Jenny und der neue Vater
sich das Wochenende wirklich nicht vorgestellt. Eigentlich hatte er gar keine rechte Vorstellung gehabt, denn früher hatte ja immer Kirsten dafür gesorgt, dass die Kleine beschäftigt war, oder Jenny hatte friedlich in einer Ecke gesessen und gelesen.
Jetzt aber war Jenny nicht allein, sie tobte mit dem Hund herum und verlangte von ihm, sie beim Gassi gehen zu begleiten. Er hatte noch nie etwas für Spaziergänge übrig gehabt, entdeckte jetzt jedoch, dass sich dabei ungeahnte Möglichkeiten boten, Gespräche zu führen. Alex stellte fest, dass seine Tochter ein wunderbares Lachen besaß.
Warum war ihm das nie vorher aufgefallen? Plötzlich stellte er Fragen nach dem, was Jenny in der Schule lernte, nach ihren Lehrern – und schließlich auch nach ihren Gefühlen. Was er da erfuhr, gefiel ihm nicht besonders, denn er sah sich selbst im Spiegel, mit den Augen eines Kindes. Er schämte sich plötzlich innerlich und nahm sich vor, alles zu tun, um vor seiner Jenny besser dazustehen.
Dieser Vorsatz hielt allerdings nur so lange, bis er zum ersten mal davon hörte, wie vertraut Björn mittlerweile mit Kirsten und Jenny war. Da sah er wieder rot.
Jenny bemerkte im gleichen Augenblick, da sie arglos von dem schönen Urlaub erzählte, welch ein Fehler ihr unterlaufen war. Doch es war zu spät, sie konnte ihre Worte nicht mehr zurücknehmen. Und am veränderten Verhalten ihres Vaters spürte sie, dass er wieder von seiner schrecklichen Eifersucht gequält wurde. Verstimmt und traurig zog sich das Mädchen innerlich zurück. Und doch, die Unfähigkeit von Alexander mit dem Hund zu leben, amüsiert sie. Es fiel dem Mann schwer, daran zu denken, dass das Tier regelmäßig Futter und Wasser brauchte, und wenn Othello das nicht bekam, hatte er seine eigene Art, darauf aufmerksam zu machen.
Außerdem liebte der Hund es die Hände abzuschlecken, um so seine Zuneigung zu beweisen, eine Tatsache, für die Jennys Vater nur wenig Verständnis hatte. Der Hund war für ihn ein Ärgernis, und genau das machte Jenny Spaß. Zudem knabberte Othello leidenschaftlich gern an Schuhen. Zuhause bei Kirsten hatte Jenny ihm einen alten Pantoffel gegeben, den hatte sie allerdings vergessen einzupacken. So hatte Alex das Tier dabei erwischt, als es voller Vergnügen seine Schuhe mit den Zähnen traktierte und war ärgerlich geworden.
Das alles lag jedoch hinter ihnen, als er jetzt Jenny zurück zu ihrer Mutter brachte. Das Mädchen verabschiedete sich kühl von ihm und ging ins Haus, dicht gefolgt von dem Hund.
Alex stand noch vor Kirsten. „Ist es wahr, dass du einen anderen Mann hast?“
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, gab sie kühl zurück. Na ja, irgendwann hatte er es doch einmal erfahren müssen, und zu einer Auseinandersetzung würde es in jedem Fall kommen. Aber sie wollte sich nicht von ihm in die Verteidigung drängen lassen, und deshalb blieb sie betont ruhig und von eisiger Höflichkeit.
„Es geht mich etwas an, denn schließlich ist auch meine Tochter davor betroffen“, ereiferte er sich.
„Es ist auch meine Tochter, und sie akzeptiert diesen Mann mehr als dich. Willst du sonst noch etwas?“
Wut flammte in den Augen des Mannes auf, doch dann beherrschte er sich wieder. „Kirsten, kommt bitte zu mir zurück. Ich liebe dich, und ich vermisse dich. Dich und auch Jenny. Das ist mir in den letzten zwei Tagen richtig klar geworden. Glaube mir, ich brauche dich. Und ich habe mich geändert. Du willst Freiheiten? Bitte, nimm sie dir. Du willst ausgehen und Leute treffen? Aber ja, tu das!“
Kirsten blickte ihren Mann ungläubig an. Dieser Umschwung kam ihr etwas zu plötzlich, und eigentlich glaubte auch nicht an seinen Sinneswandel. „Du bist sicher, dass du so denkst?“, fragte sie vorsichtig.
Und dann sah sie, dass Alex sich im Grunde nicht geändert hatte, er würde bei jeder Gelegenheit gleich wieder seinen Gefühlen freien Lauf lassen.
„Was willst du denn noch?“, fragte er jetzt laut. „Vielleicht auch noch ein Verhältnis vor den Augen von Jenny? Findest du nicht, dass du jetzt ein bisschen zu weit gehst?“
Kirsten schüttelte traurig den Kopf. „Nein, das ist es nicht, was ich will, Alex. Und hast auch nichts verstanden. Aber wirst immer wieder vergessen, was du mir im Augenblick gerne versprechen würdest. Ein solches Versprechen kannst du nicht halten, sobald dich wieder Eifersucht überkommt. Und die wäre da, sobald ich mit Freunden nur ins Kino gehe. Nein, Alex, ich werde nicht
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