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Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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denn Angst kroch ihren Rücken hoch. Schnell fügte sie hinzu: »Ich habe euch zufällig im Cabrio gesehen.«
    »Mr Bellamy hat mich mal an sie ausgeliehen«, bei dem letzten Wort malte er Anführungsstriche in die Luft, »als ihr Gärtner sie von heute auf morgen sitzen ließ.«
    Lucille konnte sich lebhaft vorstellen, weshalb der Angestellte das Weite gesucht hatte. Bestimmt war sie eine nervige Arbeitgeberin, der man nichts recht machen konnte, dieser hochnäsigen Schnepfe.
    »Seitdem geben sich die Gärtner bei ihr die Klinke in die Hand, keiner bleibt lange.«
    Auch das war nachvollziehbar für Lucille. Verständnisvoll lächelte sie. »Weiß Mr Bellamy darüber Bescheid?«
    »Nur über das erste Mal.« Verlegen knetete er seine Unterlippe. »Bitte erzähl ihm nicht, dass ich Ms Dearing weiterhin aushelfe. Ich bin heute früher von der Arbeit weggegangen, um mich um ihre Orchideenzucht zu kümmern, und hatte Mr Bellamy gesagt, ich hätte einen Arzttermin.«
    Also hatte er gelogen. Tat er das öfter? Auch was seine Treffen mit Michelle Dearing betraf? Oder gab es gar keine mysteriöse Geliebte, und er hatte das Ava gegenüber nur behauptet, um sie auf Abstand zu halten?
    »Das habe ich wirklich, aber erst heute Nachmittag, nicht schon mittags, wie ich vorgegeben habe. Vorher wollte ich eben kurz bei Ms Dearing vorbei. Mr Bellamy zahlt gut, aber ich spare auf ein eigenes kleines gebrauchtes Motorboot und kann jeden Dollar gut gebrauchen.« Er spähte zum Cape Coral Executive Golf Course, doch die Blondine war nicht zu sehen. »Sie hat mich nach Downtown mitgenommen, damit ich den Arzttermin noch schaffe.«
    Lucille überlegte, ob sie sich ein Herz fassen und fragen sollte, wie er zu Ava stand. Doch bevor sie die richtigen Worte gefunden hatte, sprang Cory auf.
    »Also, wenn du wirklich nicht zum Police Department oder zum Spital willst …« Demonstrativ warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich muss in zehn Minuten bei Dr. Shelling sein. Mir ist eine Plombe rausgefallen.«
    Zum Beweis zog er seine Lippe nach oben und legte den Kopf in den Nacken, damit Lucille das Loch in seinem Backenzahn sah. Sie fragte, wo sie einen Taxistand fände, denn sie wollte nur noch zurück zu Craig. Trotz seines Kontakts zu Jack Caruso fühlte sie sich bei ihm sicher. Cory erklärte ihr den Weg und rannte zum Boulevard.
    Lucille blieb zurück und ärgerte sich, dass sie die Chance verpasst hatte, Cory in die Mangel zu nehmen. Aber was hätte sie sagen sollen? Hast du ein Verhältnis mit Michelle Dearing und stehst deshalb nicht zu Ava, konnte man wohl kaum als einfühlsames Herantasten bezeichnen.
    Auf einmal flackerte eine neue Idee in ihrem Kopf auf. Vielleicht machte gar nicht Cory ein Geheimnis aus der Affäre, bis Michelle ihn endlich als offiziellen Partner akzeptierte und er in die Upperclass aufstieg, sondern Michelle selbst. Lucille konnte sich durchaus vorstellen, dass die kühle Blonde nur so lange mit Cory spielte, bis sie Craig endlich erobert hatte. Ihre Chancen bei Craig wären natürlich dahin, wenn er erfuhr, dass sie sich einen Loverboy hielt, daher wollte sie ihr Verhältnis unter allen Umständen geheim halten.
    »Alles nur graue Theorie«, murmelte sie vor sich hin. Der Beinahe-Unfall – war es nicht etwas Schlimmeres? – hatte sie verwirrt, sodass sie weitaus weniger aus Cory herausgekitzelt hatte, als sie erhofft hatte.
    Unzufrieden erhob sie sich von der niedrigen Mauer und schritt die Nebenstraße entlang. Laut Corys Aussage brauchte sie nur durch die Gasse am Ende auf die Parallelstraße zu gehen, dort befand sich ein Taxistand.
    Je weiter sie sich von der Zehnten entfernte, desto weniger Passanten und Autos waren unterwegs. Lucille fühlte sich zunehmend unwohl. Immer wieder schaute sie die Straße entlang in beide Richtungen, weil sie befürchtete, der Geländewagen könnte zurückkehren.
    »Es war nur irgendein Rowdy«, murmelte sie und schaute den jungen Mann, der ihr entgegenkam, genau an, um zu prüfen, ob er sich in irgendeiner Weise suspekt verhielt. Tat er nicht. Er runzelte lediglich die Stirn, als er an ihr vorüberging, weil sie ihn anstarrte, als wäre er ein Wesen aus dem All.
    Während sie ihm hinterherschaute und Grimassen schnitt, legte sich plötzlich eine Hand auf ihren Mund. Ein Arm schlang sich um ihre Hüften. Gewaltsam wurde sie in eine Einfahrt gerissen. Koniferen säumten den Weg zur Garage wie Wächter, auf der anderen Seite stand die mit Bitumen bestrichene Garagenwand des

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