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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Ich bin Conner
Hook, und ich bin in diesem Viertel groß geworden. Ich habe euch gesehen, und ich kenne euch, und ich sage euch jetzt, bei den Arschbacken des Hochkönigs, wenn einer von euch sich zweimal in die Schlange stellt, rufe ich seinen Namen, und wir stecken seinen verdammten Arsch mit in den Fleischtopf, kapiert?«
    Applaus brandete auf - und die Schlange wurde um einiges kürzer. Für die Karnickel, für die Korruption die Norm war, war es ein ebenso unerwartetes Geschenk wie das kostenlose Essen selbst. Kylar lauschte und hörte so manchen Trinkspruch auf Logan Gyre und viele Variationen der Geschichte, wie er einen Riesen erschlagen hatte, außerdem tränenreiche, trunkene Berichte über seine Ansprache zur Gründung des Strumpf bandordens, und ein Dutzend Mal wurde das Wort »König« gemurmelt. Er lächelte düster, dann erstarrte er.
    Sein Blick fiel auf eine hagere Frau mit langem, blondem Haar auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Im Gegensatz zu den Karnickeln war sie so sauber, dass sie strahlte, und er fing ein Aufblitzen weißer Zähne auf, als sie lächelte. Das Herz blieb ihm stehen. »Elene?«, flüsterte er.
    Die Frau verschwand um eine Ecke. Kylar eilte ihr nach und zwängte sich durch die jubilierende, tanzende Menge. Als er die Ecke erreichte, war die Frau in der gewundenen Gasse bereits fünfzig Schritt entfernt und bog erneut ab. Mit der Geschwindigkeit seiner Magie rannte er hinter ihr her.
    »Elene!« Er hielt sie an der Schulter fest, und sie zuckte erschrocken zusammen.
    »Hallo … Kylar, richtig?«, fragte Daydra. Sie war eins von Momma Ks Mädchen gewesen. Ihre Spezialität war es, die Jungfrau zu spielen. Aus der Ferne sah sie aus wie Elene.
    Kylars Herz krampfte sich zusammen, und er war sich nicht sicher, ob eher Enttäuschung oder Erleichterung der Grund dafür
war. Er wollte Elene nicht hier sehen. Er wollte sie nicht in diesem Sumpf von einer Stadt oder irgendwo in der Nähe haben, wenn er die Königin ermordete, aber gleichzeitig wollte er sie so unbedingt sehen, dass es schmerzte.
    Sie lächelte ihn verlegen an. »Ähm, ich arbeite nicht mehr zwischen den Laken, Kylar.«
    Er errötete. »Nein, ich wollte nicht … es tut mir leid. Ich …« Er drehte sich um und machte sich auf den Weg zur Burg.

39
    Feir Cousat und Antoninus Wervel stiegen nach Mittag von Quorigs Pass herab. Als sie sich dem Schwarzen Hügel näherten, endete der immergrüne Wald des Vorgebirges. Feir zog zum Schutz gegen die herbstliche Kühle seinen Umhang fester um sich und kletterte auf eine niedrige Anhöhe. Der Ausblick von dort raubte ihm den Atem. Seit sieben Jahrhunderten hatte niemand mehr an oder auf dem Schwarzen Hügel gelebt. Das Land hätte längst mit Gras, Bäumen und Unterholz überwuchert sein müssen. Doch das war es nicht. Das Gras zumindest sollte jetzt ein herbstliches Braun zeigen. Das tat es nicht. Vor sieben Jahrhunderten war im Frühsommer die Entscheidungsschlacht im Krieg des Schattens ausgefochten worden, und das Gras zu Feirs Füßen war noch immer kurz und grün. Er sah die unveränderte Vertiefung, wo der Steinwall eines Bauern abgebaut und die Steine daraus in die Stadt gebracht worden waren, damit der Feind sie nicht als Geschosse für seine Belagerungsmaschinen benutzen konnte. In der kahlen, langen Senke, wo einst der Wall gestanden hatte -
scheinbar nur Tage zuvor -, war nichts gewachsen. Hier war die Zeit stehen geblieben.
    Feir blickte auf und sah mehr: anscheinend frische Wagenfurchen, von marschierenden Füßen niedergetretenes Gras, Löcher für die Feuergruben und Latrinen eines verlassenen Militärlagers. Aber keine Zelte oder Werkzeuge. Alles, was zu plündern sich lohnte, war vor langer Zeit weggeschafft worden, doch was übrig geblieben war, hatte sich nicht verändert.
    Das galt nicht nur für das Land. Zweihundert Schritt entfernt lagen die ersten Leichen. Zuerst markierten einige wenige den Rand der Schlacht, dann kamen Hunderte und dann Tausende, bis der Boden in der Ferne unter einer schwarzen Decke aus Tod lag. Das Zentrum des Todes war eine vollkommen runde Kuppel aus schwarzem Fels von der Größe eines kleinen Berges, der die Stadt bedeckte und den Hügel, auf dem einst die Burg gestanden hatte. Am Fuß der Kuppel ragten halb verkohlte Belagerungsmaschinen auf - einige standen gerade, andere schienen im Augenblick des Kippens in grotesk schiefer Lage erstarrt zu sein. Trotz der Jahrhunderte waren sie nicht umgefallen.
    Umgeben war die

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