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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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der furchteinflößenden Bestien nicht bei Laune sein, verängstigte ihn nicht, da er sich keinen besseren Ort zum Sterben vorstellen konnte.
    Gemächlichen Schrittes schlenderte Addor tiefer in die Grotte. Er lief durch einen Tunnel, an dessen Ende bereits ein schwacher Lichtschein zu erahnen war. Die Wände wurden kantiger und bekamen eine rötliche Schattierung. Die Intensität des Geruchs steigerte sich mit jedem Schritt. Ein Großteil der Opfer, welche durch diesen Tunnel geführt wurden, hätte sich an dieser Stelle bereits übergeben, doch Addor hatte sich in seinen unzähligen Monden in der Tiefe an den schwefeligen Gestank gewöhnt. Als dritter Stiermeister verbrachte er beinahe mehr Zeit in den tiefen Gewölben der Schlucht Geroth als in seiner eigenen Grotte.
    Er war erst kürzlich befördert worden, da sein Vorgänger bei einem unaufhaltsamen Wutausbruch des mächtigsten Tieres der gesamten Horde zertrümmert worden war. Addor befand, dass er selbst seine Arbeit hervorragend ausübte. Beinahe jeder der fünftausend Telénastiere gehorchte seinen Befehlen. Eine Tatsache die es allerdings nicht vermochte, seinen Erfolg und seine Freude zu schmälern.
    Leise summend – oder leise grunzend, in elfischen, menschlichen und gar zwergischen Ohren – marschierte Addor stets weiter in die Tiefe, um eine selektierte Gruppe der Tiere auf eine denkbar einfache Mission – mit dem Ziel einen Trupp bestehend aus einem ranghohen Elfen, zwei Menschen und einem Zwerg aufzuspüren und umzubringen –vorzubereiten. Sein grunzendes Lachen erfüllte den niedrigen Tunnel, als er grinsend seinen Kopf schüttelte. Es waren merkwürdige Zeiten, in denen sie lebten; Menschen, Elfen und Zwerge gemeinsam auf einer Mission. Man müsste Schriften aus der Zeit Nithrals aufrollen, um ein ähnliches Ereignis zu entdecken. Die Mission würde mit Sicherheit ein königlicher Spaß und ein voller Erfolg werden, denn gegen fünfzehn Telénastiere konnte der lächerliche Haufen nicht bestehen, ganz gleich ob der Elf Zauber wirken konnte oder nicht.
    Addor erreichte das Ende des unterirdischen Ganges und betrat eine enorme Halle beinahe direkt unter dem mächtigen Turm Latenors, wodurch sein Rückgrat sich aufrichtete und sein Kopf eine leichte Hebung erfuhr, da sein Rang ihn mit Stolz erfüllte. Die bestialischen Geräusche und der verachtenswerte Gestank der Tiere schwängerten die Luft. Ohrenbetäubende orkische Befehle und das widerwärtige Schmatzen, als einer der Orks sich zu nahe an einen Käfig wagte, streichelten Addors Ohren.
    Die Wände waren kahl und hart, mit einem regelrechten Meer aus eingesetzten Fackeln, welche die Halle in ein künstliches Licht tauchten. Dadurch, dass es einen beachtlichen See aus geschmolzenem Gestein in der Mitte der enormen Höhle gab, wirkte die Beleuchtung rötlich, flackerte unregelmäßig.
    Einige der Orks nickten Addor grunzend zu, als er durch die Halle schritt. Mit dem Einsatz ihres wertlosen Lebens bereiteten die Orks – seine Orks – diese an purer Stärke ungeschlagene Armee auf den Krieg vor. Jedes Mal wenn der dritte Stiermeister durch das Aroma von Schweiß und Blut schritt, durchströmte ihn ein ganz besonderes Gefühl und er zitterte, bloß für einen Augenblick, als ob tausende winzige Nadeln im Inneren seines Körpers pulsierten. Allerdings blieb der Schmerz aus; nur das leichte Kribbeln der Berührungen war zu spüren.
    Sein Weg führte ihn in einem weiten Bogen um den brodelnden See aus geschmolzenem Gestein, denn auf der entgegengesetzten Seite des Einganges befand sich ein unheimlich geräumiger Käfig in der steinernen Wand. Armdicke, metallene Gitter gaben den Blick auf eine kolossale Bestie frei. Sie besaß kurzes, raues, dunkelrotes Fell und ungeheuer kräftige Vorderbeine, welche etwas länger waren als die Hinteren. Dadurch wirkte der Telénastier äußerst bedrohlich, wenn er einem direkt gegenüber stand. Ein Blick in die roten Augen der Bestie genügten, um Addors Atem stocken zu lassen. Sie wirkten ausdruckslos und unbeteiligt, kalt. Und andererseits erkannte er einen ungeheuren Blutdurst, gepaart mit einer furchteinflößenden Intelligenz in ihnen.
    Faszinierend; das war das einzige Wort, welches ungefähr in die Nähe dessen kam, was der ehrfürchtige Ork vor sich sah. Zwei brutale Stoßzähne ragten vom Unterkiefer der Bestie schräg nach oben. Sie trafen etwa auf Brusthöhe der meisten Menschen, was sie zu einer idealen Waffe im Kampf gegen den Osten machte. In der

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