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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Hände lenken. Sie bewiesen unglaubliche Kraft, waren aber, wenn er mit Lee umging, auch zu Zärtlichkeit fähig. Was davon mochte er wohl gebraucht haben, wenn er seine Frau berührte?
    Bei diesem Gedanken wurde es Lydia wieder schwindlig, also dachte sie nicht mehr an den Mann neben sich und sah sich die Landschaft an. Sie versuchte, auch nach hinten zu schauen, ließ es aber schnell blieben, um nicht gänzlich vom Wagen zu fallen.
    »Wo sind wir?« fragte sie.
    Die Umgebung war üppig und grün, überall blühten Blumen. Jenseits der Wiese, über die sie gerade fuhren, lagen sanfte Hügel und dichte Wälder.
    »Etwas östlich von Memphis.« Ross hatte sich schon beinahe erholt, aber noch nicht ganz. Seine Empfänglichkeit gegenüber der jungen Frau vorher mit seinem Sohn an der Brust war ihm zuwider. Gott sei Dank hatte sie nicht das ganze Oberteil des Kleides ausgezogen wie gestern abend, sondern es einfach bis zur Taille aufgeknöpft, so dass Lee nur aus der einen Brust trank.
    Ross war trotz seiner Abneigung gegen sie hingerissen gewesen von dem friedlichen Leuchten auf ihrem Gesicht und dem sanften Lächeln, das ihre Lippen hob. Einen solchen Ausdruck würde sicher jeder Mann gern auf dem Gesicht einer Frau hervorrufen wollen.
    Er rückte unruhig auf dem Sitz zur Seite. Warum zum Teufel war ihm das gerade eingefallen? Noch nie hatte er eine Frau mit einem so vollendeten Lächeln auf ihn herabschauen sehen. In seiner wilden, ungezügelten Jugend hatte er nur Huren gekannt. Im allgemeinen stellten sie jenen geschäftlichen Blick zur Schau, mit dem sie ihn zur Eile trieben, damit sie sich um den nächsten Kunden kümmern konnten.
    Und dann war da noch Victoria gewesen. Eine solche Art von Hingabe hatte er von ihr nie erwartet. Damen ihrer Herkunft hatten keine Freude an... daran eben... und er wäre schockiert gewesen, wenn es anders gewesen wäre. Sie war entgegenkommend und geduldig mit ihm umgegangen, sogar gefühlvoll. Niemals hatte sie nein gesagt, aber auch nie selbst die Initiative ergriffen.
    Keinesfalls würde er je eine andere Frau lieben, das stand außer Frage! Trotzdem wäre es schön, eine Frau mit einem solchen Lächeln danach zu ihm aufschauen zu sehen, das vorher auf Lydias Gesicht erschienen war... Mein Gott! Er dachte an sie als Lydia.
    Warum, Himmeldonnerwetter, muss te sie so gegen ihn fallen? Er konnte immer noch fühlen, wie ihre Hand über seinen Schritt geglitten war. Sein Arm hörte nicht auf zu kribbeln von der Berührung mit ihren Brüsten.
    Er räusperte sich laut, als würde er damit seine Gedanken besser los. »Möglicherweise können wir übermorgen schon den Flu ss überqueren.«
    »Den Mississippi?«
    War das Mädchen dumm? »Natürlich, welchen denn sonst?« sagte er gereizt.
    »Deswegen mü ss t Ihr ja nicht gleich heftig werden«, gab Lydia gekränkt zurück. Sie hatte das Gefühl, als hätte er ihr eine Ohrfeige verpa sst , indem er ihr ihre Unwissenheit hinrieb. Natürlich hatte sie schon vom Mississippi gehört, aber wusste nicht, wo er lag. Sie hatte nur zwei Jahre die Schule besucht, bevor sie und Mama zu den Russells gezogen waren. Sie konnte nichts dafür, dass sie so bedauerlich wenig wusste .
    »Ihr werdet einen Sonnenbrand bekommen, wenn Ihr keinen Hut aufsetzt«, murmelte Ross mit einem Blick auf ihre Nasenspitze, die schon einen rosigen Schimmer aufwies.
    »Ich habe keinen Hut«, sagte sie in ihrem typischen patzigen Ton.
    Er ließ die Zügel über den Rücken der Pferde klatschen, sie bekamen seinen Ärger ordentlich zu spüren. Es war ihm ein Rätsel, was ihn an dem Mädchen so aufbrachte. Vielleicht hatte das mit seinem körperlichen Unbehagen in ihrer Nähe zu tun.
    Im Laufe des Morgens kamen immer wieder Besucher an ihrem Wagen vorüber. Die meisten waren Männer. Ross machte sie mit einem gewissen Widerwillen bekannt. »Das ist Lydia. Sie kümmert sich um Lee.« Die Männer zogen höflich den Hut und stellten sich ebenfalls vor. Sie erwiderte ihre Blicke nur zögernd; zwar zeigten die Männer Neugier, brachten aber nicht die Abneigung zum Ausdruck, mit der Lydia gerechnet hatte.
    Einzig Scout lehnte sie ab. Er begutachtete sie eingehend und warf dann Ross einen hintergründigen Blick zu. »Freut mich, Euch kennenzulernen, Lydia«, sagte er. Er hatte lange, lockige, butterfarbene Koteletten und einen breiten, fast weißen Schnurrbart. Lydia traute ihm absolut nicht über den Weg. Gott sei Dank ritt er meistens dem Treck voraus. Alle schienen seine Arbeit zu

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