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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Am Ende war es Layinisa
selbst, die eine Möglichkeit fand, das Band der Ringe zu umgehen.«
    »Ach ja?«, fragte Vi.
    »Immer mit der Ruhe. Jetzt, da wir hier sind, schweige bitte, bis wir die Bibliothek erreichen.«
    Wortlos gingen sie durch die dunklen Flure der Chantry. Vi staunte einen Moment lang darüber, dass das Gebäude sich langsam wie ein Zuhause anfühlte. Die schwachen magischen Fackeln, die die Wände beleuchteten und ihnen folgten, wirkten jetzt normal, und die strengen Marmorbögen wirkten in ihrer Stärke eher tröstlich als bedrohlich. Binnen weniger Minuten waren sie tief in die Lagerräume der Chantry vorgedrungen, weit unterhalb der Wasserlinie. Hier war Vi noch nie zuvor gewesen. Es war weder dunkel noch schmutzig, aber alles wirkte irgendwie verlassen. Nummerierte Eichenkisten stapelten sich bis zur Decke. Es gab nur einen kleinen Schreibtisch, und auf diesem stand bereits eine Eichenkiste.
    Statt jedoch die Kiste zu öffnen, stellte Schwester Ariel sie zurück auf ein nummeriertes Regal, bevor sie eine andere Kiste, die zwei Reihen weiter unten stand, ergriff. Vi wurde klar, dass sie die falsche Kiste hatte draußen stehen lassen für den Fall, dass eine Spionin überprüfte, welchen Gegenstand sie derzeit studierte. Zuerst fragte sich Vi, warum die Kisten aus Eichenholz waren, aber dann schaute sie noch einmal genauer hin und sah, dass Zauber in das Holz eingearbeitet waren. Jede Eichenkiste war mit einem Zauber belegt, der sie stärkte und wasserdicht machte, einem weiteren, der sie vor Feuer schützte, und einem dritten, der Luft aus der Kiste saugte, wenn sie sich schloss, um zu erhalten, was immer darin aufbewahrt wurde.
    »Auf Magie reagierende Materialien werden in speziellen Räumen im nächsten Stockwerk aufbewahrt; diese Archive sind einzig
für nichtmagische Unterlagen gedacht. Wegen der Art ihrer Konservierung brauchen sie nur alle paar hundert Jahre von emsigen Novizen wie dir kopiert zu werden - sofern man sie nicht regelmäßig öffnet«, erklärte Schwester Ariel. Die Kiste öffnete sich mit einem Zischen, und Schwester Ariel nahm sachte Bögen gebundenen Pergaments heraus, die Vis Schätzung nach aussahen, als seien sie kaum zehn Jahre alt.
    »Zur Zeit der Heirat von Jorald und Layinisa waren bindende Ringe seit beinahe fünfzig Jahre verboten. Sie waren natürlich noch immer weit verbreitet unter königlichen Familien, die selten bereit waren, sie herzugeben. Die Ringe stifteten weiter Elend, wo immer sie benutzt wurden, und alle Magi waren zunehmend überzeugt davon, dass ihr Verbot eine der besten Entscheidungen war, die die Chantry und die Bruderschaft jemals getroffen hatten. Jede Gruppe merzte nach bestem Vermögen alle Kenntnisse über die Ringe und ihre Fertigung aus. Dies führte bei zahlreichen Gelegenheiten zu Blutvergießen, vor allem unter den Vy’sana, den Schöpfern, die bis auf den heutigen Tag eine kleine Bruderschaft sind. Als Layinisa herausfand, wie man die Magie umgehen konnte, folgte eine große Debatte in der Chantry. Irgendjemand wollte Layinisas Forschungen nachvollziehen, um eine Methode zu finden, wie man die Bindung zur Gänze lösen könnte. Die Mehrheit der Schwestern fürchtete jedoch, dass eine neuerliche Beschäftigung mit diesen Künsten dazu führen würde, dass man wieder herausfand, wie man mit solchen Ringen ein Band schuf. Das Leiden der wenigen Menschen, die damals mit Ringen gebunden waren, wurde gegen die Möglichkeit abgewogen, gewaltiges Leiden zu schaffen, wenn skrupellose Personen diese alte Kunst wiederbelebten. Ich weiß nicht, ob du mit deinem Band experimentiert hast, Vi, aber es besitzt tatsächlich ein Element des Zwangs. Das ist es, was bewirkt hat, dass der Zwang
des Gottkönigs in Bezug auf dich gebrochen wurde. Die Reihenfolge des Beringens hat bei euch dazu geführt, dass der Zwang in euren Ringen von dir ausgeht und sich auf Kylar richtet.«
    »Was?«, fragte Vi nach. »Ihr meint -«
    »Ich meine, wenn du Kylar auftragen würdest, auf den Händen nach Cenaria zu gehen, würdest du seinen Leichnam irgendwo auf einem Bergpass finden, mit Stümpfen, wo seine Hände gewesen waren. Dieser Zwang ist weitaus stärker als das, was der Gottkönig bei dir eingesetzt hat.«
    »Aber es gibt einen Ausweg?«, sagte Vi mit zugeschnürter Kehle.
    »Keinen Ausweg, Kind. Aber du bist die Herrin des Bandes, und du kannst tun, was Layinisa getan hat.«
    »Und das wäre?«
    »Sie hat den Zwang des Bandes dazu benutzt, Jorald dazu zu

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