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Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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wollte er sie vor ihrer eigenen Dummheit bewahren.
    Eine teuflische Vorfreude regte sich in ihm, denn er wollte sie noch weiter aus der Reserve locken, nicht etwa, um Kirby zu verletzen, sondern um ihre Reaktion zu testen und, falls sie sich traute, ihm Paroli zu bieten, sich mit ihr zu duellieren. Widerspruch regte sich nur selten in seinem Haus. Dieser Streichholzkopf stellte womöglich eine willkommene Abwechslung dar.
    Craig stolzierte um den Schreibtisch herum, blieb vor Kirby stehen und wackelte provozierend mit seinen nackten Zehen.
    Als sie bemerkte, dass er keinerlei Fußbekleidung trug, verfinsterte sich ihre Miene, und ein verärgertes Blitzen trat in ihre Augen. Sie führte die Arme hinter ihren Rücken, als müsse sie sich mit Gewalt daran hindern, ihm eine Ohrfeige zu geben. Ihr Mund wurde noch verkniffener. Craig konnte förmlich sehen, wie eine dunkle Zorneswolke über ihr schwebte. Aber Kirby hatte sich im Griff. Die Wolke zog weiter, und die 25-Jährige entspannte sich wieder.
    »Wie Sie befehlen, Sir.« Allein ihr militärischer Ton, dieses harte Stakkato, deutete auf ihren Unmut hin.
    Der Sarkasmus war zu versteckt, als dass Craig ihn ihr hätte ankreiden können. Ihre Selbstkontrolle imponierte ihm. Zähneknirschend gab er zu, dass sie völlig anders war, als er sie sich vorgestellt hatte. Nicht nur äußerlich, auch ihr Verhalten. Er kannte den Typ Frau – hatte er zumindest gedacht –, der sich einen reichen Ehemann geangelt und, aus welchem Grund auch immer, wieder verloren hatte: Wie eine Biene, getrieben vom Hunger nach Überfluss, flog sie weiter zur nächsten Blüte und versuchte dort zu landen. Daher hatte er sich für Kirbys Flirtversuche gewappnet, hatte angenommen, sie würde probieren, ihn mit keckem Augenaufschlag zu bezirzen, um ihn für sich zu gewinnen oder zumindest zu erreichen, nur leichte Tätigkeiten zugeteilt zu bekommen.
    Doch Kirby tat nichts dergleichen.
    Wie sie vor seinem Schreibtisch stand, die Füße dicht nebeneinander, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, sodass sich der Stoff über ihren Brüsten spannte, und den Blick vermeintlich devot gesenkt, tat sie ihm fast ein wenig leid. Ein gefallener Engel.
    Weitaus problematischer erschien ihm jedoch die Tatsache, dass ihr Verhalten ihn erregte. Ihre servile Haltung, ihr Lippenbekenntnis, sich seinen Regeln zu fügen, und im Gegensatz dazu ihr wütend funkelnder Blick – in der Kleinen steckte Feuer, da war er sich sicher!
    Jedes Mal wenn sie das Wörtchen »Sir« ausgesprochen hatte, hatte sein Schwanz gezuckt, dabei hörte er das Wörtchen tausendmal am Tag. Aber aus ihrem Mund klang es anders, geradezu frivol, zumindest in seinen Ohren.
    Was war nur heute los mit ihm? Lag es daran, dass Michelle ihren Besuch angekündigt hatte, um ihm neue Umbauvorschläge für sein Wohnzimmer zu unterbreiten? Er horchte in sich hinein. Nein, bei dem Gedanken an sie blieb alles ruhig in seiner Hose.
    »Sie werden vorerst als sogenannter Springer eingesetzt werden, immer dort, wo Not am Mann ist. Das kann auch in der Küche und im Garten sein, aber vorwiegend für die Zimmer, die Wäsche und das Servieren«, rettete Patrick die Situation, denn ein angespanntes Schweigen war eingetreten, da Craig seine neue Hausangestellte angestarrt hatte.
    Verlegen wandte Craig sich ab und nahm wieder hinter dem Schreibtisch Platz. Was hatte diese Frau nur an sich, dass er bei ihr anders reagierte als bei anderen Neueinstellungen? Sie war weder auffallend schön, noch hatte sie ihn mit Redegewandtheit umgarnt.
    Dann fiel es ihm ein. Sie hatte etwas geschafft, das die wenigsten Menschen vollbrachten: Sie hatte ihn überrascht.
    Außerdem ahnte er, dass diese Frau mehr ausmachte, als man auf den ersten Blick sah. Sie bestand nicht nur aus einer oberflächlichen Fassade wie all die charakterlosen Bunnys, mit denen sich seine Geschäftspartner schmückten. Auf andere Menschen mochte sie keine Wirkung haben, aber Craig erinnerte sie mit ihren roten Haaren und den saphirblauen Augen an die raue englische Küste mit ihren Kliffs, den Stürmen und der wild tosenden Brandung.
    Die Dämonen der Vergangenheit kratzten die Narben an seinem Herzen auf, sodass die Wunden wieder anfingen zu bluten. Wie sahen Kirbys Dämonen aus? Was waren ihre Geheimnisse? Wie lautete die Geschichte ihres Lebens? In ihrem Blick lag eine Traurigkeit, die ihn berührte, die mehr noch als ihre zierliche Statur seinen Beschützerinstinkt weckte.
    Sie ist eine Hexe, stellte

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