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Jenny und der neue Vater

Jenny und der neue Vater

Titel: Jenny und der neue Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Martach
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großen Augen auf das übrige Durcheinander aus Blättern, Zweigen und Steinen.
    In diesem Augenblick vergaß Kirsten ihre Angst. Björn lag unter diesem Haufen Unordnung, und er war vielleicht verletzt. Sie musste etwas tun!
    „Komm, hilf mir!“, befahl sie ihrer Tochter, und Jenny nickte ohne Widerstreben. Mit bloßen Händen rissen die beiden an den Zweigen, warfen Steine beiseite und schimpften eifrig vor sich hin, während sie innerlich ein Stoßgebet nach dem anderen gen Himmel schickten. Jenny hielt sich bemerkenswert tapfer.
    „Da, ist das nicht sein Hemd?“ Unter einem dicken Ast fanden sie Björn, fast malerisch von aufgehäuftem Gestein eingerahmt. Und wie durch ein Wunder lag er nicht unter dem herabgerollten Findling oder einem der entwurzelten Baumstämme. Er war zum Glück nur von Schutt und Zweigen bedeckt und bewusstlos. Kirsten griff nach seinem Handgelenk, das sie mühelos erreichen konnte.
    „Gott sei Dank, der Puls geht kräftig“, stellte sie fest. „Komm, Jenny, fass mit an, wie müssen ihn hier herausziehen. Warum ist eigentlich sonst niemand mehr hier?“ Sie schaute sich um, aber nirgends war ein Mensch zu erblicken. „Hoffentlich hat er keine Verletzungen, die wir jetzt noch schlimmer machen könnten.“
    Es war ein Risiko, aber sie mussten den Mann aus seiner misslichen Lage befreien, zu leicht konnte noch mehr von dem Geröll nachrutschen und ihn begraben.
    Noch während Kirsten und Jenny, jede vorsichtig mit einem Arm unter einer Schulter den Mann aus dem unordentlichen Gewirr herauszogen, kam Björn wieder zu sich. Sein Schimpfen klang wie Musik in Kirstens Ohren, denn es bedeutete, dass es Björn vermutlich nicht schwer verletzt war.
    Kirsten beugte sich nieder und strich sanft über die schmutzige Wange des Mannes, der jetzt die Augen aufschlug und etwas verwirrt um sich blickte. Dann kehrte die Erinnerung zurück, und er bewegte vorsichtig seine Glieder, schließlich hob er die Hand und berührte Kirsten an der Wange.
    „Aber du weinst ja, Liebes.“
    „Ja, kann schon sein“, schluchzte Kirsten. „Das ist nur, weil ich so froh bin, dass dir nichts weiter passiert ist.“
    „Und Jenny?“
    „Ich bin hier“, sagte das Mädchen, und auch in ihrer Stimme war die Erleichterung herauszuhören. Sie streckte zögernd die Hand aus und nahm Björns Finger.
    „Jetzt aber Schluss mit dieser Gefühlsduselei“, befand Kirsten energisch. „Bist du irgendwo verletzt? Kannst du aufstehen? Wenn wir noch länger in diesem Platzregen bleiben, werden wir alle uns eine Lungenentzündung holen.“
    Wie um sie Lügen zu strafen, brach die Wolkendecke auf, und die Sonne kam wieder zum Vorschein.
    Björn grinste schief, dann richtete er sich etwas ächzend auf. „O Mann – das hat uns ganz schön erwischt, was? Da muss eine ganze Armee von Schutzengeln aufgepasst haben.“
    Gleich darauf stand er aber fest und gerade, blickte dann auf das Chaos und schüttelte den Kopf.
    „Jetzt kommt, meine beiden Hübschen. Lasst uns diesen Ort verlassen. Ich glaube, uns allen täte ein heißer Kakao und ein Bad gut, was meint ihr?“
    Einmütiges Nicken antwortete ihm. Kirsten fuhr den Wagen zurück ins Hotel, und Jenny hielt die ganze Zeit über die Hand von Björn fest.
    Am nächsten Tag reisten sie ab, zurück nach Hause.
     
    *
     
    „Der Hund kommt nicht mit!“, beharrte Alexander, als er Jenny am Samstagmorgen abholte. Doch das Mädchen stampfte mit dem Fuß auf den Boden und funkelte ihren Vater an. „Othello kommt mit, sonst bleibe ich auch hier. Ich bin schließlich verantwortlich für ihn.“
    „Das wird deine Mutter auch mal erledigen können“, murrte ihr Vater. Er schaute verwundert auf Kirsten, so halsstarrig kannte er seine Tochter gar nicht. Allerdings kannte er sie gar nicht besonders gut. Und überhaupt, wieso besaß sie einen Hund? Warum hatte Kirsten das erlaubt? Und warum durfte ein fremder Mann seiner Tochter einen Hund schenken?
    Alex spürte, wie sich in seinem Innern bereits wieder Eifersucht aufbaute, als er nur daran dachte, dass es noch jemanden geben konnte, für den seine Kirsten mehr übrig haben konnte als einen flüchtigen Blick. Noch wusste er auch nicht, dass Björn mit den beiden im Urlaub gewesen war. Und schon gar nicht wusste er, dass Kirsten ernsthaft über eine Verbindung mit Björn nachdachte.
    Jetzt wollte er einfach seine Tochter für ein Wochenende abholen und stand plötzlich vor dem Problem, sich zusätzlich mit einem Hund abgeben zu müssen.
    „Du

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