Jenseits Der Schatten
bringen, sich von ihr scheiden zu lassen und eine Prinzessin zu heiraten. Dann war sie imstande, das Band auszusetzen, um es ihm zu ermöglichen, einen Erben zu zeugen.«
»Was ist geschehen?«
»Er starb, aber das Reich überlebte, abzüglich der Grafschaft Gyle, die zutiefst beleidigt war, weil Jorald sich von ihrer Seherin hatte scheiden lassen. Layinisa diente Joralds neuer Frau und unterstützte fünf Jahre lang ihre Regentschaft, bis die neue Kaiserin gegen Gyle marschierte, woraufhin Layinisa Selbstmord beging. Die Feindschaft zwischen Alitaera und Ceura kühlte jahrhundertelang nicht ab und würde wahrscheinlich heute noch toben, hätten die Länder noch eine gemeinsame Grenze. Der Punkt ist, wenn du es wünschst, kannst du das Band aussetzen - teilweise. Eine Maja namens Jessa hat zusammen mit Layinisa an den Ringen gearbeitet. Jessa gehörte zu dem Lager, das zu lernen wünschte, wie man das Band lösen könnte, und als die Chantry
es untersagte, beschloss sie offensichtlich, der Frage auf eigene Faust nachzugehen. Jessa war Heilerin, aber sie interessierte sich auch für Gartenarbeit, daher bin ich ihre Bücher durchgegangen. Sie sind nicht besonders erhellend; andere haben ihre Sache weit besser gemacht, und Jessa war keine wichtige Maja, daher denke ich, dass niemand jemals ihre Bücher studiert hat. Wenn jemand es getan hätte, hätte er herausgefunden, was ich herausgefunden habe. Sie hat es vor aller Augen sichtbar versteckt und nicht besonders gut. Sie war keine Kryptographin. Ich verstehe zwar nicht alles, was Jessa geschrieben hat, aber ich denke, dir wird es gelingen. Oh, und noch etwas: Vi, ich habe weder Kylar noch Elene davon erzählt, und ich werde es auch nicht tun. Dies ist deine Bürde. Es ist an dir zu entscheiden, ob es den Preis wert ist.«
Zwölf Stunden später traf Vi, mit dunklen Ringen unter den Augen, auf eine wohlgelaunte Elene, die gerade Frühstück machte.
»Was gibt es?«, fragte Elene. »Geht es dir gut?«
»Ich weiß, ich komme einen Monat zu spät damit, Elene …« Ein zaghaftes Lächeln durchbrach Vis Erschöpfung. »Ich habe ein Hochzeitsgeschenk für euch.«
71
Sie nannten ihn Solon Sturmreiter. Sie sagten, sein Haar wachse weiß nach wegen der verschneiten Meere, durch die sich seine Langboote gepflügt hatten. Oder sie sagten, es sei weiß geworden, nachdem die winterliche See an ihm gekaut, ihn zu zäh gefunden und wieder ausgespien habe. Sein Boot war einmal gekentert, und
selbst seine Magie hatte ihn nur mit knapper Not retten können, als er eine Meile durch das sturmgepeitschte Meer geschwommen war. Natürlich war sein Haar weiß nachgewachsen, seit er Curoch benutzt hatte - lange vor diesem verrückten Winter -, und er hatte dies den Soldaten und Seeleuten erklärt, die begonnen hatten, ihm zu folgen, aber sie bevorzugten ihre eigenen Versionen.
Jetzt war Frühling, und Solon war auf dem Rückweg zu Kaiserin Wariyamo, nachdem er ihre Feinde vernichtet hatte. Er hatte vor ihr das Knie gebeugt, nachdem er ihr das Leben gerettet hatte, und sie hatte ihm mit einem zornigen Unterton in der Stimme erklärt, dass der Preis für ihre Hand die Befreiung der Inseln von der Rebellion sei, die er durch die Ermordung Oshobi Takedas in Gang gesetzt hatte. Kaede war nicht gern schwach, und sie war auch nicht gern auf jemanden angewiesen, aber ihr Temperament kühlte sich mit der Zeit stets ab. Zumindest war das früher so gewesen.
Alle hatten damit gerechnet, dass Solon bis zum Frühling warten und eine Armee zu jeder einzelnen von Takedas Inseln führen würde. Stattdessen hatte er sich sofort auf den Weg gemacht, allein. In einem Kanu war er die achtzehn Meilen nach Durai gepaddelt. Dort hatte er das Ultimatum gestellt, dass er im Laufe des Winters ein Dutzend Mal stellen sollte. Kapituliert, schwört der Kaiserin Gefolgschaft und gebt mir all Eure Waffen, oder ich werde jeden Mann erschlagen, der kämpft, und jene, die sich ergeben, zu Sklaven machen.
Gulon Takeda hatte ihn ausgelacht und war gestorben, zusammen mit achtzehn seiner Soldaten. Solon war mit vierundzwanzig von Ehrfurcht erfüllten Soldaten in einem Langboot zurückgekehrt. Er hatte sie dem neuen Mikaidon übergeben und in einer Hafentaverne geschlafen, ohne zu versuchen, auch nur ein einziges Wort mit Kaede zu wechseln. Als er erwacht war und zu seinem
Kanu hinausgegangen war, hatten sich ihm etwa zwanzig der verrücktesten Seeleute, die ihm je begegnet waren, und ein Kapitän mit einer Blutfehde
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