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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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prallte mit unheimlicher Lautlosigkeit von der Wand ab. Dann streckte Kylar die Hand aus und zwang ihn zurückzukommen. Der Ka’kari flog durch die Luft wie auf unsichtbaren Schnüren und fiel Kylar klatschend in die Hand. Er warf ihn abermals, und diesmal gab er ihm den Befehl, sich zu einem Dorn zu formen. Er
saugte ihn durch die Luft zurück, und als er in seiner Hand lag, zog der Ka’kari sich in Kylars Körper zurück.
    Er konnte fliehen. Wenn er diesmal starb, würde alles anders sein.
    In einem fernen Flur hörte er jemanden sprechen. Eine Tür wurde geöffnet, und schon bald hörte Kylar das Geräusch der Schritte eines großen Mannes. Das Gesicht, das schließlich erschien, war jedoch nicht das, welches er erwartet hatte.
    »Lantano Garuwashi«, sagte Kylar, stand auf und verneigte sich.
    »Nachtengel.« Garuwashi machte eine gleichermaßen tiefe Verbeugung. »Darf ich hereinkommen?«
    Kylar grinste, weil der Mann sich wie bei einem Höflichkeitsbesuch verhielt. »Bitte.«
    Garuwashi schloss die Tür auf und trat ein.
    »Wie seid Ihr hierhergekommen?«, wollte Kylar wissen.
    »Ich habe um Erlaubnis gebeten.«
    »Ah.«
    »Ihr beraubt mich, Nachtengel.«
    »Wie das?«, fragte Kylar.
    »Unser Duell. Es sollte auf dem Höhepunkt unseres Ruhms stattfinden. Ein Duell für die Zeitalter.«
    Kylar wusste nicht, warum, aber dass Lantano Garuwashi verärgert darüber war, nicht in fünf Jahren mit ihm kämpfen zu können, wärmte ihm das Herz. Vielleicht war es Garuwashis einzige Möglichkeit, zum Ausdruck zu bringen, dass er gern Kylars Freund gewesen wäre. »Die Nachtengel halten ihr Wort«, erwiderte Kylar. »Ein Nachtengel wird dort sein, ich verspreche es.«
    »Er wird Euch ebenbürtig sein?«
    »Er könnte sogar Euch ebenbürtig sein«, sagte Kylar grinsend.
    Garuwashi lächelte. Er setzte sich auf den steinernen Vorsprung Kylar gegenüber und schlug die Beine unter. Kylar hockte sich auf ähnliche Weise auf sein Bett. »Ich verstehe die cenarische
Vorstellung von Ehre nicht«, begann Lantano Garuwashi. »König Gyre wird herrschen, ob Ihr dies hier tut oder nicht. Warum wollt Ihr für ein Volk sterben, das Eurer nicht würdig ist?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es sich so anfühlte, als sei es das Richtige.«
    »Habt Ihr eine Geliebte? Heißt sie Euer Tun gut?«
    Daran hatte Kylar nicht einmal gedacht. Der Ausdruck auf seinem Gesicht musste ihn verraten haben, denn Garuwashi schüttelte leise lachend den Kopf.
    »Sagt mir, Nachtengel, würdet Ihr ihr Leben geben, um dies zu bewerkstelligen?«
    Dass Lantano Garuwashi diese Frage stellte, schockierte Kylar ebenso sehr wie die Frage selbst. »Ich würde niemanden bitten, für meine Ideale zu sterben.«
    »Doch bittet Ihr Logan, für sie zu töten.«
    Kylar hatte keine Antwort.
    »Da Ihr niemals Männer in den Tod geschickt habt, lasst mich die Frage einfacher machen. Würde Eure Geliebte ihr Leben hingeben, um dieses Land zu verändern?«
    »Ja. Mit Freuden.«
    »Dann wird sie Euch vielleicht eines Tages vergeben.«
    Nun, ich beabsichtige, ins Leben zurückzukehren, bevor sie es herausfindet. Stattdessen sagte Kylar: »Ich hätte nicht erwartet, dass ein Sa’ceurai sich dafür interessiert, was eine Frau denkt.«
    Garuwashi brach in Gelächter aus. »Kein Sa’ceurai wünscht, einen Schatten zu heiraten. Eine Frau sollte so feurig sein wie ihr Haar. Ceuranische Frauen wispern auf den Straßen und schreien zu Hause. Junge Sa’ceurai denken, das beschränke sich einzig auf das Schlafzimmer.« Garuwashi grinste. »Sie werden eines Besseren belehrt.« Auch Kylar konnte sich eines Lächelns nicht erwehren.

    Nach einigen weiteren Minuten erhob sich Garuwashi. »Ich muss gehen«, sagte er. »Ich werde Euren Nachfolger am Mitsommertag in fünf Jahren erwarten. Möge Euer Seelenschwert immer hell leuchten, Nachtengel.«
    Lantano Garuwashi verließ die Zelle, und zu seiner Überraschung schlief Kylar ein.
    Das Geräusch eines Einbruchwerkzeuges im Schloss der Zellentür weckte ihn. Er war sofort hellwach und stand verstohlen auf. Sekunden später öffnete sich die Tür und verriet ihm, dass, wer auch immer in seine Zelle einbrach, ein Profi war. Die Schlösser an den Zellen der Edelleute waren gut.
    Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, und das Gesicht von Scarred Wrable erschien. Er grinste, als er sah, dass Kylar wach war und in Habachtstellung dastand. »Du bist schließlich Blints Lehrling, nicht wahr? Guten Morgen, Junge.«
    »Was machst du

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