Jenseits Der Schatten
Schatten halten und an die Leichen kauern, als seien sie ebenfalls tot. Sie würden den langen Weg rund um den Schwarzen Hügel nehmen. Garuwashi vermutete, dass sie zwei Nächte brauchen würden, um ihr Ziel zu erreichen, aber dann würden die Männer auf sein Signal hin - oder sobald sie die Gelegenheit dazu sahen - ihre Rüstung anlegen, sich von den Toten erheben und die Zelte des khalidorischen Gottkönigs angreifen. Wenn Momma Ks Spione recht hatten, war Jenine dort. Wenn nicht, würden sie vielleicht einige von Wahnhoffs Generälen oder sogar den Gottkönig selbst töten.
Es war wahrscheinlich eine Selbstmordmission, aber es hatte keinen Mangel an Freiwilligen gegeben. Doch die einzigen Cenarier in dem Trupp waren hundert von Agons Hunden, ehemalige Diebe und Einbrecher sowie seine Hexerjäger mit ihren ymmurischen Bögen.
Natürlich war die Wahl des richtigen Zeitpunkts alles, wie Agon und Garuwashi Logan immer wieder erklärten. Diese tausend Männer zählten zu den Besten ihrer gemeinsamen Truppen. Wenn Wahnhoff tatsächlich seine Streitkräfte aufteilte und morgen alles so lief wie geplant, waren Logan und Garuwashi dem Sieg vielleicht sehr nah. Diese tausend Veteranen könnten einen khalidorischen Rückzug in eine wilde Flucht verwandeln.
»Der feyurische Späher sagt, dass die ceuranische Truppe, die uns folgt, von dem Regenten selbst angeführt wird«, bemerkte Garuwashi leise. »Ich werde verpflichtet sein, mir das Leben zu nehmen, wenn er herausfindet, dass ich kein Schwert habe. Meine Männer werden aufgefordert werden, sich mir im Selbstmord anzuschließen oder unverzüglich nach Ceura zurückzukehren.«
»Wie weit ist er noch entfernt?«, fragte Logan, dessen Kehle wie zugeschnürt war. Jetzt verstand er, warum Garuwashi so sehr
darauf beharrt hatte, dass es sich bei den tausend Männern, die sich durch die Todeszone schlichen, um Sa’ceurai handeln solle. Er tat Logan damit einen Gefallen. Abgeschnitten von ihrem Kriegsführer würden sie nicht wissen, dass dieser in Schande gefallen war, daher würden sie weiterkämpfen.
»Sie werden morgen Nacht eintreffen.«
»Wir können sie vor den Pässen aufhalten«, sagte Logan. »Es gibt dort schmale -«
»Er hat zwanzigtausend Sa’ceurai. Meine Männer würden sich fragen, warum wir gegen den Regenten kämpfen, der doch nur die Klinge des Himmels sehen will. Selbst ohne ihn werden sie von mir erwarten, dass ich sie in die Schlacht führe. Dies ist meine letzte Nacht.«
Sie drehten sich um, als sich auf der Treppe ein Mann räusperte. Der Mann war beinahe so groß wie Logan, nicht ganz so hochgewachsen, aber breit wie ein Ochse. Er trug einigen Speck am Leib, aber dieser war nur eine dünne Schicht über steinharten Muskeln. »Vielleicht nicht, mein Herr«, sagte Feir und neigte den Kopf. »Ich nehme nicht an, dass einer von Euch beiden einen großen Rubin hat?«
Sie schauten einander an, und Logan sah eine dünne, verzweifelte Hoffnung in Lantano Garuwashis Augen. Da wusste er, dass sich dieser Mann zwar binnen eines Herzschlags das Leben nehmen würde, wenn es sein musste, aber nichts in ihm war, das den Tod herbeisehnte.
»Nein?«, fragte Feir. »Verdammt. Nun, ich hoffe, dass wir jemanden finden können, der sich gut auf Illusionen versteht.« Der große Mann trat vor und wickelte ein Bündel aus, um ein Schwert zutage zu fördern. »Mein Herr, ich präsentiere Euch Ceur’caelestos.«
85
Vi und dreihundert der besttrainierten Kriegsmagae kamen eine Stunde vor Sonnenaufgang durch den östlichen Teil des Passes. Traurigerweise waren die besttrainierten Magae nicht auch die mit den größten magischen Gaben. Der Marsch hatte länger gedauert, als irgendjemand erwartet hatte. Die Führung von achttausend Frauen - die meisten von ihnen in mittleren Jahren und jede Einzelne mehr als bereit, ihre Meinung kundzutun - durch die Berge war ein Albtraum gewesen. Die meisten der restlichen Frauen würden irgendwann während des Tages eintreffen, aber eine beträchtliche Anzahl würde erst am nächsten Tag oder am Tag darauf erscheinen. Selbst mit Körpern, die Jahrzehnte jünger schienen als ihre Jahre, waren achtzig und neunzig Jahre alte Frauen einfach nicht dazu zu bewegen, sich zu beeilen. Vi dachte, dass sie sich glücklich schätzen würde, wenn sie in ihrem Leben nie wieder eine andere Frau sah.
Nach einigem Gezänk mit Wachposten, das geendet hatte, als Vi beide Männer mit ihrer Magie vom Boden hochgehoben und geschüttelt hatte, wurde Vi
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