Jenseits aller Tabus
sein, einiges dafür zu tun.«
Lucille runzelte die Stirn. Was sollte das denn heißen? Ein ungutes Gefühl regte sich in ihr.
Abrupt blieb er vor ihr stehen. »Da Sie eine frivole Ader haben …«
»Frivol?« Ihre Stimme klang beinahe schrill.
»Sie scheinen ein offenherziger Mensch zu sein, was Sexualität betrifft«, sagte er und schien sich prächtig über ihre Entrüstung zu amüsieren, »daher werde ich Ava, Cory und auch Ihnen nicht kündigen, wenn Sie, Kirby, dazu bereit sind, mir gewisse Liebesdienste zu erweisen.«
Lucille glaubte sich verhört zu haben. Ein Teil von ihr stand kurz davor, ihm für diese Unverschämtheit die Augen auszukratzen, ein anderer reagierte mit Erregung. Ihre Knie wurden weich bei der Aussicht, Craig näherzukommen. Ihr Puls beschleunigte sich. Dennoch konnte sie nicht zustimmen. Solch einen Vorschlag unterbreitete man keiner Angestellten. Angesäuert ging sie zur Tür. »Das ist Nötigung!«
»Eine starke Frau wie Sie fällt immer auf die Füße. Sie würden schnell einen neuen Job finden, da bin ich mir sehr sicher. Ich übe keinen Druck auf Sie aus. Sehen Sie es als Option, die ich Ihnen biete. Und ich finde sie äußerst großzügig.«
Sie schnaubte, nahm jedoch ihre Hand vom Türknauf. Er hatte recht, sie musste nicht darauf eingehen. Niemand drängte sie dazu – außer diese Sehnsucht in ihrem Inneren. Es ging nicht um Craig Bellamy, sondern sie sehnte sich nach Wollust, nach erotischen Ausschweifungen und Hemmungslosigkeiten, die sie ihre Probleme vergessen lassen würden. Dieses Verlangen hatte nichts mit Bellamy zu tun, nein, nein, auf keinen Fall mit ihm!
»Ich zahle überdurchschnittlich gut, es fallen selten Überstunden an, und ich würde mich als angenehmen Arbeitgeber bezeichnen, daher überlegen Sie gut, wie Sie sich entscheiden.« Gelassen schlenderte er auf sie zu. »Doch schon in der Bibel steht: Zahn um Zahn, Auge um Auge. Wenn Sie weiterhin für mich arbeiten möchten, müssen Sie Abbitte leisten, und Lust kann man nur mit Lust wiedergutmachen.«
»Ich habe nur zugeschaut, nicht mitgemacht.« Ihre Stimme klang dünn. Sie schluckte schwer, ihr Hals war trocken und ihre Füße schwer wie Blei.
Craig stützte sich mit den Händen neben ihrem Kopf an der Tür ab. Er sprach jedes Wort so verführerisch aus, dass Lucille wie gebannt an seinen Lippen hing und unbewusst die Luft anhielt. »Wenn ich mich jetzt vor Sie hinknien, Ihr Kleid hochschieben und an Ihrem Höschen schnuppern würde, würde nicht etwa der Duft Ihrer Sinneslust mir in die Nase steigen?«
Er neigte den Kopf und flüsterte in ihr Ohr: »Und wenn ich meinen Finger in Ihren Slip schieben würde, würde er nach dem Entfernen nicht von Ihrer Feuchtigkeit glänzen?«
Langsam richtete sich Craig wieder auf, worauf Lucille so geräuschvoll ausatmete, dass es beinahe wie ein Seufzer klang.
»Nur zugeschaut«, wisperte sie und kam sich lächerlich vor.
»Wahrscheinlich lenkt Ihre unerfüllte Begierde Sie von der Arbeit ab, weil Sie immer nur Voyeurin sind und nie selbst aktiv werden. Darin liegt das Problem.« Schwungvoll stieß er sich von der Tür ab. »Wenn ich Sie erst von Ihren Trieben kuriert habe, werden Sie sich wieder auf Ihre Aufgaben konzentrieren können, und vielleicht haben Sie ja doch noch eine Zukunft im Hause Bellamy.«
Lucille war völlig perplex. Er war tatsächlich bereit, sie weiterhin zu beschäftigen. Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu. Jeder andere Arbeitgeber hätte sie im hohen Bogen rausgeworfen. Aber dieses Eingeständnis machte er keineswegs uneigennützig, das durfte sie nicht vergessen.
Was meinte er genau mit »Liebesdienste«? Viele Szenarien liefen innerhalb von Sekunden vor ihrem geistigen Auge ab. Einige gefielen ihr nicht – er würde sie doch nicht verleihen oder vor seinen reichen Freunden nehmen, oder? –, aber die meisten versetzten sie in erwartungsvolle Erregung.
Das war verrückt! Sie sollte stinksauer auf ihn sein, stattdessen verlor sie sich augenblicklich in erotischen Tagträumen.
»Ich möchte Sie nicht überrumpeln.« Mit ernster Miene fasste er sie an den Schultern, ließ sie jedoch sofort wieder los. »Es gibt andere Jobs dort draußen. Niemand zwingt Sie, auf mein Angebot einzugehen. Ich gebe Ihnen vierundzwanzig Stunden Zeit, um darüber nachzudenken. Entscheiden Sie sich bis morgen Abend.«
Während er die Tür für sie öffnete, sah er verunsichert aus, als befürchtete er, sie könnte ablehnen.
Doch als Lucille den Korridor
Weitere Kostenlose Bücher