreude. Vielleicht hatte sie Serenitys Männergeschmack doch falsch eingeschätzt.
„Jenna? Ich bin Ellington.“
„Schön, dich kennenzulernen“, sagte sie. Als sie sich die Hand gaben, sprang eindeutig ein Funke über. Nett, dachte sie. Der Abend könnte nett werden.
„Wir werden mit Freunden von dir essen?“, fragte er, als er ihr in die Wohnung folgte.
„Violet arbeitet für mich. Ihren Freund Cliff kenne ich noch nicht, doch wie man hört, soll er toll sein.“
„Ich lerne gern neue Leute kennen.“
Wieder lächelte er, und auf einmal hatte sie das Gefühl, ihn irgendwoher zu kennen. Sie musterte ihn
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