jennissimo (German Edition)
sie.
Jenna klammerte sich an sie, dankbar für das vertraute Gefühl bedingungsloser Liebe.
„Du weißt, dass Serenity sich das alles auf die Fahne schreiben wird“, sagte Beth, als sie sich wieder aufrichtete und seufzte.
„Wie könnte sie?“
„Nun, deine Kreativität hast du von ihr.“
„Vermutlich. Auf ihrer Seite der Familie ist immer viel gekocht worden.“
„Darüber könnt ihr sprechen, wenn du sie besuchst.“
Jenna fasste sie am Arm. „Mom, ist es für dich wirklich okay, dass ich nach Kalifornien gehe?“
„Aber natürlich. Es ist wichtig für dich, sie besser kennenzulernen. Freust du dich denn nicht auf die Reise?“
„Ein wenig. Aber es scheint, dass Serenity einfach alles in diese fünf Tage packen will. Ich würde es lieber etwas langsamer angehen.“
„Sie möchte eben die verlorene Zeit nachholen.“
„Das sagt sie auch.“ Jenna brach ab, nicht sicher, wie viel sie erzählen durfte.
Ihre Mutter lächelte. „Ist schon gut. Ich weiß, dass ihr beide miteinander sprecht. Ihr entwickelt gerade eine Beziehung zueinander, und ich finde, das ist gut. Vergiss nicht, dass das alles meine Idee war.“
Jenna beschloss, sie beim Wort zu nehmen. „Wir kommen gut miteinander zurecht. Sie ist gar nicht so komisch, wie ich anfangs dachte. Und du hast recht – wir haben einiges gemeinsam. Gene kann man eben nicht ignorieren. Mein Talent fürs Kochen scheine ich von ihrer Seite der Familie zu haben. Ich freue mich darauf, Wolf und seine Frau zu treffen und das Weingut zu sehen. Aber ich weiß immer nicht, wie ich reagieren soll, wenn sie sagt, wie schuldig sie sich wegen der Adoption fühlt. Denn ich bin so froh, dass sie mich weggegeben hat.“
„Das hat sie gesagt?“
„Ja. Ich glaube, sie bedauert es. Sie sagte, sie hätte sich gegen ihre Eltern wehren und mich behalten müssen.“
Beth presste die Lippen zusammen. „Sie hat doch noch andere Kinder. Reicht das denn nicht?“
„Anscheinend nicht. Sie sagte, sie hätte sogar noch viel mehr Kinder gewollt, aber ihre Schuldgefühle hätten sie daran gehindert.“
„Also bitte!“, blaffte Beth. „Sie hat nicht aufgepasst und wurde als Teenager schwanger. So was passiert, seit es Menschen gibt. Dann hat sie ihr Kind zur Adoption freigegeben und mitihrem Leben weitergemacht. Findest du nicht, dass sie das alles ein wenig dramatisiert? Dass sie einfach um noch mehr Aufmerksamkeit bettelt?“
Jenna starrte ihre Mutter an. „Wie meinst du das?“
„Serenity ist doch eine echte Drama Queen! Immer geht es nur um sie. Ist dir noch nie aufgefallen, dass es ständig um ihre Gefühle und ihre ganzheitliche Weltsicht und ihre Verbindung mit dem Universum geht?“ Beth malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. „Nie spricht sie über etwas, das nicht direkt mit ihr zu tun hat. Sie stellt keine Fragen. Sie ist egoistisch und narzisstisch.“
Jenna war wie vom Donner gerührt. „Du magst sie nicht! Und ich dachte, ihr beide kommt miteinander klar.“
„Sie ist ganz nett, auf ihre Weise“, brummelte Beth. „Solange es einen nicht stört, immer nur über sie zu reden. Aber das ist es ja gar nicht, was mich so aufregt. Was mich echt sauer macht, ist, dass sie behauptet, du wärst bei ihr besser aufgehoben gewesen.“
„Das hat sie so nicht gesagt.“
„Aber das steckt doch hinter ihren Schuldgefühlen. Als ob sie dich irgendwo am Straßenrand zurückgelassen hätte. Wofür sollte sie sich schuldig fühlen? Du wurdest jede Sekunde deines Lebens geliebt und umsorgt. Will sie vielleicht behaupten, sie hätte es besser gekonnt? Dass wir schlechte Eltern waren?“
„Ich glaube nicht, dass es darum geht“, murmelte Jenna. Sie fühlte sich unwohl dabei, Serenity verteidigen zu müssen.
„Natürlich nicht – denn das würde ja bedeuten, dass sie mal an jemand anders denken müsste als an sich selbst.“ Beth schüttelte den Kopf. „Sie macht das gut, das muss ich schon sagen. Sie hat es geschafft, sich in jede Ecke deines Lebens zu schleichen. Sie hat dir sogar den Freund ausgesucht.“
„So war das nicht!“
„Ach nein?“
„Du wolltest doch, dass ich sie kennenlerne!“ Jenna kapierte nicht, worüber sie eigentlich stritten.
„Ich weiß, und dazu stehe ich noch.“ Beth seufzte. „Sie isteinfach so verdammt nervig. Und jetzt schaust du dir das Weingut an, das sie nach dir benannt haben. Wenn du ihnen so wichtig gewesen bist, warum haben sie sich dann nicht früher gemeldet? Warum haben sie nicht den Kontakt
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