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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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aufs Rad gebunden werden.« Logan ließ sich keinerlei Gefühl anmerken, aber ihm krampfte sich der Magen zusammen. Das Rad war ein grausamer Tod, so schlimm wie die alitaerische Kreuzigung oder das modainische Vierteilen. Es war die übliche Strafe für Hochverrat. Einzig verräterische Edelleute wurden enthauptet, und es war ermittelt worden, dass Kylar kein Edelmann war. Ein barmherziger Tod für seine Aussage war das Äußerste, was Logan für seinen Freund tun konnte.
    »Ich werde alle Fragen beantworten, die ich beantworten kann, ohne meine Ehre zu besudeln«, erklärte Kylar.
    »Seid Ihr ein Mitglied der Sa’kagé?«, fragte Logan.
    »Ja.«
    »Seid Ihr ein gedungener Mörder?«

    Kylar grinste spöttisch. »Gedungener Mörder haben Ziele. Blutjungen haben Leichen. Ich war ein Blutjunge.«
    Es lag eine plötzliche Elektrizität im Raum, wie von Gewitterwolken, die vorüberzogen. Die Anwesenden waren zu einem Publikum geworden, und die Darbietung gefiel ihnen. Sie bekamen die Chance, hinter den Schleier zu blicken, der die Sa’kagé umgab, und sie würden sich das um nichts auf der Welt entgehen lassen.
    »›War‹?«, warf Herzog Wesseros ein.
    »Ich habe mich während des Staatsstreichs und der khalidorischen Invasion von den Sa’kagé abgewandt. Ich töte jetzt nicht mehr für Geld.«
    »Ihr behauptet also, niemand habe Euch befohlen, die Königin zu töten?«, fragte Logan.
    »Der Nachtengel ist der Geist der Vergeltung. Niemand befiehlt mir irgendetwas, Euer Hoheit, nicht einmal Ihr.« Ein Schauer der Erregung durchlief die Menge bei dieser Zurschaustellung von Trotz.
    »Schlagt ihn«, sagte Herzog Wesseros.
    Einer der Wachmänner trat vor den Käfig, zögerte jedoch.
    »Schlagt ihn!«, forderte Herzog Wesseros.
    Der Mann versetzte Kylar einen Kinnhaken, aber nicht hart. Logan hätte schwören können, dass der Mann verängstigt wirkte.
    »Wer hat Euch dafür bezahlt, Terah Graesin zu töten?«, fragte Logan.
    »Ich habe es allein geplant und ausgeführt.«
    »Warum?«, hakte Herzog Wesseros nach. »Ein Blutjunge hätte vielleicht fliehen können.«
    »Wenn ich es wollte, könnte ich jetzt noch fliehen«, erwiderte Kylar.
    Gekicher wurde im Raum laut.

    »Nun, ich weiß nicht, ob Ihr ein Blutjunge seid, aber Ihr seid gewiss ein geschickter Lügner«, sagte Herzog Wesseros.
    Kylar blickte die Wachen an, die ihn vom Schlund herauf begleitet hatten. Die Männer sahen regelrecht krank aus. Logan verspürte ein Kribbeln am rechten Arm, und einen Moment lang hätte er schwören können, gesehen zu haben, wie sich etwas wie der Schatten eines Schattens aus Kylars Fingern hinausbewegte. Er schaute sich um, aber niemand sonst schien etwas zu bemerken. Dann veränderte sich Kylars Miene, als entscheide er sich gegen einen Impuls. Logan hatte den Gesichtsausdruck oft genug gesehen, um ihn zu erkennen. »Ich bin ein geschickter Lügner«, gab Kylar zu. »Ich schätze, es spielt keine Rolle. Ihr habt bereits festgestellt, dass ich kein Stern bin und dass ich die Königin getötet habe, also lasst uns dies zu Ende bringen.«
    »Ihr leugnet, dass die Sa’kagé irgendetwas mit dem Tod der Königin zu tun hatten?«, fragte Herzog Wesseros.
    »Seid Ihr ein Schwachsinniger oder irgendjemandes Handlanger?«, entgegnete Kylar. »Ich habe Cenaria einen König gegeben, der weder bestochen noch erpresst werden kann. Die Sa’kagé sind maßlos zornig auf mich. Die Frage, die zu stellen Ihr zu große Angst habt, lautet: Hat der König mir befohlen, Terah Graesin zu töten?«
    Herzog Wesseros sprang auf. »Wie könnt Ihr es wagen, die Ehre unseres Königs zu besudeln! Schlagt ihn!« Im Saal herrschte Aufruhr.
    Logan erhob sich. »Nein! Setzt Euch!« Es dauerte eine halbe Minute, bis alle gehorcht hatten, aber schließlich setzten sie sich. »Es ist eine gerechte Frage. Eine gerechte Frage, die wir ins Licht ziehen müssen, denn alle werden sie sich im Stillen in den nächsten Tagen stellen.« Dann nahm Logan Platz.
    »Viele von euch waren bei Pavvils Hain. Ihr habt Logan den
Ferali töten sehen«, sagte Kylar. Logan starrte ihn an. Er und Kylar wussten beide, dass er den Ferali nicht getötet hatte. Es war die Ermordung des Gottkönigs durch Kylar gewesen, die die Bestie niedergezwungen hatte. »Viele von euch haben Logan als dem neuen König zugejubelt, aber er wollte damals die Krone nicht annehmen, nicht wahr? Denkt ihr, er hatte damals Angst vor Terah Graesin? Wie viele ihrer Bannermänner denkt ihr, hätten an diesem Tag

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