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Jenny und der neue Vater

Jenny und der neue Vater

Titel: Jenny und der neue Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Martach
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gar nichts an. Für ein Mädchen in diesem Alter kann das doch nicht normal sein.“
    Kirsten seufzte. „Das macht mir auch Sorgen, Björn. Aber auch, wenn ich sie darauf anspreche, weicht sie mir aus. Sie hat sich ganz auf den Hund fixiert, und ich bin sicher, ihm klagt sie all ihr Leid. Aber es wäre mir auch lieber, wenn sich mit mir reden würde.“
    „Du kannst nichts erzwingen, Kirsten, wir werden uns weiter mit Geduld wappnen müssen. „
    Kirsten barg ihren Kopf an der starken Schulter des Mannes. Wenn sie Björn in dieser Situation nicht gehabt hätte, wäre es auch ihr wesentlich schlechter ergangen. Sie war dankbar für seine Nähe und vor allem für sein Verständnis.
     
    *
     
    Jenny hatte wirklich den Hund zu ihrem Vertrauten auserkoren. Der Welpe schien von Tag zu Tag größer zu werden, blickte sein junges Frauchen immer wieder mit großen Augen an und benahm sich im Übrigen so, wie ein Hund sich zu benehmen hatte. Alles und jeden musste er beschnüffeln, er war etwas tollpatschig und warf Gegenstände um, wedelte eifrig mit dem Schwanz und liebte es, mit Jenny hinaus zu gehen. Sie passte auch auf, dass er sein Geschäft nicht auf Spielplätzen verrichtete, viel zu oft hatte sie selbst sich schon über diese „Tretminen“ geärgert, da musste sie jetzt nicht selbst dafür sorgen, dass welche herumlagen.
    Auch jetzt führte Jenny den Hund an der Leine und lief mit ihm ein wenig ziellos durch die Straßen.
    Warum tat ihr Vater so etwas? Was hatte Björn ihm getan, dass er ihn schlagen wollte? Was war los mit Papa?
    Jenny verstand die Erwachsenen oft ohnehin nicht. Aber dieses hier, das war doch etwas, von dem man sonst höchstens in der Zeitung las. Am liebsten wäre es ihr gewesen, wenn sich die ganze Welt mit einem großen Knall geändert hätte – so dass Papa vielleicht gar nicht ihr Papa war, dass Björn an seine Stelle trat. Und dass Mama wieder fröhlich war und keine Sorgen mehr hatte.
    Jenny ging zum Spielplatz und band Othello in der Nähe an einem Baum, so dass er sich noch gut bewegen konnte. Doch der Hund legte sich nieder, hielt den Kopf auf die Pfoten gelegt und schaute zu seiner Herrin hinüber, die sich auf eine Schaukel setzte und nachdenklich hin und her schwang. Das Tier schien zu spüren, wie es dem Mädchen ging.
    Jenny merkte gar nicht, dass ihr plötzlich Tränen über die Wangen liefen. Es war einfach zuviel, was hier alles auf sie einstürmte. Warum konnte Papa sie denn nicht einfach in Ruhe lassen? Dann konnten sie zusammen mit Björn eine neue Familie sein, und dann würde es auch nie wieder Streit geben.
    Das Mädchen war so tief in Gedanken versunken, dass es gar nicht merkte, wie ein paar Jungen, die als Raufbolde bekannt waren, ganz in ihrer Nähe auftauchten.
    Normalerweise hätte sie den Hund genommen und wäre weggegangen, aber das hatte sie einfach nicht bemerkt, dass sie nicht mehr allein war. Erst als sie die Stimmen der Jungen hörte, wurde sie aufmerksam. Rasch lief sie zu Othello, um mit ihm zusammen davonzulaufen.
    Aber das war zu spät. Julian, der Anführer dieser Rüpel war schneller, er hielt die Leine schon in der Hand, als Jenny das Tier erreichte.
    „Lass meinen Hund los!“, befahl sie mutig.
    Julian lachte auf. „Sie will ihren Hund haben, habt ihr das gehört? – Und was machst du, wenn ich ihn dir nicht gebe? Befiehlst du ihn dann mich zu beißen?“
    „So dumm kann auch nur ein Junge sein“, erklärte Jenny überlegen. „Der ist noch zu jung, um dich zu beißen, aber das weißt du nicht, weil du keine Ahnung hast.“
    Verblüfft hielt Julian inne. Das war ihm noch nicht passiert, dass ein Mädchen ihn mit einem einzigen Satz ins Abseits stellte.
    „Und jetzt gib mir die Leine, und ärgere jemand anders. Ich muss nachdenken“, forderte Jenny hartnäckig.
    Noch immer verblüfft tat der Junge, was Jenny wollte, und seine Kameraden standen still da. Jenny lächelte Julian spöttisch an. „Weißt du, ich finde dich manchmal ausgesprochen nett, wenn du nicht immer den dicken Maxe machst. Niemandem ist damit gedient, wenn du dich prügelst und andere ärgerst. Und wenn du das irgendwann mal versteht und damit aufhörst, dann will ich auch gerne mal ein Eis mit dir essen gehen.“
    Johlendes Gelächter der Bande antwortete auf diese Worte, und eine flüchtige Röte zog in das eigentlich hübsche Gesicht des Jungen, der zwei Jahre älter war als Jenny. Dann machte er eine herrische Bewegung zu den anderen Jungen hin, und die verstummten

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