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Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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frisch.
    Leise wollte sie wissen: »Darf ich fragen, wie Ihre Mutter verstarb?«
    »Dürfen Sie nicht.«
    Überrascht, dass er zuerst offen geantwortet hatte und plötzlich dichtmachte, sah sie ihn über die Schulter hinweg an. Mit zusammengekniffenem Mund starrte er das Foto an, auf dem sein Vater am Swimmingpool stand und die Daumen unter seine Badehose geschoben hatte. Hatte Ted Bellamy etwas mit dem Tod von Mildred zu tun gehabt? War sie krank geworden, und er war nicht für sie da gewesen? Hatte er sie gar in den Selbstmord getrieben?
    Lucille ermahnte sich, nicht gleich an ein Familiendrama zu denken, nur weil ihre Eltern so verkorkst gewesen waren. Auch wenn Craig und sein Vater auf den Fotos wie ein perfektes Team wirkten, schien etwas zwischen ihnen zu stehen, etwas, das mit Mildred Bellamy zu tun hatte. Womöglich war es vor Teds Tod nicht zu einer Aussprache gekommen.
    Craig riss seinen Blick von den Aufnahmen los, stellte sich neben Lucille und lehnte sich gegen den Kamin. Eindringlich schaute er sie an. »Haben Sie sich schon entschieden?«
    Absichtlich krauste sie ihre Stirn und tat so, als wüsste sie nicht, wovon er sprach, nur um ihn noch ein wenig zu necken.
    »Bezüglich der delikaten Angelegenheit.« Er verzog keine Miene, seine Augen jedoch funkelten frivol.
    Seine Ausdrucksweise war manchmal wirklich süß, fand sie, so antiquiert. Sie wandte sich zu ihm um und nickte.
    »Ich hätte vorher allerdings noch eine Frage.«
    »Es handelt sich wohl eher um eine Bedingung, habe ich recht?«, hakte er nach, und sie nickte. »Dazu sind Sie wohl kaum in der richtigen Position.«
    »Dann muss ich leider gehen«, sagte sie bestimmt, bewegte sich jedoch nicht von der Stelle. Es war wie bei einem Schachspiel. Sie machten Zug um Zug. Nun war er an der Reihe und stürzte sich keineswegs auf den Kern ihrer Aussage – das »Gehen« –, sondern stattdessen auf ein Wörtchen, das sie leichtfertig ausgesprochen hatte.
    »Leider?«, echote er, und seine Mundwinkel zuckten. »Wenn das so ist, höre ich mir Ihre Frage selbstverständlich gerne an.«
    Hitze stieg in ihre Wangen. Lucille räusperte sich. »Sind Sie noch mit anderen Frauen intim?«
    Seine Mundwinkel zuckten. »Das geht Sie wohl kaum etwas an.«
    »Ich bin kein leichtes Mädchen, Mr Bellamy, und ich will auch nicht Teil eines Harems sein …«
    »Sondern Sie wollen mich für sich alleine haben«, fiel er ihr ins Wort und lächelte unverschämt attraktiv.
    Abwehrend hob sie ihre Hände. Er sollte ja nicht denken, dass sie nur auf eine Chance gewartet hatte, um ihn ins Bett zu bekommen. »Verstehen Sie das nicht falsch.«
    »Ich verstehe es so, wie Sie es meinen.« Craig winkte ab, musterte sie anzüglich von oben bis unten und fuhr in geschäftlichem Ton fort: »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich schlafe mit niemand anderem, sondern würde ganz Ihnen gehören.«
    »Und Ms Dearing?«, brachte Lucille es auf den Punkt und hielt die Luft an. Es ging doch nur um das Abstecken von Grenzen, um das Aufstellen ihrer Spielregeln, auf keinen Fall um Eifersucht.
    Verblüfft hob er seine Augenbrauen. »Ich war nie intim mit ihr und plane auch nicht, das zu ändern.«
    »Madison?«
    »Madison?« Er stieß sich vom Kamin ab. »Wie kommen Sie denn auf diese absurde Idee?«
    »Weil … weil Interesse besteht.« Herrje, hörte sich das dumm an!
    »Als Nächstes fragen Sie mich noch, ob ich etwas mit Patrick hätte. Nein, Kirby, mein ganzes erotisches Potenzial würde sich auf«, mit den Fingerspitzen strich er ihren Arm herab, »Sie konzentrieren.«
    Sie schluckte. Das klang wie eine Drohung – eine äußerst wollüstige, die ihr heißkalte Schauer über den Rücken jagte. »Das größte Tabu von allen, Kirby, ist allerdings Mr Bellamy selbst«, hatte Patrick bei ihrem ersten Rundgang durch die Villa klargestellt. Ausgerechnet dieses Tabu würde sie nun brechen. Würde sie dafür endgültig in der Hölle schmoren?
    »Dann stimme ich Ihrem Vorschlag zu.« Rasch fügte sie hinzu: »Ich mache es für Ava und Cory. Nur für sie!«
    »Natürlich«, meinte Craig amüsiert. »Besiegeln wir den Pakt doch mit einem Kuss.«
    »Einem Kuss?« Unruhig verlagerte Lucille ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Ihre Lippen prickelten erwartungsvoll.
    »Dann kann ich gleich Ihre Bereitschaft testen. Worte sind nur Schall und Rauch.« Den Blick auf ihren Mund geheftet, neigte sich Craig vor und küsste sie.
    Instinktiv schloss Lucille ihre Augen. Das machte ja den Eindruck, als wäre

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