Jenseits Der Schatten
breitere Ochsenbrücke und die Schwarze Brücke unweit des Damms - waren alle zusammengebrochen.
Der Turm, auf dem sie standen, bewachte den Zugang zur Ochsenbrücke. Er bot einen Ausblick auf den Pass hinter ihnen, auf die terrassierten Hänge des Berges Terzhin im Südwesten und alles andere bis auf das, was sich jenseits des Schwarzen Hügels verbergen mochte. Als Logan den terrassierten Berghang und die öde Fläche am Fuß des Berges, die man den großen Markt nannte, betrachtete, hatte er eine Offenbarung. Er hatte stets gedacht, der Schwarze Hügel habe die Stadt Trayethell umschlossen. So war es nicht. Jorsin hatte nur das Herz der Stadt umschlossen. Trayethell hatte sich über viele Meilen erstreckt. Wenn das, was Logan betrachtete, korrekt war, war die Stadt größer und bevölkerungsreicher gewesen als jede heutige Stadt auf der Welt.
»Wir werden heute Nacht unsere Männer über die Ochsenbrücke bringen müssen«, bemerkte Garuwashi. »Es sollte vier Stunden dauern, bis dreißigtausend Mann auf der anderen Seite sind. Der Tross wird den Fluss in der Dunkelheit überqueren müssen.«
»Überqueren?«, fragte Logan. »Seht Ihr Wahnhoffs Armee? Wir haben sechsundzwanzigtausend Mann, von denen die Hälfte noch nie eine Schlacht erlebt hat. Wahnhoff hat zwanzigtausend, außerdem zehntausend Hochländer und zweitausend Meister - von denen jeder ein Dutzend Männer wert ist. Ihr wollt, dass wir
im Kampf mit dem Rücken zu einem Fluss stehen? Nein. Wir bewachen die Brücken und postieren unsere Männer auf dem großen Markt, für den Fall, dass Wahnhoff versucht, dort den Fluss zu durchqueren. Wir werden sehen, wie gut seine Männer kämpfen, wenn sie bis zur Taille im Wasser stehen. Wenn nötig, können wir uns langsam über die Pässe zurückziehen.«
»Ihr macht Pläne für eine Niederlage?«, fragte Lantano Garuwashi ungläubig. »Das ist Wahnsinn. Wir überqueren die Brücke und zerstören sie hinter uns. Verzweifelte Männer kämpfen am besten. Wenn Ihr ihnen einen Ausweg lasst, werden sie fliehen, insbesondere Eure Schlachtenjungfrauen. Gebt ihnen keine andere Wahl, als zu siegen oder zu sterben, und sie werden beinahe wie Sa’ceurai kämpfen.«
»Sie sind in der Überzahl, und wir haben vier Magi. Vier!«
»Zahlen bedeuten gar nichts. Jeder Sa’ceurai ist so gut wie hundert Mann. Wir sind hergekommen, um zu siegen.« Hinter ihnen murmelten mehrere von Garuwashis Männern mit gedämpfter Stimme ihre Zustimmung.
»Ich werde Euch einen Sieg schenken«, sagte Logan.
»Ihr werdet uns nichts schenken .«
»So habe ich das nicht gemeint. Heute Nacht, im Schutz der Dunkelheit, werde ich zehntausend Mann flussabwärts nach Westen schicken. Meine feyurischen Späher sagen, dass es dort nach einigen Meilen eine Furt gibt. Zehn Meilen den Fluss hinunter liegt Reigukhas. Es ist keine große Stadt, aber Wahnhoffs gesamter Nachschub kommt dort durch, und die Stadt lässt sich sehr gut verteidigen. Wir schicken unsere Magi mit meinen zehntausend Männern hin, und sie werden Reigukhas vor Morgengrauen einnehmen. Wenn wir Wahnhoffs Armee aushungern können, werden es seine Männer sein, die sich in die Nacht hinein verziehen.«
»Sie werden unsere Männer nach Westen gehen sehen, es sei
denn, Ihr beabsichtigt, zehntausend Mann ohne jedwedes Licht marschieren zu lassen.«
»Die Fackeln werden nur während der ersten halben Meile zu sehen sein, dann liegt ein Wald zwischen ihnen und den Khalidori. Es wird aussehen, als bewegten sich Männern zwischen unseren Lagerfeuern umher.«
Garuwashi blieb lange still. Schließlich spuckte er aus. »So soll es sein, Cenarier. Aber ich schicke tausend von meinen Sa’ceurai mit Euren Männern aus, um die Stadt einzunehmen. Niemand soll größeren Ruhm erlangen als die Sa’ceurai.«
Das war der Anfang.
84
Dorian traf sich am Nachmittag mit seinen Generälen, als er die ersten Stiche des Wahnsinns in sich aufsteigen fühlte.
»Genug«, unterbrach er General Nagas Bericht. »Ich will Folgendes. Sorgt dafür, dass unsere Verteidigungspositionen undurchdringlich sind. Ich will nicht, dass sie uns auch nur auf die Probe stellen. Lasst sie unsere Stärke sehen. In der Zwischenzeit brauche ich bessere Informationen über Moburus Truppen. Wir wissen, dass er zweitausend Krul hat. Wie viele Männer hat er? Und wo zur Hölle ist -« Eine Vision von Khali selbst flammte vor Dorians Augen auf, wie sie sich aus dem Boden erhob, makellos, unversehrt, schön, mit einem Körper
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