jennissimo (German Edition)
seine Augen und sein freundliches Gesicht. Entweder das, oder sie hatte zu viel Zeit mit Serenity verbracht.
„Ich mag gute böse Mädchen“, sagte der Mann.
Sie hätte sich über seine Worte ärgern sollen und fand es seltsam, dass sie es nicht tat. „Tut mir leid. Ich bin weder böse noch zu haben.“
„Wären Sie bereit, einmal eine Ausnahme zu machen?“
„Nein.“
„Zu schade.“
So wie er grinste, hätte sie am liebsten zurückgelächelt.
In diesem Moment gesellten sich Serenity und Beth zu ihnen.
„Du hast meinen ältesten Sohn also schon kennengelernt“, sagte Serenity. „Dragon, das hier ist Beth, Jennas andere Mutter.“
Violet sah, wie Beth sich angesichts der Bezeichnung kurz versteifte, um dann aber herzlich Dragons Hand zu schütteln.
„Ich wusste nicht, dass Sie zu Besuch kommen.“
„Das habe ich auch in allerletzter Minute beschlossen. Ich wollte meine Schwester kennenlernen.“
„Woher kommen Sie?“, fragte Violet.
„San Francisco. Ich bin Anwalt.“
Serenity zuckte zusammen. „Wirtschaftsanwalt“, fügte sie hinzu und klang, als ob ihr Sohn außerdem in seiner Freizeit Kinder entführte.
Dragon beugte sich unbeeindruckt vor, um Violet ins Ohr zu flüstern: „Schlimmer noch, ich esse F-L-E-I-S-C-H. Aber sprechen Sie das Wort nicht laut aus, sonst fängt sie entweder an zu weinen oder wird ohnmächtig.“
„Mein Mann leitet ein paar Banken hier in Texas“, verkündete Beth. „Die Wirtschaftswelt kann wirklich aufregend sein.“
„Sehr richtig.“ Dragon zwinkerte ihr zu. „Deswegen gefällt sie mir ja so.“ Er wandte sich wieder an Violet. „Arbeiten Sie schon lange für Jenna?“
„Seit sie den Laden aufgemacht hat, also ein paar Monate.“
„Nicht.“ Serenity legte eine Hand auf seinen Rücken. „Noch ist nicht der richtige Zeitpunkt.“
„Zeitpunkt wofür?“, fragte Violet verwirrt.
Dragon seufzte. „Sie sagt mir damit, dass ich mich nicht um Sie bemühen soll. Zumindest jetzt nicht.“
„Und das weißt du woher?“, fragte Beth.
„Ich kann es spüren.“ Serenitys Stimme war ruhig wie immer. „Violet, wenn die Zeit kommt, können Sie Dragon vertrauen. Egal, wie er auch nach außen wirkt, er ist ein netter Kerl. Ich habe gesehen, wie er als Junge mit kleineren Kindern gespielt hat. Da war er immer so sanft und freundlich.“
Dragon stöhnte auf. „Mom, bitte! Ich habe hier einen Ruf zu verlieren. Jetzt fang nicht mit dem Gerede über gerettete Kaninchen an, ich bitte dich! Frauen finden so was nicht sexy.“
Violet hingegen wunderte sich eher über Serenitys Aussage, dass sie Dragon vertrauen könnte. Wieso sollte sie?
Beth verdrehte die Augen. Violet musste ein Grinsen unterdrücken. Diese beiden Mütter hätten unterschiedlicher nicht sein können. Serenity war groß und dünn mit langem, dunkelrotem Haar und ungeschminkt. Das Kleid reichte ihr fast bis an die Fußknöchel und war so bunt, dass sie überall herausstach. Beth war blond und dezent geschminkt. Sie trug eine maßgeschneiderte Hose und ein tailliertes Jackett, das ihrer Figur schmeichelte.
Serenity war exotisch, während Beth eher normal wirkte. Doch wenn Violet hätte wählen müssen, hätte sie sich für Beth entschieden. Sie schien ihr zuverlässiger.
„Wie kommuniziert das Universum eigentlich mit dir?“, fragte Beth. „Per E-Mail? Oder ist es eine Stimme in deinem Kopf?“
Serenity ließ sich von der Frage nicht aus der Ruhe bringen, hakte ihren Sohn unter und lehnte sich an ihn. „Es ist eher so, als würde eine ungestellte Frage beantwortet.“
„Wie praktisch.“
Violet hatte vielleicht keine Direktleitung zum Universum, aber sie konnte es spüren, wenn Ärger im Anmarsch war. Dragon offensichtlich auch. Bevor sie Beth zur Seite ziehen konnte, hatte er bereits einen Arm um Serenitys Hüfte gelegt.
„Hast du Lust auf einen Spaziergang?“, fragte er. „Ich würde gerne den Park sehen, von dem du mir erzählt hast.“
„Das ist eine schöne Idee.“
Sie lächelte Beth zu, dann drehten die beiden sich um und gingen.
Beth sah ihnen hinterher. „Ich mag sie ja, aber manchmal wird sie mir einfach ein bisschen zu viel.“
„Sie ist ein wenig sprunghaft“, stimmte Violet zu.
„Wie ist denn ihr veganer Kochkurs gelaufen?“
„Du hast ja gesehen, wie voll er war, also gut. Die Frage ist nur, ob die Leute auch ein zweites Mal kommen?“
„Da können wir nur hoffen“, sagte Beth fröhlich.
„Sie ist einfach überall“, erklärte Beth ihrem Mann am
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