Jenseits aller Tabus

war, hatten die beiden die Rolle des Dominierenden abwechselnd gespielt. Doch Patrick machte nicht den Eindruck, als würde er sich das Zepter aus der Hand nehmen lassen.
    Während Lucille sich angestrengt bemühte, bewegungslos zu verharren, weil man ihre Knochen knacken oder den Stoff ihrer Bluse rascheln hören könnte, fragte sie sich, wie viele Affären Cory hatte. Erst Ava, nun Patrick, er flirtete mit Madison und arbeitete heimlich für Michelle Dearing, wobei Lucille sich fragte, worin diese Arbeit in Wirklichkeit bestand.
    Tat sie ihm unrecht, indem sie ihm den Stempel »Gigolo« aufdrückte? Immerhin hatte sie keine Beweise dafür, dass er mit Mad und Michelle intimen Kontakt pflegte. Er hatte sich Ava gegenüber immer liebevoll verhalten, und Lucille meinte, mehr als Zuneigung zu der Küchenhilfe erkannt zu haben. Aber wie passte Patrick ins Bild?
    Cory war definitiv der attraktivere der beiden Männer, aber überrascht stellte Lucille fest, dass auch Patrick mit einem Mal eine anziehende Ausstrahlung besaß. Seine Erhabenheit, die im Alltag manchmal kühl, abweisend und herablassend wirkte, erschien in dieser sexuell aufgeladenen Situation fesselnd. Sein arroganter Blick wurde von dem Verlangen, das darin lag, gemildert. Die Art, wie er Cory in diesem Moment von oben herab ansah, konnte man durchaus als sexy bezeichnen, weil sein Mund ein Stückchen offen stand und sein Gesicht glühte. Seine stolze Haltung verbarg nicht, dass er es kaum erwarten konnte, den Latino zu lieben.
    Patrick verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. »Zieh dich schon endlich aus!«
    »Ich habe nur auf deine Anweisung gewartet«, erwiderte Cory kess, zog sein T-Shirt aus und warf es schwungvoll auf die Couch.
    »Das war auch besser für dich, sonst hätte ich später die Nippelklemmen mit den Zähnchen benutzt«, wies Patrick Cory zurecht und schaute dabei auf dessen Schritt, »und zwar nicht an deinen Brustwarzen.«
    Entsetzt riss Cory seine Augen auf und legte eine Hand schützend zwischen seine Beine.
    Lucille sah genauer hin. Er musste einen Riesenständer haben, den seine Hand kaum umfassen konnte. Dass es sich etwas anders verhielt, erfuhr sie, nachdem er die Hose über seine Hüften nach unten geschoben und seine Arme hinter den Rücken genommen hatte. Zuerst wusste Lucille nicht, was sie vor sich hatte. Als sie erkannte, was sich um Corys rasiertes Geschlecht schmiegte, riss sie ihren Mund erstaunt auf, ohne jedoch einen Ton von sich zu geben.
    Cory de Caminha trug einen Keuschheitsgürtel!
    Das Gefängnis aus durchsichtigem Silikon schloss den Schaft ein und wurde von einem Ring gehalten, der sich um die Peniswurzel und die Hoden schlang. Das halb erigierte Glied drückte gegen das Behältnis, und Lucille konnte sich vorstellen, welch ein bittersüßes Gefühl es für den Brasilianer sein musste, dass sich sein Schwanz nicht vollkommen aufzurichten vermochte. Er konnte seiner Lust nicht nachgeben. Bestimmt erregte ihn diese Machtlosigkeit nur noch mehr. Diese Erfahrung hatte Lucille zumindest selbst gemacht, als Craig sie mithilfe des Vibratorhöschens immer wieder in Richtung Höhepunkt getrieben, aber nie hatte kommen lassen.
    Wusste Patrick von Cory und Ava? War der Keuschheitsgürtel ein Zeichen seiner Eifersucht oder nur ein Toy in einem Spiel um Dominanz und Unterwerfung?
    Auch Patrick entkleidete sich. Anstatt Feinrippunterwäsche, die Lucille erwartet hatte zu sehen, kamen Latexhotpants und ein Netzshirt zum Vorschein.
    Ihr fielen beinahe die Augen aus dem Kopf!
    So viel Extravaganz hatte sie dem Butler gar nicht zugetraut. Privat schien er ein vollkommen anderer Mensch zu sein als beruflich. Sex war etwas, das sie bisher nicht mit dem kühlen Mann in Verbindung gebracht hatte. Aber da Cory ihn zwar verlangend, aber keineswegs überrascht betrachtete, stand ihm Patrick wohl nicht das erste Mal in diesem aufreizenden Outfit gegenüber.
    Inmitten dieses Wohntraums aus Schwarz und Rot befand sich nun das Abbild des jungen Alan Rickman in Reizwäsche.
    Lucille fiel auf, dass ihr Mund offen stand. Geräuschvoll klappte sie ihn zu, doch der Anblick des jeweils anderen hielt die beiden Männer zu gefangen, um Lucille zu bemerken.
    Patrick trat zu Cory und begann ihn am ganzen Körper zu streicheln. Dass der Brasilianer die Liebkosungen nicht nur genoss, sondern sie seine Tortur gleichzeitig verstärkten, erkannte Lucille daran, dass er dann und wann seine Miene verzog und gequält stöhnte. Sein Glied zuckte mehrmals,