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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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das Gesicht in Streifen gerissen.
    Jetzt konnte man auch Unterschiede zwischen den Krul erkennen. Reinweiße Krul mit gewundenen Widderhörnern führten jede Einheit von zwölf an, und größere, von über zwei Metern, schienen noch seltener zu sein. Sie kamen an einem ganzen Zug von vierbeinigen Katzenkrul vorbei, die die Größe von Pferden hatten, mit pechschwarzer Haut, dem spärlichen Haar eines Rattenschwanzes und dem Schlund eines Wolfes. Noch seltener waren jene, die Bären ähnelten, gut und gern vier Meter groß und mit dickem Fell von der Farbe frischen Blutes. Während sie über das riesige Schlachtfeld wanderten, gewannen sie den Eindruck, dass jedes natürliche Tier hier sein finsteres Zerrbild gefunden hatte. Fledermäuse, Raben, Adler, reißzahnbewehrte Pferde, gehörnte Pferde, selbst dunkle, rotäugige Elefanten, die Bogenschützen trugen, lagen in unrühmlichem Tod da.
    »Diese Ungeheuer«, sagte Antoninus leise. »War ihnen denn gar nichts heilig?«
    Feir folgte Antoninus’ Blick und sah die Krulkinder. Sie waren die schönsten aller Krul, mit ausgeglichenen Gesichtszügen, großen Kinderaugen, heller Haut von beinahe menschlicher Färbung und langen Klauen als Fingern. Diese Krul trugen noch immer ihre menschlichen Kleider. Nicht einmal die Plünderer hatten sie angerührt. Feir würgte beinahe. Sie zogen weiter, kamen der großen schwarzen Kuppel immer näher.
    Nach einer Weile gewöhnte sich Feir an das Grauen. Es gab hier mannigfachen Tod in allen Variationen, Krul jeder Form und Größe und manchmal Männer und oft Pferde, aber die magische Regungslosigkeit, das Fehlen jeden Geruchs und die absolute
Windstille verliehen der Szene eine Unwirklichkeit, als ob es sich bei den Toten um Wachsfiguren handelte.
    Wenn man Jorsin Glauben schenken durfte, lagen hier eine Million einhundertdreizehntausendachthundertsiebenundneunzig Krul. Verschiedene gelehrte Magi hatten geschätzt, dass sie es mit zwischen fünf hunderttausend und einer Million Krul zu tun haben würden. Gegen fünfzigtausend Männer. Der Rest von Jorsins Armeen war von seinen eigenen verräterischen Generälen abgezogen worden.
    Dann hatte Jorsin all dies mit Curoch getan - eben der Klinge, die Feir aus Ezras Wald hatte zurückholen wollen. Allerdings hatte er nur Anweisungen zurückgebracht. Curoch war für immer sicher in Ezras Wald, und dafür wollte er den Göttern danken.
    »Nun, hier wären wir«, sagte Antoninus, als sie endlich die Kuppel des Schwarzen Hügels erreichten. »Jetzt können wir unsere Fälschung von Ceur’caelestos schmieden und Lantano Garuwashi und all seine Männer retten. In der Tat, vielleicht den ganzen Süden.«
    Feir entgegnete: »Wir müssen nur Ezras geheimen Eingang in den Schwarzen Hügel finden, Ezras Werkstatt und seine goldenen Werkzeuge und sieben zerbrochene Mistarille-Schwerter, und dann müssen wir eine Schmiedetechnik meistern, von der alle gegenwärtigen Schöpfer sagen, sie sei ein Mythos. Ferner müssen wir einen riesigen Rubin finden und vermeiden, von zweihundert Vürdmeistern aufgespürt zu werden, die Gott weiß welche Ränke schmieden.«
    »Oh«, sagte Antoninus und hob eine dicke, mit Kohlstift betonte Augenbraue. »Und ich dachte schon, es würde schwierig werden.«

40
    Stunden später klopfte es an Vis Tür. »Ich bin es, Schwester Ariel. Darf ich hereinkommen?«
    »Ich kann Euch nicht daran hindern. Die Tür hat kein Schloss«, sagte Vi.
    Schwester Ariel trat ein. Sie schwieg eine Zeitlang und blickte sich mit offenkundiger Wehmut in dem kahlen Raum um.
    »Was wollt Ihr?«, fragte Vi.
    »Ein wenig nervös wegen der bevorstehenden Lektion, hm? Oder ist es das Treffen mit Elene, das dazu führt, dass du dich mehr wie eine Despotin benimmst und weniger wie eine Novizin?«, erwiderte Schwester Ariel.
    »Ich hab’s vermasselt«, sagte Vi schmollend; sie wusste es, hasste es und schmollte trotzdem. »Jetzt hassen sie mich, wie immer.«
    »Sie sind zwölf Jahre alt. Sie wagen es nicht, dich zu hassen.«
    »Soll ich mich deswegen etwa besser fühlen?«
    »Ich mache mir keine allzu großen Sorgen wegen deiner Gefühle, Vi. Doch angesichts der Schwierigkeiten deines Falles und der Tatsache, dass ich dich entdeckt habe, und vor allem, weil mir nicht schnell genug eine Ausrede eingefallen ist, hat man mir die Verantwortung für deine Unterweisung übertragen.«
    Vi stöhnte.
    »Da bin ich ganz deiner Meinung. Zunächst einmal ist dieser Raum absolut unpassend für dich.«

    »Ich kriege

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