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Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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nichts geschehen, längst verstrichen war. Sie kannte diesen Ausdruck in seinen Augen – gierig, gefährlich und erregt. Jegliches Flehen würde ihn nur weiter anstacheln.
    Wer braucht schon Waffen, dachte sie, und erinnerte sich an das, was Richard sie gelehrt hatte. Tief atmete sie durch und machte sich bereit.
    Nate hatte wohl damit gerechnet, dass sie weiter zurückweichen und endgültig in der Falle sitzen würde. Stattdessen machte sie plötzlich einen Schritt auf ihn zu. Überrascht blieb er stehen und hob seine gezupften Augenbrauen. Sein Erstaunen wich einem schmierigen Lächeln, vermutlich ging er davon aus, dass Lucille einlenkte, sich vor ihm niederlassen und den Reisverschluss seiner Hose öffnen würde. Doch das hatte sie keinesfalls vor.
    Dann ging alles sehr schnell. Bevor die Angst vor Gegenwehr zu groß wurde, zog sie ihr Knie an und rammte es ihm in den Magen. Keuchend fiel er hin und hielt sich jammernd den Bauch. Nur weil der Gegner am Boden liegt, ist er noch nicht kampfunfähig, hatte Richard ihr klargemacht, daher faltete Lucille ihre Hände zusammen und schlug Nate mit der doppelten Faust in den Nacken, just bevor er mit zorniger Miene nach ihr zu greifen versuchte.
    Rasch stieg sie über Nate hinweg und rannte aus der Bibliothek. Erst als sie in den Salon huschte, nach Atem rang und lauschte, ob Nate ihr folgte, spürte sie, dass sie zitterte.
    Er hatte recht, sie war eine Kämpferin, ihr blieb gar nichts anderes übrig. Aber hatte sie nicht zu übertrieben reagiert? Würde er zu Patrick laufen und sie an den Pranger liefern oder alle anderen Angestellten gegen sie aufhetzen? Vielleicht sogar eine knappe Bemerkung in der Gegenwart von Michelle Dearing fallen lassen? Was auch immer geschah, sie hatte ein Ass im Ärmel: Craig war auf ihrer Seite, schließlich war er derjenige, der Liebesdienste von ihr forderte. Aber möglicherweise reizte ihn nur die Heimlichkeit, und er würde sie so schnell wie möglich loswerden wollen, sollte die peinliche Affäre mit seinem Dienstmädchen publik werden.
    Seufzend wischte sich Lucille übers Gesicht. Wo immer sie hinging, sie zog Ärger magisch an. Würde das jemals aufhören? Sie wollte nicht glauben, dass Craig sich im Zweifelsfall gegen sie stellen würde. Dafür waren sein Blick zu heißblütig gewesen und sein Kuss zu zärtlich. Er begehrt mich, genauso wie ich ihn, redete sie sich aufmunternd zu.
    Stimmen waren von draußen zu hören. Neugierig ging Lucille zum Fenster und schaute hinaus. Jetzt erst begrüßte Craig am Swimmingpool seinen Gast, irgendetwas musste ihn aufgehalten haben. Es war keine Frau. Erleichtert entspannte sie sich.
    Er schloss den etwas korpulenten Mann mit den braunen Haaren in den Arm, und dieser klopfte ihm auf den Rücken. Sie mussten sich schon länger kennen und vertraut sein. Craig bot ihm an, in einem der Korbsessel, die in einer Ecke des Käfigs, wie Lucille das Gitter mit dem Insektennetz nannte, Platz zu nehmen. Eifrig nickend wandte er sich zum Haus um und ließ sich in den erstbesten Sessel fallen. Da erkannte Lucille ihn.
    Sie schrak zurück und presste ihren Rücken gegen die Wand. Ihr Herz schlug ihr bis in den Kopf.
    Nein, nein, sie musste sich verguckt haben. Die Furcht spielte ihr einen Streich. Mit jedem Schritt, den sie zurück zum Fenster schlich, beschleunigte sich ihr Puls mehr.
    Vorsichtig linste sie erneut hinaus.
    Jack Caruso, er war es wirklich. Sein Teint war fast so braun wie seine gefärbten Haare. Und Craig hatte ihn willkommen geheißen wie einen Freund!

14. KAPITEL
     
    Wie Freunde saßen sie auf den Treppenstufen vor dem Wohnhaus, in dem das FBI ein kleines Apartment für Lucille angemietet hatte. Die Anlage Manatee befand sich auf einer der größeren Inseln von Cape Coral. Eine zwei Meter hohe Mauer umgab das Grundstück, und das Pförtnerhäuschen, das von einer stilisierten Rundschwanzseekuh geziert wurde, war vierundzwanzig Stunden besetzt. Zudem hatte jeder Bewohner einen speziellen Ausweis, den er vorzeigen musste, wenn er das Grundstück betrat.
    Special Agent Alex Fisher sah auf seine Uhr und ließ dann seinen Blick über die Wiese schweifen, die sich vor den fünf Wohneinheiten erstreckte. »Man merkt, es ist Freitagnacht.«
    Eine junge Latina spielte auf ihrer Gitarre einen alten Sommerhit von Alexandra Burke, während ihre Freunde, die im Halbkreis um sie herumsaßen, ihre Köpfe und Oberkörper wiegten und lächelten, als sie leise anfing zu singen. Drei Paare warfen gerade zum

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