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Jenseits Der Grenze

Jenseits Der Grenze

Titel: Jenseits Der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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nah zu sein. Plötzlich erlosch das Licht und verlor sich im trostlosen Grau.
    Geary benötigte einen Moment, ehe ihm auffiel, dass jeder auf der Brücke ihn beobachtet hatte, während er auf das Licht konzentriert gewesen war. Als den anderen bewusst wurde, dass er das bemerkt hatte, widmeten sie sich schnell wieder ihren Konsolen – alle außer Desjani, die einen finsteren Blick über die Brücke wandern ließ, ehe sie sich mit betretener Miene an Geary wandte. »Jeder fragt sich nach wie vor, ob Sie sich während Ihrer hundert Jahre im Kälteschlaf wohl in einem von diesen Lichtern aufgehalten haben.«
    »Wenn das der Fall gewesen wäre, sollte ich das dann nicht eigentlich wissen?«, gab er gereizt zurück. »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich nicht dort gewesen bin.«
    »Sie haben mir gesagt, dass Sie sich nicht daran erinnern können.«
    Er konnte sich weiter ärgern, weil es weder für die eine noch für die andere Version einen Beweis gab und auch nie geben würde, oder er konnte es akzeptieren, dass ihn diese Frage wahrscheinlich für den Rest seines Lebens verfolgen würde. »Ich schätze, vor einigen Dingen werde ich einfach nicht davonlaufen können.«
    Sie nickte zustimmend. »Jedenfalls nicht völlig. Aber wenn wir erst mal das Syndik-Territorium erreicht haben, werden alle mit anderen Dingen beschäftigt sein.«
    Atalia hatte sich in den wenigen Monaten, seit sie das letzte Mal in diesem System unterwegs gewesen waren, nicht allzu sehr verändert. Obwohl wichtige Neubauten nach ihrer Fertigstellung nicht gleich wieder durch Allianz-Bomben in Trümmerhaufen verwandelt wurden und obwohl die Allianz und die Syndikatwelten sich in diesem System keine regelmäßigen Gefechte mehr lieferten, gab es dort noch viel aufzuräumen. Hinzu kam, dass es sich bei Atalia nicht um ein wohlhabendes Sternensystem handelte. Selbst wenn es früher einmal wohlhabend gewesen sein sollte, war es im Verlauf von einhundert Jahren Krieg nach und nach in Armut gebombt worden.
    Ein Unterschied zum letzten Besuch bestand allerdings darin, dass sich ein Kurierschiff der Allianz nahe dem Sprungpunkt aufhielt, um die Allianz sofort davon in Kenntnis zu setzen, sollte irgendjemand Atalia angreifen. Bislang war dieses Schiff alles, was die Allianz als Unterstützung zur Verteidigung des Systems bereitgestellt hatte.
    Desjani saß da, das Kinn auf eine Hand gestützt, und betrachtete das Display. »Irgendwie kommt es mir so verkehrt vor, in dieses System zu kommen und nichts in die Luft zu jagen.«
    »Hier gibt es nicht mehr viel in die Luft zu jagen«, meinte Geary kopfschüttelnd, während er sein Display betrachtete. »Der Krieg hat diesem System ziemlich zugesetzt.«
    »Eigentlich ist es noch recht gut davongekommen.« Mit einem Mal klang ihre Stimme angespannt. »Jedenfalls im Vergleich zu anderen.«
    »Ja, ich weiß.« Was er angesprochen hatte, war ein Reizthema. Zu viele Sternensysteme waren viel stärker in Mitleidenschaft gezogen worden, und zu viele von diesen waren Sternensysteme der Allianz. Bislang war es ihm gelungen, einen Bogen um die Zahl der Opfer zu machen, die der Krieg auf beiden Seiten gefordert hatte. Er wollte sich einfach nicht eine in die Milliarden gehende Zahl vor Augen führen. Tanya dagegen war wie alle anderen Angehörigen der Flotte mit solch schrecklichen Statistiken aufgewachsen; sie hatte miterleben müssen, wie diese Zahl von Jahr zu Jahr angewachsen war. Es war besser, das Thema zu wechseln. »Sie haben jetzt einen Jäger.«
    »Ja, hab’ ich gesehen.« Ein Syndik-Jäger, ein Kriegsschiff, das etwas kleiner war als ein Allianz-Zerstörer, zog seine Bahnen durch das innere System. Auch wenn es keine sechs Lichtstunden entfernt gewesen wäre, stellte das kleine Schiff keine Bedrohung für die Allianz-Flotte dar. »Ich frage mich, ob es auf Befehl der Syndik-Regierung hier ist oder ob seine Crew sich mit Atalia verbündet erklärt hat.«
    »Sollen sich unsere Gesandten darüber Gedanken machen«, meinte Geary.
    »Gute Idee! Vielleicht können wir ja einen unserer Gesandten hier zurücklassen«, überlegte Desjani und warf einen Blick über die Schulter zu dem leeren Beobachterplatz. »Vermutlich sollte ich dankbar dafür sein, dass die beiden nicht ständig auf der Brücke sitzen und alles beobachten. Dieser General spaziert gern durchs Schiff und versucht, sich bei der Crew beliebt zu machen …«
    »Er übt für seinen Politikerjob.«
    »… aber die andere habe ich bislang noch gar nicht

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