jennissimo (German Edition)
perfekte Konsistenz.
„Fantastisch!“, sagte Jenna. „Wirst du den in deinem nächsten Kurs backen?“
„Das weiß ich noch nicht.“
Entgegen ihren Befürchtungen liefen die veganen Kochkurse wirklich gut. Sie waren ausgebucht, und danach waren immer alle Zutaten-Tütchen ausverkauft.
Serenity sah sie an. „Genau so habe ich es mir gewünscht. Dass wir beide zusammenarbeiten. Das habe ich mir immer auf die eine oder andere Weise vorgestellt. Manchmal sehe ich es direkt vor mir, wie es wäre, wenn du als meine Tochter aufgewachsen wärst, auf dem Weingut, als Teil von allem.“
Jenna fühlte sich nicht wohl, wenn Serenity so über ein Leben sprach, das nie ihres gewesen war. Auch wenn sie es indessen wirklich genoss, Zeit mit Serenity zu verbringen, so würde doch Beth immer ihre Mutter sein, daran sollte sich auch nichts ändern.
„Das wäre anders gewesen“, war alles, was sie herausbrachte. Wenigstens war es im Laden gerade sehr ruhig, und sie führten dieses Gespräch nicht etwa vor zwanzig Fremden.
„Ich habe immer diese Schuld mit mir herumgetragen“, fuhr Serenity fort. „Weil ich dich zur Adoption freigegeben habe. Ich habe mich wieder und wieder gefragt, ob ich nicht doch mehr um dich hätte kämpfen müssen. Ob ich mich meinen Eltern hätte widersetzen sollen. Wenn ich dich behalten und Tom und ich früher geheiratet hätten, dann wäre alles anders gekommen. Wer weiß, wohin uns das geführt hätte? Wolf und Tom hätte ich nicht bekommen, dafür aber andere Kinder. Es wäre ein alternatives Universum entstanden.“
Jenna konnte ihre etwas verquere Logik beinahe nachvollziehen. „Du musst dich nicht schuldig fühlen. Ich hatte eine wundervolle Kindheit. Du hast das Richtige getan.“
„Vielleicht. Ich schätze, wir werden es nie herausfinden.“ Sie brachte ein zittriges Lächeln zustande. „Ich wollte immer ein Dutzend Kinder haben, hatte aber nie das Gefühl, dass ich sie verdiene.“
„Warum denn nicht?“
„Weil ich dich verlassen habe. Ich denke mal, das war meine Art, mich dafür zu bestrafen.“
„Schade, dass du das getan hast. Du bist eine tolle Mutter.“
„Schuldgefühle zeigen sich auf unterschiedlichste Art und Weise.“
Davon konnte Jenna ein Lied singen. Lang genug hatte sie selbst mit ihren Schuldgefühlen gerungen und sich ständig gefragt, was sie falsch machte. Sie hatte sich schuldig gefühlt, weil sie es nicht ertragen konnte, wie Aaron sie ignorierte, und weil sie ihm unterstellte, dass er sie betrog – wobei sich das ja später als wahr herausgestellt hatte. Inzwischen war sie überzeugt, dass die meisten ihrer Schuldgefühle reine Zeitverschwendung gewesen waren.
Serenity wusch das Messer in der Spüle ab. „Ich wollte in all den Jahren immer wieder Kontakt mit dir aufnehmen. Aber gleichzeitig sagte ich mir, dass du es bist, die zu uns kommen müsste, und beschloss, zu warten, egal wie lange es dauert. Nur dass dann alles anders wurde.“
Wo wir gerade von Schuldgefühlen sprechen, dachte Jenna, da schleichen sie sich gerade wieder von hinten an. Sofort hatte sie das Gefühl, sich verteidigen zu müssen, erklären zu müssen, dass sie ein eigenes Leben und eine eigene Familie gehabt und deswegen nichts vermisst hatte.
„Ich möchte dir kein schlechtes Gewissen machen“, sagte Serenity schnell.
„Ich weiß.“ Interessant war, dass Jenna ihr tatsächlich glaubte. „Wir schaffen neue Erinnerungen, wenn ich nach Napa Valley komme.“
„Das wird herrlich!“, versprach Serenity. „Ich kann es kaum erwarten, dass du endlich unser Haus siehst. Wir haben eine riesige Fensterfront mit Blick auf die Weinberge. Oh, es ist so wunderschön und voller heilender Energie. Wolfs Haus steht gleich daneben. Seine Frau wirst du auch mögen. Jasmine ist so ein wertvoller Mensch. Sie webt ihre eigenen Kleider.“
Aber selbstverständlich, dachte Jenna und hätte beinahe die Augen verdreht. „Das ist ziemlich zeitaufwendig.“
„Ist es. Sie kauft die Rohbaumwolle von einem Farmer in der Nähe. Und statt einer Mülltonne besitzen Jasmine und Wolf ein Schwein. Du wirst das alles sehen und auch unsere Nachbarn kennenlernen. Es gibt so vieles, was wir dir zeigen wollen.“
„Aber ich werde nur ein paar Tage dort sein.“ Jenna fürchtete schon, in eine Falle getappt zu sein. „Und ich werde irgendwann wiederkommen. Ich muss nicht alles auf einmal sehen.“
„Ich möchte diese neuen Erinnerungen schaffen“, erklärte Serenity. „Und zwar so viele wie
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