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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Reihe der Wagen zu dirigieren. Sie fuhren erst ruckend an, doch bald hatten sie eine gleichmäßige Geschwindigkeit erreicht, die sie möglichst bis zur Mittagspause einhalten wollten.
    Lydia rollte die Schlafmatratze an den Rand des Wagens, um sich freier bewegen zu können. Sie räumte auf, faltete ein paar von Mr. Colemans Hemden zusammen und entschied, welche sie heute abend mitwaschen wollte.
    Nach einer Weile wurde es ihr langweilig. Lee schlief fest in seiner Kiste. Sie hatte alles Erdenkliche in Ordnung gebracht, und es verdro ss sie, noch einen Tag untätig herumzuliegen. Die Vorstellung von frischer Luft und freiem Blick erschien ihr äußerst reizvoll.
    Schüchtern schob sie den Kopf durch die vordere Öffnung und tippte Mr. Coleman auf die Schulter. Er schreckte zusammen, als wäre er angeschossen worden, dann fuhr sein Kopf herum. Hastig zog sie die Hand zurück. »Was ist?« fragte er rauh.
    Ihr gefiel sein scharfer Tonfall nicht. Glaubte er, sie würde niemals von ihrer Abgeschlossenheit genug bekommen? War es ihm peinlich, wenn sie neben ihm Platz nahm, wo sie jeder sehen konnte, wo seine geliebte Victoria unter ihrem Spitzenschirm zu sitzen pflegte? »Ich möchte gern eine Weile beim Fahren draußen sitzen«, sagte sie schnippisch.
    Wortlos rückte er auf dem breiten Sitz ein Stück zur Seite. Das Schwanken des Wagens machte jeden Schritt schwierig, aber sie hielt sich mit einer Hand am Segeltuch fest, stellte einen Fuß auf den Sitz und zog sich hinauf. Dort kippte sie einen Augenblick. Der Boden schien schrecklich weit unten. Es war ihr gar nicht klar gewesen, wie hoch der Sitz angebracht war. Sie schluckte ihre Angst hinunter und stellte den zweiten Fuß nach.
    Genau in diesem unglücklichen Augenblick rollte das linke Vorderrad über einen Stein, und der Wagen machte einen Satz. Lydia verlor das letzte Restchen Gleichgewicht, und ihre Hand suchte in der Luft nach Halt, bis sie auf Mr. Colemans Hut traf. Er wurde auf den Sitz geschleudert, und schon im nächsten Augenblick fiel sie mit ihrem ganzen Gewicht auf ihr Hinterteil und den Hut.
    Bei dieser Abwärtsbewegung hatte sie ganz schön Schwung bekommen, der sie gegen Mr. Coleman schleuderte. Sein Arm war zwischen ihren vollen Brüsten gefangen, und sie rutschte vom Hals bis zur Taille daran hinab. Sie versuchte sich zu fangen, indem sie eine Hand auf seinen Oberschenkel legte, glitt jedoch ab und tauchte zwischen seine Beine. Als ihr Fall endlich zum Halten kam, lag sie quer auf seinem Schloss , einen Arm zwischen seine Beine geklemmt, die Wange an seiner Hüfte.
    Einen Augenblick lang lehnte sie an ihm und holte tief Luft im Kampf gegen den Schwindel, während sie so tat, als wäre nichts geschehen. Dann richtete sie sich auf und rückte ein Stück von ihm ab. Immer noch saß sie auf seinem Hut!
    Erst als sie sich noch einmal auf seinem Oberschenkel abstützte, um den Hut unter sich hervorzuziehen, begann er leise und wüst zu fluchen. »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich, entsetzt über ihre Ungeschicklichkeit. »Ich... ich bin noch nie auf einem so hohen Wagen gefahren.«
    Der Blick, mit dem er sie jetzt maß, war glasig, leuchtend und gleichzeitig durchdringend. Sein Mund bildete eine dünne, strenge Linie unter dem geschwungenen Schnurrbart, als er sagte: »Bitte, seid beim nächsten Mal vorsichtiger.« Lydia fiel auf, dass seine Lippen sich beim Sprechen kaum bewegten, und seine Stimme irgendwie anders klang. Hatte er Schmerzen? Hatte sie ihm weh getan?
    Mit entschiedenen Bewegungen gab sie seinem Hut die ursprüngliche Form zurück und reichte ihn ihm schüchtern. Eigentlich war es ein Jammer, dass er sein schönes, glänzend schwarzes Haar unter seinem Hut versteckte. Doch als er ihn tief in die Stirn zog, entschied sie, dass er mit Hut auch gut aussah.
    Seine Kleidung war schlichte Arbeitskleidung, doch er trug sie mit Würde. Seine dunklen Hosen lagen eng an seinen langen Beinen an, die Waden bedeckten schwarze, kniehohe Stiefel, Sein Hemd war aus schwerer, blauer Baumwolle, und die schwarze Lederweste darüber sah aus, als wenn sie ganz weich wäre. Er hatte sich ein Halstuch umgebunden.
    Besorgt, dass er ihre genaue Musterung vielleicht bemerken könnte, senkte Lydia den Blick zu seinen Händen auf den Zügeln. Der Rand der schwarzen Lederhandschuhe war zurückgeschlagen, so dass sie seine von dunklem Haar bedeckten Handgelenke sah. Er hielt die Zügel offensichtlich mühelos und konnte die Pferde mit einer leichten Bewegung der

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