Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
Vom Netzwerk:
Ohren.
    Die Wände waren kahl und hart, mit einem regelrechten Meer aus eingesetzten Fackeln, welche die Halle in ein künstliches Licht tauchten. Dadurch, dass es einen beachtlichen See aus geschmolzenem Gestein in der Mitte der enormen Höhle gab, wirkte die Beleuchtung rötlich, flackerte unregelmäßig.
    Einige der Orks nickten Addor grunzend zu, als er durch die Halle schritt. Mit dem Einsatz ihres wertlosen Lebens bereiteten die Orks – seine Orks – diese an purer Stärke ungeschlagene Armee auf den Krieg vor. Jedes Mal wenn der dritte Stiermeister durch das Aroma von Schweiß und Blut schritt, durchströmte ihn ein ganz besonderes Gefühl und er zitterte, bloß für einen Augenblick, als ob tausende winzige Nadeln im Inneren seines Körpers pulsierten. Allerdings blieb der Schmerz aus; nur das leichte Kribbeln der Berührungen war zu spüren.
    Sein Weg führte ihn in einem weiten Bogen um den brodelnden See aus geschmolzenem Gestein, denn auf der entgegengesetzten Seite des Einganges befand sich ein unheimlich geräumiger Käfig in der steinernen Wand. Armdicke, metallene Gitter gaben den Blick auf eine kolossale Bestie frei. Sie besaß kurzes, raues, dunkelrotes Fell und ungeheuer kräftige Vorderbeine, welche etwas länger waren als die Hinteren. Dadurch wirkte der Telénastier äußerst bedrohlich, wenn er einem direkt gegenüber stand. Ein Blick in die roten Augen der Bestie genügten, um Addors Atem stocken zu lassen. Sie wirkten ausdruckslos und unbeteiligt, kalt. Und andererseits erkannte er einen ungeheuren Blutdurst, gepaart mit einer furchteinflößenden Intelligenz in ihnen.
    Faszinierend; das war das einzige Wort, welches ungefähr in die Nähe dessen kam, was der ehrfürchtige Ork vor sich sah. Zwei brutale Stoßzähne ragten vom Unterkiefer der Bestie schräg nach oben. Sie trafen etwa auf Brusthöhe der meisten Menschen, was sie zu einer idealen Waffe im Kampf gegen den Osten machte. In der ersten Reihe funktionierten sie wie eine mächtige, lebendige Walze und vernichteten alles, was Menschen, Zwerge und Elfen ihnen zu bieten hatten.
    „ Addor. Keine Fortschritte im Verhalten. Er will weiterhin jeden aufspießen und gegen die Gitterstäbe seines Käfigs rammen, der näher als drei Schritte kommt.“ ertönte eine Stimme dicht neben dem Ohr des dritten Stiermeisters.
    „ Hab‘ ich mir gedacht.“ lautete die kühle Antwort Addors. Der Stier, sie hatten ihn Chorz getauft, wirkte anders als die anderen. Jedoch nicht aufgrund des Aussehens, denn das war genauso furchteinflößend wie das aller Telénastiere. Nein, es gab eine Reihe von verhaltensmäßigen Besonderheiten, welche einen derart befremdenden Eindruck auf Addor machten, dass er gelegentlich darüber nachdachte, ob er nicht einen Magier damit beauftragen sollte, das Tier zu untersuchen. Noch vermochte er es allerdings nicht zu entschlüsseln, wo die exakten Unterschiede Chorz' lagen. Womöglich war dieses Exemplar das geheime Oberhaupt der Stiere, eine intelligente Bestie mit einem finsteren Plan, schmunzelte Addor über seinen eigenen Spaß.
    Addor stand noch eine Weile regungslos grübelnd vor dem Käfig der Kreatur, bis er vorsichtig einen Schritt näher trat. Er befand sich nun etwa fünf Schritte vor den Gitterstäben. Chorz beachtete ihn nicht. Ein weiterer Schritt. Der Stier blickte zu ihm auf und fixierte ihn mit seinen blutroten Augen. Ein Schritt. Der Ork stand jetzt drei Schritte vor dem Käfig. Chorz musterte ihn scheinbar seelenruhig. Merkwürdig. Zwei Schritte trennten ihn nun noch vom unzerstörbaren Stahl. Die Bestie wirkte weiterhin vollkommen gelassen. Addor drängte sich dazu, noch einen weiteren Schritt nach vorne zu wagen. Er konnte nun seine Hand ausstrecken und die silbernen Gitterstäbe berühren. Chorz rührte sich nicht von der Stelle. Bedächtig, mit größter Vorsicht, begann Addor, den Arm ein wenig auszustrecken. Ein Kribbeln setzte sich in seinem Bauch fest und sein Arm zitterte leicht. Die kleinste Unachtsamkeit des Stiermeisters konnte bedeuten, dass er den Arm vom verdreckten Boden aufheben musste. Das Verlangen seine Hand zurückzuziehen überwältigte ihn beinahe, doch er zwang ihn ein Stück weiter in Richtung Stier, schließlich konnte er sich vor dem Ork eines niedrigeren Ranges nicht als Schwächling präsentieren. Des Weiteren war es ihm noch nie gelungen, seine Hand so nahe an den Käfig zu halten, ohne das Chorz versucht hatte, die Gitterstäbe zu zerstören, um an Orkfleisch zu kommen. Nur

Weitere Kostenlose Bücher