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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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von der allgemeinen Menge. Lydia war bedrückt, und ihrem Gesicht konnte man das wohl ansehen; denn sobald sie alles für die Nacht fertiggemacht hatten, kam Ross zu ihr und zog sie in seine Arme.
    »Am besten legst du dich zu Lee in Moses’ Wagen und schläfst dich gründlich aus.«
    Sie hielt sich an ihm fest, voller Angst, dass Clancey womöglich inzwischen schon die Behörden alarmiert hatte. »Nein. Schlaf bei mir heute nacht, Ross. Komm mit mir ins Bett und nimm mich in die Arme, bitte.«
    Er lächelte. »Ich würde es gern tun, aber Moses und ich haben die nächsten Stunden viel Arbeit. Ruh du dich aus, übermorgen machen wir uns auf den Weg zu unserem neuen Heim.«
    Sie hob den Kopf bei diesen Aussichten. »Ein Heim«, wiederholte sie sehnsüchtig. »Ross, werden wir das wirklich haben? Du? Ich? Wir?« Sie klammerte sich an ihn und wünschte, sie wären schon angekommen - in Sicherheit vor aller Bedrängnis.
    »Ja, so wird es sein«, versicherte er ihr flüsternd. Er küsste sie, schob seine Zunge tief in ihren Mund. Durch ihre Kleider spür-ter er, wie sich ihre vertrauten Kurven an ihn drückten, und er wurde sofort hart. »Lydia«, wisperte er, »sieh, was du mit mir anstellst.« Seine Lippen folgten ihrem Haaransatz, dann überwand er sich und ließ sie los. »Ich muss noch arbeiten, Frau.« Er gab ihr einen Klaps und schob sie in Richtung Hill-Wagen.
    Lydia wünschte, sie hätte in seiner Umarmung bleiben und Clancey einfach vergessen können. Sollte sie Ross nicht alles erzählen? Sie blieb im Dunkeln stehen und drehte sich um. Er war schon mit Moses an die Arbeit gegangen. Sie stellten Gepäck auf den Pritschenwagen und berieten das weitere Vorgehen.
    Konnte sie jetzt, wo er, wenn Ma recht hatte, kurz davor stand, sie zu lieben, damit herausrücken, dass sie immer noch bedroht waren durch jenen elenden Stiefbruder?
    Abgesehen davon, dass Clancey eine Gefahr darstellte, tauchte damit auch die Frage auf, was Ross dann tun würde. Angenommen, er würde sie rächen, indem er Clancey tötete? Dann würden damit unweigerlich die Behörden wieder auf ihn aufmerksam werden. Oder würde er eher sie als Clancey verachten, möglicherweise sogar bereuen, dass er sie überhaupt geheiratet hatte? Nein, sie würde es ihm nicht sagen. Sie konnte nur hoffen, dass sich Clancey inzwischen davongemacht hatte.
    Mit diesem Gedanken drehte sie sich um - und da stand das Objekt ihrer Überlegungen auch schon vor ihr und versperrte ihr den Weg. »’n Abend, kleine Schwester«, sagte er gedehnt. Bei seinem süßlichen Tonfall erstarrte Lydias Blut zu Eis.
    Sie warf einen hastigen Blick hinüber zu Ross und Moses, die durch ihre Arbeit abgelenkt waren. »Bist du wahnsinnig?« fragte sie Clancey und funkelte ihn an. »Wenn Ross dich bemerkt...«
    »Dann hätten wir doch eine Menge zu besprechen, nicht wahr? Zum Beispiel, wie du vorhattest, Schmuck von ihm zu stehlen und ihn deinem lieben Stiefbruder zu überlassen.«
    In fieberhaften Gedanken stellte sie sich hinter den Wagen; so konnte Ross, wenn er aufschaute, nicht sehen, wie sie mit dem Mann redete, von dem sie behauptet hatte, ihn nicht zu kennen. Clancey folgte ihr und schloss seine Hand wie einen Schraubstock um ihren Oberarm. »Wo is’ der Schmuck? Ich will es wissen! Irgendwie hast du ihn dir zurückgeholt, als der hübsche junge Mann mich attackierte.«
    »Habe ich nicht!« antwortete sie hitzig und versuchte, sich zu befreien. »Ich wollte, dass du ihn bekommst, damit wir dich loswerden. Winston hat im Fallen danach gegriffen. Ich habe ihn wieder in das Versteck im Boden des Wagens gelegt und...«
    »Hol ihn!«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und schmeckte Blut. Dann holte sie tief Atem und sagte: «Das kann ich nicht.« Er stieß sie so heftig gegen den Wagen, dass ihr die Ohren klingelten und sie kaum noch Luft bekam.
    »Ich hab’ gesagt, hol ihn«, schnaubte er direkt vor ihrem Gesicht.
    »Ross hat heute nachmittag den Wagen verkauft. Er ist fort. Ich wusste nicht, dass er ihn in solcher Eile abgeben würde, ehrlich, Clancey. Es war keine Zeit mehr, den Beutel herauszuholen.«
    Er starrte sie ha ss erfüllt an und sah sich dann gehetzt im Lager um. »Scheiße!« fluchte er, als er bemerkte, dass sie die Wahrheit gesagt hatte, und das Wort traf sie wie ein Hieb. »Das tut mir aber wirklich leid für dich«, meinte er und ließ sie so plötzlich los, dass sie beinah umgefallen wäre.
    »Was meinst du damit?« Ihre Lippen fühlten sich an wie Gummi, ihr Mund war

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