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Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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heraus. Wie ein begossener Pudel saß er auf dem Sprungbrett und betrachtete seine klebrige Hand. Er hatte sich eine »Poison Ivy« ins Haus geholt, eine rothaarige Terroristin, die sich hinter einer falschen Identität versteckte, wie im gleichnamigen Comic.
    »Idiot! Ich dachte schon, du hörst nie mehr auf«, zischte Lucille völlig außer Atem, lachte dann jedoch und wischte sich die Tränen von den Wangen. »Was für ein Höllenritt!«
    Craigs Herz zerbrach in tausend Stücke. Er war gerade dabei gewesen, sich in Lucille zu verlieben, und nun stellte sich heraus, dass sie zu seinen Erzfeinden gehörte.

28. KAPITEL
     
    Lucille fühlte sich wie eine Verbrecherin, die haarscharf dem Auge des Gesetzes entwischt war. Sie hatte fest damit gerechnet, dass das Federal Bureau of Investigation in der Bellamy-Villa auftauchen und sie zur Rede stellen würde, aber weder Alex Fisher noch ein anderer Special Agent hatte sich bisher blicken lassen.
    Beseelt von einem Gefühl der Freiheit, nach dem sie sich seit der Untersuchungshaft mit jeder Faser ihres Körpers gesehnt hatte, ließ sie sich von Kenneth, dem Wachmann, nach Ende seiner Frühschicht mit nach Downtown nehmen.
    Nun stand sie auf dem Santa Barbara Boulevard, der Hauptstraße, die die Stadt in Ost und West teilte, und fühlte sich herrlich allein, obwohl zahlreiche Menschen an den Geschäften vorbeiflanierten. Doch diese beachteten sie nicht, und außer Ken, der heimgefahren war, wusste niemand, wo sie sich befand.
    Das erste Mal, seit sie sich in Florida aufhielt, hielt sie ihr Gesicht in die Sonne und genoss ihren Aufenthalt. An diesem Tag waren die Temperaturen nicht höher als angenehme 24 Grad gestiegen. Sie trug ein T-Shirt, einen Rock und die Sandaletten, über die Craig an ihrem ersten Arbeitstag geschimpft hatte.
    Gedankenverloren schaute sie in das Schaufenster der Boutique, doch anstatt die Designerkleidung, die die lebensgroßen Puppen zur Schau trugen, sah sie Craig vor ihrem inneren Auge. Wie gern hätte sie ihn jetzt bei sich gehabt! Hand in Hand wären sie den Boulevard entlangspaziert. Das hätte Lucilles Ausflug in die Innenstadt perfekt gemacht. Aber leider musste er arbeiten, sodass sie ihn nicht einmal hatte fragen können, ob er Lust gehabt hätte, sie zu begleiten. Wäre er auf ihren verwegenen Vorschlag eingegangen?
    Wir sind kein echtes Liebespaar, rief sich Lucille ins Bewusstsein.
    Sie spielten allen nur etwas vor, um herauszufinden, wer von den Angestellten heimlich versuchte, Craig einen Grund zu liefern, sie in hohem Bogen zu feuern. Ihr kleines Schauspiel bezog sich nur auf die Villa. Für ihren Plan war es nicht notwendig, Händchen haltend durch Cape Coral zu flanieren. Wahrscheinlich wäre Craig ohnehin nicht mitgekommen, weil er nicht wollte, dass seine Affäre mit einem Dienstmädchen bekannt wurde.
    Er führte genauso wenig eine Liebesbeziehung mit ihr, wie sie ein echtes Hausmädchen war. Es war alles nur gespielt, alles falsch!
    Lucille wollte sich gerade abwenden, weil sie den Anblick ihres traurigen Gesichts in der Schaufensterscheibe nicht länger ertrug, als sie eine Spiegelung wahrnahm, die ihre Aufmerksamkeit schlagartig auf sich zog.
    Rasch wandte sie sich um und sah gerade noch, wie ein weißes Bentley-Cabrio vom Santa Barbara Boulevard in die zehnte Straße einbog. Ein blonder Lockenkopf saß auf dem Beifahrersitz. »Cory?«
    Lucille nahm ihre Beine in die Hände und rannte zur Straßenecke. Die Frau auf der Fahrerseite blickte ihn immer wieder kurz an, als würde sie ihm etwas erzählen. Ihre langen blonden Haare wehten im Fahrtwind. Doch Lucille konnte nur die Locken des Beifahrers erkennen, nicht aber sein Gesicht, da die Rückenlehne ihn halb verdeckte. Auch die geringe Größe passte auf Cory. Doch warum sollte er in dieser Luxuskarosse sitzen?
    Neugierig hastete Lucille die zehnte Straße entlang, die sich weitaus leerer als der Boulevard entpuppte, da hier keine Geschäfte, sondern ausschließlich Firmen ansässig waren.
    Das Cabrio fuhr in die Einfahrt des Cape Coral Executive Golf Course, hielt jedoch auf dem Bürgersteig, ungeachtet eines älteren Mannes, der schimpfend um das Hindernis herumgehen musste, was Lucille dazu veranlasste, stehen zu bleiben, weil sie befürchtete, gesehen zu werden.
    Eine kleine Nebenstraße führte auf die Zehnte, und da Lucille genau auf der Ecke stand, hielt ein Wagen vor ihr, um sie durchzulassen. Verlegen lächelte sie und winkte ihn weiter. Keinesfalls durfte sie näher

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