jennissimo (German Edition)
hinter sich und erwartete, dass es Beth wäre. Doch als sie sich umdrehte, stand Tom vor ihr.
„Ich weiß, wie schwer das für dich ist“, sagte er, die dunklen Augen auf sie gerichtet. „Aber wir würden uns wirklich freuen, wenn du kommst. Jetzt ist es dort besonders schön. Alles blüht. Neues Leben entsteht. Deine Mutter …“ Er räusperte sich. „Serenity hat in den ersten sechs Monaten jede Nacht geweint, sie hatte morgens in der Schule immer ganz geschwollene Augen. Beth und Marshall sind wundervoll, aber sie hatten dich dein ganzes Leben lang. Bitte, Jenna, gib uns nur diese paar Tage!“
Diese flehentliche Bitte aus tiefstem Herzen konnte sie schlecht abschlagen. Vielleicht verstand sie Serenity nicht immer, aber sie war freundlich und liebevoll. Das zumindest konnte sie ihr zurückgeben. Sie holte tief Luft.
„Klar“, sagte sie dann. „Ich komme mit euch.“
14. KAPITEL
V iolet zappelte vor Ungeduld, so aufgeregt war sie wegen ihres neuen Kleides. Cliff hatte sie ins Theater eingeladen, und sie wollte für ihn einfach perfekt aussehen. Sie hatte sogar ausnahmsweise ihre Haare geföhnt. Weiche Wellen umrandeten ihr Gesicht und unterstrichen ihr dezentes Make-up und den schlichten Schmuck.
Doch das Kleid selbst war der Hammer: ein blaues Cocktailkleid, das bis an die Waden reichte. Das taillierte Oberteil war mit schwarzen Perlen bestickt, der Rock bauschte sich in vielen Tüllschichten.
In einem Secondhandladen hatte sie eine schwarze mit Perlen bestickte Abendtasche gefunden, sie trug Stuart-Weitzman-Pumps und fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben wie eine Prinzessin.
Als Cliff klopfte, musste sie sich auf die Lippe beißen, um nicht vor Freude aufzulachen. Sie eilte zur Tür und riss sie auf.
„Hi!“
Statt etwas zu entgegnen, musterte er sie finster. „Was hast du da an?“
Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn in die Wohnung, wo sie sich einmal im Kreis drehte. „Ist das nicht unglaublich? Noch nie in meinem Leben war ich so begeistert von einem Kleid. Ich bin so froh, dass wir wohin gehen, wo ich es auch tragen kann.“
„Woher hast du das?“
„Das Kleid? Aus einem Outlet.“ Ihre Freude verblasste. „Gefällt es dir nicht?“
„Ich kenne deinen Stil. Normalerweise kleidest du dich nicht so.“
Sie fixierte ihn, konnte aber nicht erkennen, was er dachte.
„Ich war mit Beth einkaufen.“ Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie verletzt sie war. Sie hatte das nur für ihn getan, aber jetzt lief alles irgendwie aus dem Ruder. „Jennas Mutter. Sie hat mir geholfen, verschiedene Kleider auszusuchen.Ich wollte mich einfach schöner kleiden. Ich wollte, dass du stolz auf mich bist.“
Cliff rollte die Schultern nach vorn, sein Gesichtsausdruck entspannte sich. „Das hättest du nicht tun müssen, Violet, ich bin sowieso stolz auf dich. Du siehst immer wunderschön aus!“ Er lächelte. „Vor allem heute Abend.“
Sie sah ihn an. „Warum warst du dann zuerst so sauer?“
Er zuckte die Achseln. „Nicht direkt sauer“, begann er, um dann den Kopf zu schütteln. „Okay, wem will ich hier was vormachen? Ich war eifersüchtig wie verrückt. Du siehst so fantastisch aus, und ich dachte, du würdest mir sagen, dass du mich nicht mehr sehen willst. Dass es vorbei wäre.“
„Aber Cliff“, flüsterte sie. „Das würde ich doch niemals tun. Ich habe das Kleid für dich gekauft. Ich wollte alles sein, was du dir wünschst.“
Er berührte ihre Wange. „Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet! Tut mir leid, ich war ein kompletter Idiot.“
„Ist schon gut. Ich verstehe das.“ Wir beide sind in der Vergangenheit tief verletzt worden, dachte sie. Das hatten sie gemeinsam. Natürlich war Cliff nicht gerade der aufregendste Mann der Welt, aber das war schon in Ordnung. Bei ihm fühlte sie sich sicher, und das war das Wichtigste.
Als eine kleine Stimme in ihrem Kopf flüsterte, dass sie sich ihm niemals wirklich würde hingeben können, wenn sie ihm nicht die Wahrheit über ihre Vergangenheit sagte, achtete sie nicht darauf. Wenn sie auf diese Weise mit Cliff zusammenbleiben konnte, war sie gern bereit, die Konsequenzen auf sich zu nehmen.
Serenity schnitt den Kuchen auf und verteilte die Scheiben auf die Pappteller, die sie im Laden immer benutzten. Jenna probierte, überzeugt, dass der Geschmack sie überraschen würde, und so war es. Der Kuchen war saftig, die Zimtfüllung bildete einen schönen Kontrast zu der Süße. Selbst die Glasur hatte die
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