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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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schließen.«
    »Aber gefunden habt ihr nichts, hab ich recht?«
    Mit einem kaum merklichen Nicken stimmte der Südtiroler zu. »Trotzdem.« Er machte ein außergewöhnlich besorgtes Gesicht. »Passen Sie auf, Signore. Sonst wird etwas Schreckliches passieren!«
    Sein Kollege schüttelte den Kopf und fuhr mit einer Hand senkrecht vor dem Gesicht auf und ab. Dann sagte er etwas, das Gollek unschwer mit »Du mit deinen Phantasien« übersetzen konnte.
    Kaum war das Geräusch des wegfahrenden Polizeiautos verklungen, nahm Thorsten Gollek die Frau über ihm ins Blickfeld. Sie saß da mit baumelnden Füßen, lachend und strahlend. In seinem Kopf hallten die Worte des Polizisten nach. »Etwas Schreckliches wird passieren.« Heiß und kalt lief es ihm den Rücken hinunter. Eben erst hatte er etwas Schreckliches vermieden. Allein der Gedanke daran war so unangenehm, dass sich alles in ihm dagegen sträubte. Er merkte, wie ihn eine leichte Übelkeit erfasste. Was sollte jetzt noch auf ihn zukommen?

Brennersee, Tirol, Freitag, 31.   Dezember 1999
    Überall auf der Erde standen Feuerwehren, Rotes Kreuz und andere Hilfsdienste in Bereitschaft. Die Welt drohte beim Wechsel der Jahrtausende unterzugehen. Das gesamte Computersystem sollte durch die Zeitumstellung weltweit zusammenbrechen. Dadurch würde es einen Bankencrash geben, Flugzeuge würden vom Himmel stürzen. Die Welt wartete auf das Grauen. Doch in Berlin feierten eine Million Gäste in die Nacht hinein. In New York wurde der Times Square wegen Überfüllung geschlossen.
    Am Brennersee war alles anders. Die Fernfahrer gingen auch an diesem Abend und in dieser Nacht ihrer ganz normalen Arbeit nach. Eine Flotte aus achtzehn Lkws, Sattelzügen und Aufliegerfahrzeugen hatte sich in der Silvesternacht zum neuen Millennium auf der Rollenden Landstraße vom Brenner nach Österreich befunden, sollte Kriminalrat Ottakring später ermitteln. Lastwagen auf Schienen – die Fahrer konnten Teilstrecken ihrer Route hier bequem mit der Bahn zurücklegen.
    An diesem denkwürdigen Abend bewegte sich ein Tross von zwölf Fahrzeugen gegen neunzehn Uhr auf den Einfahrtsbereich der RoLa am Brennersee zu. Der See lag knapp hinter der italienischen Grenze in eintausenddreihundert Metern Höhe auf österreichischem Gebiet. Es war finster und kühl, und die Fahrer waren froh, vorläufig in ihren beheizten Kabinen bleiben zu können. Vom tief unter ihnen liegenden eiskalten See war nichts zu sehen. Nur die Scheinwerferlichter auf der A 13 über ihnen, von der sie gerade abgebogen waren, tasteten sich durch die Nacht.
    Thorsten Gollek stand mit seinem Lkw als Dritter in der Schlange. Er hatte Mühe gehabt, Selma zu erklären, dass sie die Fahrt nicht in dem Aufenthaltswagen machen würden, der für die Fahrer bereitgestellt war. Er hatte schließlich mit ihr etwas vor, was nicht vor aller Augen geschehen musste.
    Es war nicht ungewöhnlich, dass die Fahrer ihre Frauen dabeihatten oder Frauen, die sie als ihre Frauen ausgaben, oder auch andere Frauen. Keiner scherte sich darum. Viele waren aus dem gleichen Holz geschnitzt.
    Sie führten den beiden Kontrolleuren das leere Führerhaus vor, machten bei beißenden Temperaturen einen Spaziergang, sahen einem losgerissenen Stromkabel nach, das im böigen Wind schlug, kehrten zum Wagen zurück und kletterten heimlich wieder ins Cockpit. Dort zog Gollek die Vorhänge zu.
    »Komm mit nach hinten«, sagte er zu Selma und wälzte sich über die Lehne in die Fahrerkoje.
    Selma verharrte still auf ihrem Beifahrersitz.
    Ihm gefiel das ganz und gar nicht, doch er tat unbeteiligt. Was ihm gefallen hatte, war der Sex mit ihr. Immer wieder hatte er ein sehnsuchtsvolles Glitzern in ihren Augen beobachten können. Das bedeutete nichts anderes, als dass sie es auch noch einmal wollte. Bis zur Endstation in Wörgl war es nicht sehr weit, doch geschehen konnte auch in dieser relativ kurzen Zeit recht viel. Er durfte nichts überstürzen. Sie würde ihm freiwillig geben, wonach er verlangte.
    * * *
    Was Nunzio wohl machte? Sie hatte sich ja vom Acker gemacht, ohne ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Das bereute Selma inzwischen, sie war wieder einmal zu hitzköpfig gewesen. Sie war sich sicher, dass er in der Bar nachfragen und die ganze Verwandtschaft abklappern würde. Doch niemand wusste, welche Pläne sie genau hatte. Zu gern hätte sie Marta in Billefelde angerufen. Doch in Gegenwart des Deutschen wollte sie es vermeiden.
    Dieser Deutsche. Ja, sie hatten Sex

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