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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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man ihn wahrscheinlich eher um seiner Qualitäten als Schütze willen ausgesucht hatte. Der Mord an Luke drückte alle nieder. Lydia war zwar stolz auf Ross, machte sich aber auch Sorgen, dass ihm etwas passieren könnte.
    »Übernimmst du heute den Wagen?« fragte er von der Stute herunter, die unruhig stampfte.
    »Ja«, sagte Lydia und lächelte ihm vom Wagensitz aus zu. »Ich habe Anabeth gebeten, mit mir zu fahren. Vielleicht lenkt sie das auch ein wenig ab.«
    Er nickte ernst. »Vorhin habe ich versucht, mit Bubba zu reden. Aber das Thema ist für ihn tabu.« Vorn fuhren bereits die ersten Wagen los. »Ich muss mich sputen.«
    »Wir sehen uns bei Sonnenuntergang.«
    Die ruhige Sicherheit ihrer Stimme gab klar zu verstehen, was sie meinte. Ross betrachtete noch einmal eingehend ihr Gesicht, dann stob er in einer Staubwolke davon.
    Sie sah ihn ein paarmal vor Tagesende, denn er fand immer wieder Gründe, zurückzureiten, nur um einen Blick auf sie zu werfen. Die Leute begannen, Bemerkungen darüber fallen zu lassen, wie ernst Mr. Coleman seine Aufgabe als Bewacher nahm. Ein wohltuendes Gefühl von Sicherheit breitete sich aus, weil alle wusste n, dass jemand mit so großer Erfahrung als Soldat d enn daher muss ten seine Fähigkeiten ja stammen - sie bewachte.
    Ihr Vertrauen sollte Ross stärker beanspruchen, als er erwartet hatte.
    Am Abend beeilte er sich mit seiner Arbeit, um möglichst bald zu den Seinen zu kommen. Er wusch sich gründlich, aber schnell und summte dabei vor sich hin. Als er in den Wagen stieg, um sich saubere Kleider zu holen, fiel ihm auf, dass Lydia gefegt und Ordnung gemacht hatte. Es wirkte irgendwie geräumiger...
    ... mit nur einem Bett: Sie hatte ihre beiden schmalen Lager zu einem großen zusammengerückt und es frisch bezogen. Auf einer Eichentruhe stand ein Glas mit Waldblumen.
    Beim Abendessen war sie genauso nervös wie er. Sie fütterte Lee und wusch ihn, damit er leichter einschlief; dann wurde er ins Bett gepackt. Sie tranken eine letzte Tasse Kaffee und genossen den Sonnenuntergang, da tauchte Mr. Grayson auf.
    »Guten Abend, Mr. Coleman.«
    »Guten Abend, Mr. Grayson.«
    Er betrachtete die junge Frau, die jetzt erstaunlich wenig Ähnlichkeit mit dem Wesen aufwies, das Ma vor Wochen im Wagen der Colemans untergebracht hatte. Sie war ein hübsches kleines Ding und besaß eine Haarpracht, die man als Mann kaum übersehen konnte. Genauso ihre Figur. Er muss te sich von ihrem Anblick losreißen, um mit ihrem Mann zu sprechen.
    »Ross, ich frage Euch nur ungern, aber würdet Ihr heute nacht im Lager Wache halten?«
    »Wache halten?« wiederholte er matt. Er wollte sich eigentlich Lydia widmen, sobald es dunkel war.
    Grayson räusperte sich. »Ein paar Leute haben sich zusammengesetzt und besprochen, dass sie sich sicherer fühlen würden, wenn jemand mit Euren... Fähigkeiten... auf uns aufpassen würde. Erst haben sie überlegt, ob sie sich nicht abwechseln sollten, aber ich fürchte, womöglich erschießen sie sich dann irrtümlich gegenseitig. Alle hegen den Verdacht, der Mörder könnte noch in der Nähe sein. Würde es Euch etwas ausmachen?«
    Es machte ihm verdammt viel aus. Aber wie sollte er nein sagen? »Ausnahmsweise. Für heute nacht.«
    Grayson hüstelte. »Ah, sie hatten gedacht für eine Woche oder so und haben auch angeboten, Euch zu bezahlen.«
    Ross fluchte leise, und Grayson warf einen beschämten Blick in Lydias Richtung. »Wie soll ich die ganze Nacht Wache halten und tagsüber auch noch vorausreiten?«
    »Nicht die ganze Nacht. Die anderen würden Euch nach Mitternacht ablösen. Dann habt Ihr ein paar Stunden Schlaf.«
    Aber keine Zeit für meine Frau, rebellierte es in ihm.
    »Bitte, Ross, nur bis sich alle wieder etwas beruhigt haben.«
    Ross stimmte grollend zu. Mit welcher Begründung konnte er schon dieses Ansinnen ablehnen? Die Wahrheit war seine persönliche Sache.
    Es vergingen die Tage. Der Wagenzug holperte durch den Süden von Arkansas. Die Leute entspannten sich langsam wieder. Nur Ross schien jeden Tag aggressiver zu werden. Inzwischen mochte kaum noch jemand mit ihm reden.
    Am Ende des sechsten Tages war Ross mit seiner Geduld am Ende. Sobald er die Pferde versorgt hatte, ging er zu seinem Wagen und schlug die Plane zurück. Vor ihm stand eine nichtsahnende Lydia, die sich gerade in einer Schüssel wusch. Sie hatte ihr Haar auf dem Kopf aufgetürmt. Ein paar ungehorsame Strähnen lagen noch um ihre Schultern und den Hals, die feucht vom Waschen

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