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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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neckte er sie: »Keine Angst, ich werde dafür sorgen, dass nichts Wertvolles verletzt wird.«
    Sie errötete bis an die Haarwurzeln.
    »Fertig?« fragte er.
    »Ja.« Plötzlich fühlte sie sich wieder scheu in seiner Gegenwart, und sie hatte trotz seines Scherzes den Eindruck, dass auch er auf Abstand hielt, jetzt, wo es nochmals geschehen war. Schweigend gingen sie zurück zum Lager. Als sie durch die Bäume traten, sahen sie Ma mit einer Kanne Milch. Sie blieb wie angewurzelt stehen und betrachtete die Ankömmlinge neugierig.
    Der barfüßige Ross war sich seines nackten Oberkörpers und der Waffe im Gürtel unbehaglich bewu ss t. Lydia hielt noch das nasse Hemd in der Hand, das auf einmal bleischwer zu sein schien.
    »Entschuldigt mich«, murmelte Ross und verschwand im Wagen.
    Ma sah hinter ihm her und schaute dann Lydia fragend an. »Wir... wir waren schwimmen«, stammelte sie und ließ ihr nasses Hemd auf die Deichsel fallen, als sei es ein heißes Eisen.
    »Das sehe ich«, sagte Ma.
    »Ross... äh... bringt mir das Schwimmen bei.«
    »Ach ja?«
    Sie kam sich ziemlich albern vor, als sie die Lüge noch mit einem Nicken bestätigte. »Ihr hättet Euch nicht die Mühe mit Lees Milch zu machen brauchen. Ich wollte sie eigentlich selbst holen.«
    »Wir besorgen die doch schon seit Wochen, warum sollen wir es jetzt ändern?«
    »Ich dachte wegen Luke.«
    Ma schneuzte sich und stellte die Kanne auf die Wagenklappe. »Vermissen werde ich ihn immer. Noch am Tag, an dem ich sterbe. Aber er ist tot, Lydia, und auch nicht die größten Anstrengungen können ihn zurückholen. Das Leben geht weiter. Wir haben darüber gesprochen und beschlossen, unseren Schmerz an Lukes Grab zurückzulassen. Außer Bubba. Dem Jungen geht’s nicht gut.«
    »Vielleicht sollte Ross einmal mit ihm reden.«
    »Weiß nicht, ob das was nützen wird, aber ich würd’ mich freuen. Er ist drüben bei den Pferden.« Als Ma in die Richtung schaute, fragte sich Lydia, ob sie wohl wusste , dass Bubba seine Aufgabe gestern vergessen hatte. Ma lächelte jetzt Lydia wehmütig an. »Geht nur hinein zu Eurem Mann, er braucht vielleicht Hilfe, um aus der nassen Hose zu kommen.« Sie winkte freundlich und ging zurück zu ihrer Familie.
    Ross war schon angezogen und hatte sich über Lees Kiste gebeugt. »Schläft er noch?« fragte sie ihn.
    »Im Moment wacht er auf. Er wird immer größer. Ich glaube, bald braucht er eine richtige Wiege.«
    »Das ist wahrscheinlich nicht besonders zweckmäßig, bevor wir endgültig angekommen sind.« Sie holte tief Atem, als ihr klar wurde, was sie da gesagt hatte. Erst vor zwei Tagen hatte er angekündigt, er werde in Texas sogleich die Scheidung einleiten.«
    »Möchtest du also weiter verheiratet bleiben?« fragte er direkt.
    »Ich hätte nichts dagegen, wenn du einverstanden bist.«
    Ross hatte gehofft, dass sie jetzt irgend etwas über ihre Gefühle äußern würde. Nach den Ereignissen des Morgens hätte sie doch wenigstens etwas Begeisterung an den Tag legen können, bei ihm zu bleiben. Seine empfindliche Laune schwankte. »Also, von jetzt an werden wir auf jeden Fall wie ein Ehepaar leben«, bestimmte er. Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es empor. »Ein Ehemann hat Rechte, das weißt du. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ungefähr schon.«
    Nur um keinen Zweifel zu lassen, zog er sie an sich, bis sie fest an seine Brust gedrückt war und küsste sie mit Nachdruck.
    Als er sie losließ, trat sie einen Schritt zurück und legte eine Hand auf die Brust. »Was ist los?« fragte er und bedauerte sofort, wieder grob geworden zu sein.
    »Mein Herz schlägt so schnell.«
    Sein zweifelnder Blick heftete sich auf ihre Brüste. »Ach, wirklich?« fragte er leise.
    Er hatte mit dem Kuss besiegeln wollen, dass er als der Herr im Hause sie nur unter der Bedingung eines echten Ehelebens bei sich behielt. Doch seine Strenge schmolz dahin, denn er spürte jetzt nur noch den Geschmack ihres Mundes. Ihr Duft erfüllte ihn. Er erinnerte sich genau, wie sie sich vorher unter ihm angefühlt hatte, weich und weiblich, voller Entgegenkommen.
    »Lydia«, murmelte er und wollte sie gerade wieder an sich ziehen, da rief jemand nach ihm. Mit einem Fluch strich er sich frustriert mit der Hand über den Hosenschlitz, griff nach seinem Hut und trat hinaus.
    Beim Frühstück erklärte er Lydia, dass man ihn gebeten hatte, vorauszureiten, um den Treck zu dem Lagerplatz zu führen, den er und Scout ausgesucht hatten. Lydia nahm an, dass

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