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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hier?«, fragte Kylar.
    »Es gibt zwei Aufträge, die dich betreffen. Einen von innen, dich zu töten.« »Innen« hieß die Sa’kagé. »Der andere kommt von einigen Edelleuten.«
    Kylar ließ Scarred Wrable nicht aus den Augen, obwohl der Mann keine Waffe gezückt hatte. »Terah Graesins Familie?«
    »Tatsächlich hat irgendein Schatten während des Staatsstreichs einen Haufen Lords gerettet. Sie denken, sie stünden in deiner Schuld. Willst du raten, welchen Auftrag ich angenommen habe?«
    »Das hängt davon ab, wer von den Sa’kagé den anderen übernommen hat«, antwortete Kylar.
    Scarred Wrable spuckte aus. »Der von innen kam nicht von einem meiner gewohnten Kunden, und Momma K mag dich. Ich habe nicht vor, es mir mit ihr zu verderben. Ich habe den Auftrag der Edelleute angenommen.« Er zog ein Messer und streckte es mit dem Griff voraus aus.

    Kylar wehrte ab. »Richte ihnen meinen Dank aus, aber ich bin nicht hier, weil ich nicht fliehen kann.«
    »Ich habe ihnen erklärt, dass du das sagen würdest. Sie meinten, ich würde die Hälfte für einen Versuch bekommen. Ich weiß nicht, was du erreichen willst, aber du bist idiotisch mutig.«
    »Das wohl kaum.«
    Scarred Wrable lachte. »Wie wär’s denn damit: Ich habe gelogen, als ich sagte, es gäbe zwei Aufträge. Es gibt drei. Der dritte lautet genau wie der zweite: dich zu befreien. Du hast mehr Freunde, als ein Blutjunge haben sollte. Willst du raten, wer den Auftrag erteilt hat?«
    »Bitte, sag es mir.«
    Der Blutjunge grinste. »Der König höchstselbst. Wenn ich König wäre, würde ich dich einfach laufen lassen. Ich schätze, Edelleute denken nicht wie wir Übrigen. Kommst du mit?«
    Verdammt sollst du sein, Logan. Kylar schluckte. »Ich bleibe hier.«
    Scarred Wrable zog die Augenbrauen hoch. Dann zuckte er die Achseln. »Du solltest selbst ein Edelmann sein. Du bist ein Mann, der in den Tod verliebt ist, Nachtengel. Ich sehe dich auf der anderen Seite.«

54
    Kylar wurde noch vor Morgengrauen aus dem Schlund geholt. Seine Eskorte bestand aus fünfzig Männern. Sie fesselten ihm die Hände hinterm Rücken, banden ihm die Ellbogen mit Hanfseilen zusammen und legten ihm Fußfesseln an. Er war überrascht, als die Wachen ihn, statt durch die Burg zu gehen, durch die großen
Doppeltüren hinaus über die schwarze, gemeißelte Zunge führten und durch die Kehle des Schlundes auf das felsige Westende der Insel Vos.
    Dort erwartete sie eine Barkasse, und sobald die Männer Kylar an einen Mast gekettet hatten, legten sie ab. Sie waren auf der Hut vor ihm und jedem anderen, der versuchen würde, ihn zu befreien.
    Nachdem sie unter der Westlichen Königsbrücke hindurchgefahren waren, bemerkte Kylar ein neues Bauwerk auf dem Plith. Südlich der Insel waren Pfosten tief ins Flussbett gerammt worden, um eine Bühne zu tragen, die sich genau in Höhe der Wasserlinie befand. Die Pfosten ragten über die Bühne auf, und drei Speichen gingen von ihrer Mitte aus und überspannten den Fluss zur Insel Vos, zum Labyrinth und zum Ostufer hin. Diese Drei-Wege-Brücke war sicherlich nur eine vorläufige Konstruktion ohne ausreichende Durchfahrtshöhe für die Schifffahrt, aber die Dimension an der Brückenbasis der riesigen Pfeiler verriet Kylar das ehrgeizige Ziel des Vorhabens. Es würde zu einem Sinnbild von Logans Regierung werden - eine Brücke, die die beiden Hälften der Stadt und ihre Regierung miteinander verband. Als sie näher kamen, stellte Kylar fest, dass es sich bei dem, was er für eine besonders solide Anlage der Brückenbögen gehalten hatte, um etwas anderes handelte.
    Jeder einzelne der temporären Brückenbögen - nach Westen zum Labyrinth, nach Norden zur Burg und nach Osten - war überfüllt mit Menschen. Die Sonne erhellte noch kaum den Himmel, und es hatten sich bereits Tausende versammelt. Alle Bewohner der Stadt waren gekommen. Selbst Lantano Garuwashis Soldaten waren da.
    Als die Barke in Sicht kam, erhob sich ein Schrei, und er war nicht freundlich. Diese Menschen liebten Logan, das wusste Kylar
instinktiv, und jeder Verräter musste verabscheuenswert sein. Aus der Sicherheit des Mobs heraus war jede Furcht, die sie vielleicht vor der Inkarnation der Sa’kagé empfunden hatten, verschwunden. In der Tat, dies vergrößerte wahrscheinlich noch den Hass auf ihn. Seine Aussagen vor Gericht änderten nichts; einzig das Urteil zählte. Die Barkasse kam näher, und die Schreie schwollen zu ohrenbetäubender Stärke an. Während Kylar die

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