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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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waren. Vor Überraschung ließ sie ihren Schwamm fallen, der klatschend in dem Emaillegeschirr landete. Ihr aufgeknöpftes Hemd bedeckte kaum die Brustwarzen. Zwei fleischige Halbmonde füllten die Öffnung.
    Wortlos wanderte Ross’ Blick von ihrer Kehle hinab zwischen ihre Brüste und dann weiter bis zum Nabel. Er blickte eine Weile schweigend darauf, dann drehte er sich auf dem Absatz um und peilte Graysons Wagen an.
    »Ich will mit Euch reden«, knurrte er ohne Einleitung.
    »Natürlich, Ross«, sagte Grayson und nahm ihn beiseite, damit Mrs. Grayson seine eventuell deftigen Ausdrücke nicht hörte.
    Ross war kein guter Redner. Am liebsten hätte er herausgeschleudert: »Also Grayson, ich bin scharf wie der Teufel und will meine Frau umarmen, wenn Ihr nichts dagegen habt.« Aber er war kein Herumtreiber mehr, also konnte er auch nicht mehr so reden. Er beherrschte sich mit Gewalt und sagte angespannt: »Ich habe genug, ist das klar? Ich bleibe keine Nacht mehr meiner... Familie fern. Die ganze Woche hab’ ich kaum Zeit zum Pinkeln gehabt.« Einen kleinen Ausrutscher durfte er sich schließlich erlauben. »Mir reicht es. Das Extrageld ist prima, aber...« Er holte Atem, als ihm Lydias Anblick wieder in den Sinn kam. »Ich höre auf.«
    »Schon recht, Ross. Inzwischen sind auch alle beruhigt und fürchten keine weitere Gefahr mehr.«
    Ross lockerte sich etwas. Er hatte Widerspruch erwartet, und jetzt, wo keiner kam, schämte er sich wegen seines stürmischen Auftritts.
    »Also - wir sehen uns dann morgen!«
    Er marschierte ein Stück fluss abwärts, warf alle Kleider ab und sprang ins Wasser.
    »Glaubst du wirklich, dass es sich dabei um eine einmalige Schandtat handelte?« Nach dem Abendessen saßen sie in ihrem Wagen, Lee schlief und sie warteten, dass auch die anderen Leute im Lager sich zur Nachtruhe zurückzögen.
    Ross betrachtete Lydia, die ihr Haar bürstete. »Ja, ich glaube, dass es ein abtrünniger Soldat war, der inzwischen längst verschwunden ist. Das habe ich doch von Anfang an gesagt.«
    Sie legte die Bürste weg und begann, ihre Schnürsenkel zu lösen. »Ma und die anderen scheinen Lukes Tod akzeptiert zu haben. Es will mir nicht in den Kopf, wie man den Verlust eines Kindes überwinden kann.« Wie würde es ihr wohl ergehen, wenn Lee etwas zustö ss e? Deswegen sah sie in sprachlosem Schreck auf, als Ross sagte: »Du hast den Tod deines Kindes auch überwunden.«
    Verwirrt zog sie die Schuhe aus. Das war doch kein Kind gewesen, sondern ein lebloses Produkt der Schande und des Mi ss brauchs! »So kann man das nicht sagen«, murmelte sie.
    »Warum?«
    »Es war anders.«
    »Lydia.« Er wartete, bis sie ihn ansah, bevor er weitersprach. Und dann lag ein Ernst in seiner Stimme, der klarmachte, dass er eine Antwort verlangte. »Wer war der Mann?«

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    Barfuß tappte sie hinüber zu dem Hocker, auf dem er saß. Als sie sich vor ihn kniete, legte sie ihre Hände auf seine Knie und sah zu ihm auf. Ihre Augen glitzerten verdächtig.
    »Er war niemand, Ross. Niemand. Nicht wert, dass man über ihn nachdenkt.« Sie legte den Kopf zur Seite, und ihr Haar fiel in rotbrauner Fülle über eine Schulter.
    »Ich habe ihn geha ss t. Er war grausam, hatte Freude daran, anderen wehzutun, mir wehzutun. Als ich von ihm weggegangen bin, habe ich ihn nicht verlassen, sondern bin ihm entkommen. Um mein Leben und meine Seele zu retten. Glaub mir, Ross.«
    Nun weinte sie, Tränen strömten über ihre Wangen, aber ihre Stimme blieb fest. Sie klang flehend.
    »Er war der einzige, Ross, das schwöre ich. Der einzige Mann, der mich besessen hat. Ich wollte sein Kind nicht. Es war gut, dass es gestorben ist.« Ihre Finger schlossen sich fester um seine Knie. »Alles hätte ganz anders kommen sollen. Ich wünschte, ich hätte für dich rein und unberührt sein können.«
    »Lydia...«
    Sie schüttelte den Kopf und ließ sich nicht unterbrechen. Jetzt, wo sie schon so weit gegangen war, muss te sie ihm sagen, was sie fühlte. Vielleicht würde sie nie wieder so viel Mut aufbringen.
    »Du dachtest, ich wäre Abschaum, als die Langstons mich aufgenommen haben. Es stimmt, dass ich in solchen Verhältnissen gelebt habe, aber in meinem Inneren wusste ich immer, dass ich nicht dazugehörte. Ich wollte unter anständigen Menschen leben. Als du mich geheiratet hast, war das meine Chance, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Ein neues Leben begann.
    Was geschehen ist, wenn wir zusammen waren, ist in nichts mit meinen früheren

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