Jenny und der neue Vater
zurückkommen, das kann ich nicht, nachdem ich festgestellt habe, was ich alles versäumt habe.“
„Habe ich nicht immer gut für dich besorgt?“, fragte er verbittert.
„Es die viele Dinge, die nicht mit Geld zu bezahlen sind. Das hast du es heute nicht begriffen. Nun geh bitte, ich halte dieses Gespräch für beendet.“
Verblüfft sah Alexander, wie Kirsten sich einfach umdrehte und ins Haus ging. Was sollte er denn noch tun?
*
Björn freute sich auf diesen Abend. Ganz entspannt und gemütlich wollte er ihn mit Kirsten und Jenny verbringen, mit fröhlicher Unterhaltung, Spielen und einem guten Glas Wein. Das Geschäft war längst geschlossen, die Abrechnung abgeschlossen, und nur noch etwas Büroarbeit lag auf seinem Schreibtisch. Doch das würde er einfach bis zum nächsten Tag liegen lassen. Für heute war es mehr als genug.
Sorgfältig verschloss er alle Türen, dann ging er hinaus zu seinem Wagen. Wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich ein Mann vor ihm. Der teuren eleganten Kleidung nach vermutete Björn nicht, dass es sich hier um einen Raubüberfall handelte; im Gegenteil, er hatte eine Vermutung, wer der Fremde sein könnte.
„Kann ich Ihnen helfen?“, erkundigte er sich leicht ironisch. „Wollten sie mich vielleicht nach dem Weg oder der Uhrzeit fragen?“ Dabei musterte er Alexander, der es natürlich nicht lassen konnte, den Mann selbst aufzusuchen, der offensichtlich das Herz und die Freundschaft seiner beiden Mädchen erworben hatte.
Alex Hillersen besaß etwa die gleiche Größe und Statur wie auch Björn König, doch er hatte schwarzes glattes Haar, tief in den Höhlen liegende blass-blaue Augen und einen schmalen verkniffenen Mund.
„Meinen Weg kenne ich nun wirklich allein“, knurrte Alex. „Björn König, ja? Sie sind der Mann, der sich in meine Ehe gedrängt hat und mir jetzt sogar meine Tochter abspenstig machen will. Das werde ich nicht zulassen! Sehen Sie sich vor! Lassen Sie meine Frau in Ruhe, vor allem lassen Sie Ihre Finger von ihr! Und meine Tochter geht Sie auch nichts an.“
„Sind Sie fertig?“, erkundigte sich Björn kalt. Er war empört über diesen Wegelagerer, der die Dreistigkeit besaß, ihm hier aufzulauern, Vorwürfe zu machen und ihm regelrecht zu drohen. Björn wartete erst gar keine Antwort ab. „Dann will ich Ihnen folgendes sagen: Kirsten, die nur auf dem Papier noch ihre Frau ist, hat das eigene und freie Recht sich zu entscheiden, mit wem sie eine Beziehung unterhält. Und wenn sie das gerne mit mir tun möchte, dann gibt es nichts und niemanden, der sie daran hindern kann. Immerhin ist sie dreimal sieben und nicht minderjährig oder gar von Ihnen abhängig. Sie hatten über viele Jahre hinweg die Möglichkeit das Herz von Kirsten mit Liebe an sich zu binden. Stattdessen haben Sie sie mit Ihren Szenen und dauernden Beschuldigungen fortgetrieben. Und selbst jetzt, da Kirsten sich von Ihnen lösen will, um endlich leben zu können, wollen Sie Ihr das Leben schwer machen. Ebenso ist es mit Jenny. Haben Sie überhaupt gewusst, dass sie eine Tochter haben, Herr Hillersen? Oder war das Mädchen nur ein Stück Inventar, das zur Familie gehört, aber nicht weiter beachtet werden muss? Was wissen Sie denn von Jenny? Kennen Sie ihre Freunde, ihre Hobbys, ihre Abneigungen?“
„Es geht Sie gar nichts an, was ich über meine Frau und meine Tochter weiß oder nicht. Sie sind unerwünscht, und ich warne Sie ein letztes Mal. Hände weg von meiner Familie! Ich werde Kirsten davon überzeugen, dass sie zu mir zurückkehren muss, und Sie stören nur. Ziehen Sie sich zurück, sonst...“
„Sonst was?“, fragte Björn mit hochgehoben Augenbrauen, von diesen Worten nicht sonderlich beeindruckt.
Alex jedoch hatte sich in Rage geredet, seine Stimme war heiser vor Wut und unterdrückter Erregung, und unbewusst ballte er die Fäuste, dass die Knöchel weiß hervortraten. Er machte einen Schritt auf Björn zu, der sich davon jedoch nicht einschüchtern ließ. Stolz und hochaufgerichtet blickte er sein Gegenüber an.
„Ihre Drohungen empfinde ich als lächerlich, Herr Hillersen. Sie wollen mich jetzt also bitte nicht mehr länger belästigen.“
Für Alexander klang das wie purer Hochmut und er fühlte sich Björn auf eine seltsame Weise unterlegen. „So kommen Sie mir nicht davon“, brüllte er. „Sie werden mir jetzt auf der Stelle zusagen, dass Sie sich von meiner Familie fernhalten, dass Sie Kirsten nicht wiedersehen werden“, forderte
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