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Jenseits Der Grenze

Jenseits Der Grenze

Titel: Jenseits Der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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Namen erreicht. »Captain Jaylen Cresida.«
    »Freunde, die nicht mehr unter uns weilen.«
    Er drehte sich zu ihr um. Sie schaute auf die Tafel und vermied es, Geary anzusehen. »Mögen die lebenden Sterne ihre Erinnerung strahlen lassen«, sagte er und verließ ihr Quartier, dann zog er die Luke hinter sich leise zu.
    Eine äußerst rastlose Nacht trieb ihn wieder dazu, durch die Korridore der Dauntless zu spazieren. Es erforderte ein gutes Maß an Schauspielerei seinerseits, auf seiner nächtlichen Wanderung durch das Schiff nicht den Eindruck zu erwecken, dass er nervös war und damit womöglich noch die Crewmitglieder beunruhigte, die für die Nachtschicht eingeteilt waren. Was soll ich nur mit Jane Geary machen? Tanya hat völlig recht. So gut es mir auch gelungen ist, diese Flotte in den Griff zu bekommen, bleibt es doch eine Tatsache, dass sie alle einer Attacke den Vorzug geben, dass sie Mut beweisen, dass sie schnell und energisch gegen den Feind vorgehen. Jane hat zwar meinen ausdrücklichen Befehl missachtet, aber es ist ihr gelungen, mit einem wagemutigen Vorstoß die Bedrohung durch den Gegner unschädlich zu machen. Sie hat die Gefahr ausgeschaltet und unsere Truppen auf dem Planeten beschützt, dabei hat sie auch noch das Risiko von Opfern unter der Zivilbevölkerung auf ein Minimum reduziert. Mit anderen Worten: Sie hat alles genau richtig gemacht.
    Damit bleibt mir so gut wie kein Spielraum, um sie zurechtzuweisen. Ich kann eine so effiziente Initiative nicht verurteilen, ohne dabei die falsche Botschaft auszusenden. Wenn ich Gehorsam zur einzigen Tugend erkläre, könnte ich eine Kultur schaffen, die genauso übel ist wie das undisziplinierte Chaos, das ich hier vorgefunden habe. Will ich eine ganze Flotte mit Offizieren wie Captain Vente, dem man offensichtlich bis ins Detail alles erklären muss, was er tun soll? Ich muss einen Grund finden, um ihm das Kommando über die Invincible abzunehmen, aber bislang will mir nichts einfallen.
    Um diese Uhrzeit waren nur wenige Besatzungsmitglieder unterwegs, und die meisten von ihnen waren auf ihren Posten. Deshalb fiel ihm auch sofort die Frau auf, die vor ihm um eine Ecke bog.
    Rione.
    Sie sah ihn und zögerte kurz, doch dann ging sie weiter, bis sie unmittelbar vor ihm stehen blieb.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte er.
    »Es ging mir schon schlechter.«
    Sein schlechtes Gewissen regte sich prompt. »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    »Das bezweifle ich. Was Sie für mich getan haben … was wir beide getan haben, ist genau das, was zu dieser Situation geführt hat.« Sie schaute zur Seite. »Sie tragen daran keine Schuld. Das wäre nicht mal der Fall, wenn Sie mich gepackt und in Ihr Bett geschleift hätten, weil ich es schließlich wollte. Genau genommen war ich diejenige, die Sie verführt hat, nicht umgekehrt. Und das habe ich meinem Mann auch offen gesagt. Aber es geht hier nicht nur um die Vergangenheit, die Sie und ich teilen.« Rione senkte abermals den Blick, während sich ihre Miene verfinsterte. »Etwas in ihm hat sich verändert. Er ist düsterer … härter. Wütender.«
    »Die meisten Gefangenen müssen eine Menge verarbeiten«, sagte Geary.
    »Ich weiß, aber in seinem Fall ist Ihr medizinisches Personal in Sorge.« Sie schüttelte den Kopf. »Er redet nur noch von Vergeltung. Er will es den Syndiks heimzahlen, und er will es sogar den Menschen in der Callas-Republik heimzahlen, von denen er sich zurückgesetzt fühlt. Und an Ihnen will er sich natürlich auch rächen. Aber man hat mir versichert, dass sich seine Wutausbrüche bislang innerhalb akzeptabler Parameter bewegen.« Sie sagte das mit einem ironischen, bitteren Unterton.
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Mit mir?« Rione zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Mit Blick auf den Mann, der er einmal war, werde ich weiter versuchen, zu ihm durchzudringen. Er weiß jetzt sehr genau, dass ich ein Verhalten, wie er es heute an den Tag gelegt hat, nicht hinnehmen werde. Aber es fällt ihm schwer zu akzeptieren, dass ich nicht mehr die Frau bin, die ich mal war. Ich wurde Senatorin und Co-Präsidentin der Callas-Republik, ich habe vieles getan, seit wir getrennt worden sind. In seiner Vorstellung habe ich die ganze Zeit zu Hause gesessen und auf ihn gewartet, ohne mich in irgendeiner Weise zu verändern. Wie kann ich ihm böse sein, wenn er sich an dieses Bild geklammert hat, um die Trostlosigkeit dieses Arbeitslagers zu überstehen? Aber wie konnte er die Augen vor der Tatsache

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