Jenseits Der Schatten
Kuppel von einem großen Kreis von Magie im Land, in der Erde selbst, den man die Todeszone nannte. Außerhalb des Kreises ging die Zeit weiter, Wind wehte, Regen fiel. Innerhalb der Todeszone … geschah das nicht.
Feir ließ seine massigen Schultern kreisen und machte sich bereit. Er legte die Hände trichterförmig vors Gesicht und beschwor mit seiner Magie ein Feuer herauf. Dann trat er über die Grenze hinein in die Todeszone. Nichts geschah. Er ließ das Feuer sterben.
»Das ist merkwürdig«, sagte er laut. Antoninus brummte zustimmend. Feir schaute sich blinzelnd um.
Die Todeszone war - wie der Schwarze Hügel selbst - Kaiser
Jorsin Alkestes’ Werk. Er hatte sie so eingerichtet, dass innerhalb ihrer Grenzen jede Benutzung der Vir tödlich war. Da es aber einige Ähnlichkeiten zwischen den Vir und der Magie gab, entstanden stets gewisse Dissonanzen in der Todeszone, wenn irgendjemand versuchte, seine magische Gabe dort zu benutzen. Es waren nur Kleinigkeiten - so war Magierfeuer zum Beispiel rot, statt orange wie normalerweise. Aber Alkestes’ Zaubergewebe war fort.
Feir rieb sich den zottigen Bart. Es war gut für ihn. Er würde keine zusätzlichen Komplikationen bei der Arbeit berücksichtigen müssen, die zu tun er hergekommen war. Aber irgendjemand hatte zerstört, was Jorsin geschaffen hatte. Und das war nicht gut.
Während er die Luft über der Todeszone auf die gleiche Weise untersuchte, wie er es in Ezras Wald getan hatte, studierte Feir die Magie. Er konnte im magischen Gewebe eine Leere spüren - die großen Zauber, die Jorsin gewebt hatte, waren nicht aufgelöst worden, ohne Spuren zu hinterlassen. Bedauerlicherweise konnte er nicht viel erkennen, nur dass das magische Gewebe erst jüngst gelöst worden war. Aber um einen Zauber zu lösen, den Jorsin Alkestes mit Hilfe von Curoch geschaffen hatte, musste hier jemand von unglaublicher Macht irgendein Artefakt benutzt haben, oder einige hundert Magi oder Vürdmeister hätten zusammenarbeiten müssen. Feir konnte sich nicht vorstellen, dass jemand mit einem Funken Verstand oder Anstand an einem solchen Plan hätte teilhaben wollen. Allenfalls die Vürdmeister.
Die anderen magischen Gewebe Jorsins, diejenigen, die den Boden und die Toten versiegelten, waren vollkommen unversehrt. Feir glaubte auch nicht, dass sie so leicht gelöst werden konnten. Er hoffte, dass es sich so verhielt.
Feir ließ den Blick über die fernen Bäume gleiten, und ihm
wurde plötzlich mulmig bei dem Gedanken, dass zwischen ihnen unfreundliche Augen verborgen sein könnten. Schnell ging er über die Ebene; die Luft war seltsam geruchlos, selbst als er sich dem ersten Leichnam näherte.
Die Kreatur war von dem Schwarz einer aufgeblähten Leiche und hatte die Gestalt eines Mannes, war aber schlecht proportioniert. Die Arme waren zu lang, ebenso das Gesicht, der Unterkiefer sprang zu weit vor, die gekrümmten Zähne ragten in die Luft, und nicht zusammenpassende schwarze und blaue Augen starrten ins Leere. Außerdem war die Kreatur ungeheuer muskulös. Ihre Behaarung erinnerte beinahe an Fell, und sie hatte weder Kleider noch Waffen. Es war ein Krul. Die Meister konnten kein Leben erschaffen, aber sie konnten es nachäffen und verhöhnen. Es gab, so hatte Dorian Feir einst erzählt, dunkle Spiegelbilder von beinahe jeder natürlichen Schöpfung.
Feir und Antoninus gingen weiter. Es würde schlimmer werden. Viel schlimmer.
Schon bald lagen überall tote Krul. Tausende waren von Jorsins Magie blutlos getötet worden, aber Tausende weitere trugen die Zeichen ihres Sterbens. Hässliche Gesichter waren zerquetscht worden von Streithämmern oder wirbelnden Hufen. Oberkörper waren eingefallen, weil Pferde über sie hinweggetrampelt waren. Kehlen waren durchtrennt, Torsos ausgeweidet, Augen hingen an Sehnerven aus gebrochenen Höhlen, und Blut glänzte frisch in den Wunden, ohne jemals zu trocknen, jemals zu gerinnen.
Es waren Pfade durch die Leichen freigeräumt worden, und Feir und Antoninus folgten ihnen stumm. Es dauerte nicht lange, bis Feir einen menschlichen Arm inmitten der Krul sah, dann ein Bein, das halb aufgefressen worden zu sein schien. Die Leichen stapelten sich links und rechts von ihnen kniehoch. Dann kamen sie an Krul vorbei, die durch Magie getötet worden waren. Auf
dem Schlachtfeld fanden sich gewaltige Krater, leer bis auf pulverisierte Fleischbrocken. Andere waren verbrannt, mitten durchgetrennt oder erstarrt. Einige hatten sich mit den eigenen Klauen
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