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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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trocken. Ihr Kopf schien sich zu drehen.
    »Ich meine, da sind ja immer noch die Fünftausend für denjenigen, der den Behörden den Aufenthalt deines Mannes verraten kann, oder?«
    »Nein, Clancey...« Sie griff nach seinem Arm, aber er schüttelte sie ab.
    »Du hast ’ne Gelegenheit gehabt, mein Schweigen zu kaufen. Der Preis war der Schmuck, um den du mich jetzt betrogen hast.«
    »Ich habe dir doch gesagt...«
    »Halt’s Maul.« Er holte mit der Hand aus, als wenn er sie schlagen wollte, legte sie dann aber weich an ihre Wange. »Vielleicht hat sich mein Preis geändert. Vielleicht will ich dich jetzt zum Ausgleich. Wirst du deinen schönen starken Ehemann auf der Stelle verlassen, um seine Haut zu retten?«
    Namenloser Abscheu schüttelte sie. Seine Berührung war kalt und unangenehm, als streiche etwas Schleimiges über ihre Haut. Der Magen drehte sich ihr um. Sie schauderte. Nein, das konnte sie auf keinen Fall je wieder ertragen.
    Für Ross? Um Ross das Leben zu retten?
    Aber wie konnte sie sich von dieser Bestie berühren lassen, nachdem sie Ross’ Liebe kennengelernt hatte? Doch um Ross und Lee zu retten, würde sie alles ertragen, selbst Clancey.
    Sie sah ihn voller Ekel, aber kühl an. »Ich komme mit.«
    Sein Auflachen klang tödlich. Rauh strich er über ihre Brüste. »Ich könnte dich so oder so bekommen, kleine Schwester.« Er trat einen Schritt zurück. »So nett du ja aussiehst, so schnucklig und eng es in dir sein mag, aber die fünftausend Dollar sind mir eben doch lieber.«
    Wieder einmal hatte er sie gedemütigt, doch das machte ihr nichts mehr aus. Sie würde ihn auch anflehen, wenn es sein muss te. »Bitte nicht, Clancey. Tu uns das nicht an.«
    »Ich hab’ hart gearbeitet für das Geld, Zuckerpuppe«, sagte er samtig. »Weiß’ du noch den Jungen, den ich beseitigen muss te? Wie hieß er doch gleich?«
    »Luke Langston.«
    »Ja, genau, Langston. Zähe kleine Wildkatze. Beinah wär’ er mir noch entwischt. Hat sich ganz schön gewehrt. Und der feine Pinkel?«
    »Winston Hill. Du hast sie umgebracht. Und sie waren beide meine Freunde.«
    »Ich war dein Freund, bevor du abgehauen bist und mich liegenlassen hast, weil du dachtest, ich wär’ tot - vergi ss das nicht, Fräulein. Du hast mir gehört. Mein Kind im Bauch gehabt. Das wirst du mir alles noch büßen. Aber jetzt hab’ ich was in der Stadt zu erledigen.«
    »Was willst du tun?«
    »Erst mal nach dem Wagen seh’n. So weit kann er ja noch nich’ sein.«
    Lydia dachte an die Pritchards und die fünf Kinder. Noch mehr Unschuldige, die sie auf dem Gewissen hätte... »Den kannst du nicht mehr finden«, sagte sie fest.
    Er griff nach ihrem Kinn und flüsterte boshaft. »Du solltest eher hoffen, dass ich ihn finde; sonst sehen wir uns morgen früh beim Sheriff wieder.«
    Er wandte sich ab. Ihr Ha ss auf ihn war ihr durch die Aufzählung seiner Verbrechen nur noch deutlicher geworden. Sie wünschte ihm den Tod, war schon dabei, ein paar Schritte hinter ihm herzulaufen, blieb dann aber stehen. Wie sollte sie ihn töten? Sie besaß keine Waffe. Ihm wäre es ein leichtes, sie zu überwältigen und dann trotzdem Ross’ und Lees wegen wiederzukommen.
    Was soll nur werden? fragte sie sich, als sie zu dem friedlich schlafenden Baby in den Wagen stieg. Sie konnte sich doch von diesem Tier nicht das Leben endgültig ruinieren lassen.
    Draußen löste sich ein Schatten aus dem Dunkel in der Umgebung des Wagens - ein Mann. Vorsichtig schaute er in den Wagen und sah Lydia über das Kind gebeugt stehen. Sie rang die Hände und weinte. Er sah hinter dem davonschlendernden Vagabunden her, der sich in Richtung Stadt bewegte. Seine Lippen wurden schmal, er ballte die Hände zu Fäusten.
    Dann folgte er lautlos dem anderen.
     
    Clancey wollte seinem Glück kaum trauen. Er hatte den Coleman-Wagen auf der Hauptstraße vor einem Geschäft entdeckt. Der dumme Bauer und seine Familie trugen Sachen heraus und überlegten laut, wie sie sie verstauen sollten.
    Als alle wieder in dem Geschäft verschwanden, hastete er über die Straße und huschte in den Wagen, bevor ihn jemand bemerkte. Das von Lydias Bearbeitung verkratzte Fußbodenbrett fand er in wenigen Sekunden. Noch bevor die Pritchards zurückkamen, hatte Clancey den Samtbeutel in sein Hemd gesteckt und schlenderte die Straße entlang; wegen dem lästigen Aufsehen war er froh, dass er diesmal keinen hatte umlegen müssen.
    Und wie fing er jetzt am besten die Sache mit den Behörden an? Einfach ins

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