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Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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ihr wirklich nicht. Oder bedrückte ihn etwas anderes? Seitdem er von der Arbeit heimgekehrt war, wirkte er in sich gekehrt. Etwas beschäftigte ihn.
    Lucille gab etwas Heidelbeermarmelade auf ihr Brötchen und biss ein kleines Stück ab. Während sie halbherzig kaute, schaute sie unweigerlich auf den Schnappschuss neben ihrem Teller. Sie dachte an das Buch, das Alex Fisher ihr geschenkt hatte. Wäre sie eine Forensikerin, hätte sie das Bild auf Spuren des Absenders untersucht, doch ihr fehlten eine entsprechende Ausbildung und ein Labor. Ihre Gedanken schweiften zum letzten Kapitel, »Forensik für den Hausgebrauch«.
    Plötzlich kam ihr eine Idee. Auch wenn sie am Ende Alex um Hilfe bitten musste, so konnte sie zumindest vorher schon abklären, ob es überhaupt Fingerabdrücke auf der Aufnahme sicherzustellen gab. Ihr kriminalistischer Spürsinn war geweckt!
    Nach der Teatime nahm Lucille das Foto und einigem Utensilien mit ins Schlafzimmer, breitete sie auf dem Bett aus und startete ein Experiment. Aufgeregt füllte sie Sekundenkleber in den Verschluss einer Wasserflasche und drückte ihn Zentimeter für Zentimeter auf das Bild. Vor dem Fenster war es schon stockdunkel, als sie endlich fertig wurde, doch zu ihrer Freude hatte sie tatsächlich zahlreiche Fingerabdrücke gefunden. Die austretenden Gase des Klebers hatten mit den Fettrückständen der Haut reagiert und eine feste weiße Substanz sichtbar gemacht.
    Hektisch wählte sie Alex’ Handynummer. Kaum dass er sich gemeldet hatte, sprudelte es aus ihr heraus, dass sie ein Experiment gewagt habe, es gut gelaufen sei und sie nun seine Unterstützung brauche. »Sollen wir uns morgen treffen, damit ich dir die Aufnahme geben kann?«
    »Hast du denn Vergleichsproben?«, fragte er leicht gereizt.
    So kannte sie ihn gar nicht. Bisher war er immer die Geduld in Person gewesen. Hatte sie ihn nach Feierabend erwischt? »Was meinst du?«
    »Abdrücke von Verdächtigen.«
    »Kannst du die Fingerabdrücke nicht in die FBI-Datenbank eingeben?« Sie schob ihr Arbeitsmaterial beiseite, setzte sich neben die Fotografie und betrachtete stolz ihr Werk, das nach der Bearbeitung etwas von moderner Kunst hatte.
    »Das würde ich zusätzlich machen. Aber wenn der Absender ein Angestellter ist, wird er wohl kaum im VICAP zu finden sein. Mr Bellamy wird doch sicherlich niemanden einstellen, der vorbestraft ist.«
    Verdammt, er hatte recht! »Wenn ich dir einige Gegenproben besorge, würdest du mir dann den Gefallen tun und alles überprüfen?«
    »Selbstverständlich.« Alex ächzte, als hätte er gelegen und würde sich nun aufsetzen. »Hat jemand den Schnappschuss angefasst?«
    Ob sie ihn geweckt hatte? »Nur Craig.« Sie selbst hatte eine Serviette benutzt, um das Bild ins Obergeschoss zu tragen.
    »Dann brauche ich auch eine Probe von ihm, um ihn als Verdächtigen auszuschließen, es sei denn, er hat das Foto selbst geschossen. Sollten nur seine Abdrücke darauf sein, würde das ihn belasten.«
    Daran hatte Lucille noch gar nicht gedacht. Vielleicht war Craig ihr heimlich nach Downtown gefolgt und hatte sie beim Treffen mit McCarthy beobachtet. Nein, nein, er hätte den Schneid besessen, sie noch im Café zur Rede zu stellen. »Oder der Absender hat Handschuhe getragen, dann werden auch nur Craigs Fingerabdrücke zu finden sein.«
    »Die Möglichkeit besteht auch. Jedenfalls brauche ich Vergleichsproben.«
    »Die bringe ich dir mit, wenn ich dir das Foto aushändige«, sicherte Lucille ihm zu und fragte sich, nachdem sie aufgelegt hatte, ob sie noch bei Sinnen war. Wie sollte sie an Fingerabdrücke von Craig, Madison, Taylor, Nate, Patrick und Michelle Dearing kommen? Ganz zu schweigen von Jack Caruso. Bei ihm hatte sie zumindest die konkrete Hoffnung, dass er sich in der Datenbank der Ermittlungsbehörde des Justizministeriums befand. Aber die anderen sechs wohl eher nicht.
    »Da gibt es nur eins«, sagte Lucille zu sich selbst – sie musste Gegenstände einsammeln, die ihre Verdächtigen berührt hatten.
    Auf dem Weg in die Küche kam sie an Patricks Arbeitszimmer vorbei. Licht drang unter der Tür durch. Telefonierte er? Noch bevor sie an dem Raum vorbei war, hörte sie eine zweite Stimme und erkannte Cory. Warum befand sich der Gärtner noch nicht auf dem Heimweg? Nachts konnte er schlecht im Garten arbeiten. Vermutlich hatte er eine Sonderaufgabe von Patrick bekommen.
    In der Küche nahm Lucille eine Rolle mit Gefrierbeuteln zum Einwickeln der Gegenstände an sich. Die

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