Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
viel von dir gehört. Meine Informanten berichten mir, du seist ein gerissener Verbrecher; du gehst ohne Gewalt vor. Und ohne Spuren zu hinterlassen. Das gefällt mir; es gibt immer Arbeit für Talente wie dich. Unser Zirkel zählt hunderte Mitglieder, doch wie du siehst, haben lediglich zwölf es geschafft, in diese Runde zu gelangen. Alle, die hier sitzen, haben Großes für uns geleistet. Sie alle haben da angefangen, wo du anfangen wirst. Es wäre erfreulich, einen Dreizehnten an der Tafel zu sehen.“ lächelte Teranon offen, falsch.
Lannus verfluchte sich für seine ungeheure Dummheit. Er hatte das Innere des Seraphen gesehen. Wenn er ihnen nicht beitrat, würde er sterben.
Der Meister hielt Lannus seine Hand hin. Mit zusammengebissenen Zähnen akzeptierte er sie. Der Greis lächelte ihn mit hervorragend gespielter Freundlichkeit an, bevor er sich wortlos umdrehte und den Gang entlangschlurfte. Lannus hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
Fremde Symbole und Zeichen, welche Lannus beim besten Willen nicht entziffern konnte, säumten die Wände und als hätte Teranon seine Gedanken gelesen, versprach er beiläufig,
„ Das wirst du auch bald lesen und schreiben können.“
Lannus nickte im Weitergehen. Der Gang machte eine Biegung nach links und führte sie geradewegs auf eine massive Holztür zu. Sie blieben kurz vor ihr stehen, als Teranon Lannus fest in die Augen blickte, um etwas Wichtiges anzumerken, sich jedoch dagegen entschied und sich mit einem leichten Kopfschütteln zur Tür drehte. Er steckte einen merkwürdig-geformten Schlüssel aus Rubinen und Diamanten in das Schloss, welcher vermutlich mehr wert war, als alles, was Lannus jemals besessen hatte, inklusive dem Gold in seiner Tasche.
Neugier stach leicht nach seinen Innereien.
Die Tür glitt auf, der Anblick wurde freigegeben.
„ Grundgütiger.“ staunte der junge Dieb.
Die restliche Reue verflog in einem einzigen Augenblick, als er die Masse der Schätze erblickte. Hiermit konnte man sich die Festung Eisenturm aneignen, da war sich Lannus sicher.
XII
Ein schwaches, rasselndes Klopfen weckte den jungen Zwerg aus einem unruhigen Halbschlaf und zwang ihn aufzustehen, um sich, nur in ein knielanges Nachthemd gekleidet, mit schleifenden Schritten auf den Weg zur Tür seines gemütlichen Gemachs zu begeben, ohne sich vorher seine Rüstung überzuziehen. Er konnte sich nicht vorstellen, wer ihn zu dieser Zeit wecken würde. Sich die Augen reibend, zwang er den schweren Türknauf mit einer Hand zur Aufgabe und die Tür schwang nach innen auf. Garandor wäre umgefallen, stünde das niedrige, kastanienbraune Tischchen nicht als rettende Stütze neben dem Eingang.
„ Mein König – verzeiht bitte – ich habe Euch nicht erwartet.“ Der Zwerg ging auf die Knie um seinen König zu würdigen – eine Geste die ihm im Nachhinein lächerlich vorkam, da er um die Bodenständigkeit seines Herrschers wusste – doch dieser packte ihn mit einem festen Griff an den Schultern und hob ihn auf die Beine.
„ Ein Held sollte sich nicht vor einem müden, grauen Zwerg auf die Knie werfen.“ Garandor setzte bereits zu einer Antwort an, wurde jedoch durch eine scharfe Handgeste unterbrochen.
„ Ich sollte mich auf die Knie fallen lassen, nur befürchte ich, danach nicht mehr aufstehen zu können.“ Ein sympathisches Lächeln umspielte die Lippen des Königs. „Du wirst, wenn du wieder zurückkehrst, weitaus mehr für dieses Land getan haben, als ich in meiner gesamten Zeit als Herrscher.“ fuhr er aufmunternd fort.
Torabur hatte die Gabe, Leute in seiner Umgebung fröhlich zu stimmen, befand Garandor respektvoll. Torabur glich keinem König der vergangenen tausend Zyklen. Er war nicht so unnahbar, so kalt und distanziert. Vielmehr verströmte er eine Wärme, eine Herzlichkeit die Garandors Nervosität verfliegen ließ. Der Steinmetz wusste, dass der weise König nicht auf Etikette bedacht war, wie es sich für einen wahren Herrscher aus den Legenden gehörte. Er hatte es in seinen Zyklen unter Torabur häufig miterlebt.
„ Garandor, deine Reise wird eine unvorstellbar beschwerliche werden.“ begann Torabur gewichtig. „Es gibt kaum behagliche Wörter, welche auf deiner Reise von Bedeutung sind. Sie prallen entweder an deiner greifbaren Furcht ab, oder werden entlang des Weges liegen gelassen. Worte sind nicht mutiger als der, der sie bei sich trägt, Garandor. Behalte das im Kopf. Lediglich
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