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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Hokkai auf seinen drei Hügeln. Über den allgegenwärtigen Hafenanlagen, die sich bereits mit überwinternden Schiffen füllten, ragte die große Stadt mit Tausenden weiß getünchter Mauern und roten Ziegeldächern empor. Nach dem hässlichen Mischstil der cenarischen Architektur war dies eine echte Erleichterung.
    Aber der schönste Anblick von allen, das prächtige Kastell Weißenfels, das den höchsten Hügel beherrschte, erfüllte Solon nicht nur mit Ehrfurcht, sondern auch mit etwas, das Angst nahe kam. Kaede, meine Liebste, hasst du mich immer noch?
    Nachdem Khali und ihre Seelengeschworenen in Schreiende Winde alle außer ihm niedergemetzelt hatten, war für Solon dort nichts mehr zu tun gewesen. Sein Freund Feir war bereits einige Tage, bevor sie von der Gefahr erfuhren, aufgebrochen. Als der Garnisonskommandant Dorians Warnung, dass Khali auf dem Weg sei, ignorierte, war Dorian verschwunden. Solon war der einzige Mann gewesen, der davonkam. Plötzlich war er an nichts mehr gebunden. Es war Dorians Prophezeiung gewesen, die ihn vor mehr als einem Jahrzehnt davon abgehalten hatte, nach Hause zurückzukehren. Solon hatte Regnus Gyre gedient, wie die Prophezeiung es wollte - und war gescheitert. Regnus war tot. Solon hatte ein Jahrzehnt lang Dienst getan, nur um am Tag vor Regnus’ Ermordung entlassen zu werden. Kaede war jetzt die Kaiserin des sethischen Reiches. Es war unwahrscheinlich, dass sie sich freuen würde, Solon zu sehen, aber wenn sie ihn tötete, umso besser.
    Er arbeitete mit den Seeleuten. Er hätte für die Überfahrt bezahlen können, aber kein Sethi, der sein Salz wert war, hätte
in einer Kajüte gesessen, während andere Segel hissten, nicht einmal auf einem plumpen modainischen Handelsschiff. Die Sethi bevorzugten kleine, wendige Schiffe. Das bedeutete, dass ihre Handelsschiffe doppelt so viele Fahrten machen mussten, aber sie waren auch doppelt so schnell. Ein sethisches Schiff musste außerdem in der Lage sein, einen Sturm auszureiten, statt sich durch ihn hindurchzupflügen. Die Sethi akzeptierten die Launen des Ozeans und liebten und fürchteten ihn gleichermaßen.
    Als das Schiff in der Bucht vor Anker ging, kam der modainische Handelskapitän aus seiner Kajüte, Augen und Brauen frisch mit Kohlstift bemalt. Solon fand immer, dass es den dunkelhaarigen Modaini etwas Finsteres verlieh, aber der Kapitän war ein freundlicher Mann. Er warf Solon seinen Lohn zu und lud ihn ein, wann immer er wolle, mit ihm zu segeln, bevor er mit dem Hafenmeister sprach, der herausgerudert war, um die Hafensteuer einzufordern und die Fracht zu inspizieren.
    Der Hafenmeister kletterte an einem Netz auf Deck, und er tat es mit der Behändigkeit eines Mannes, der dies Dutzende Mal am Tag tat. Wie die meisten Sethi trug er bis zum Winter keine Robe, und die Sonne hatte seiner Haut einen tiefen Olivton verliehen. Er hatte eine vorspringende Nase, braune Augen, trug den achtförmigen Ohrring des Hobashi-Clans und zwei silberne Ringe am rechten Wangenknochen, und zwischen dem Ohrring und den Wangenringen spannten sich zwei Silberketten - was bedeutete, dass er ein Gehilfe des Hafenmeisters war.
    Der Mann hatte kaum zwei Worte gesprochen, als er Solon sah und mitten im Satz abbrach. Solon, immer noch barbrüstig wie während der ganzen Reise, war nicht so gebräunt wie die meisten Sethi. Aber trotz seiner hellen Hautfarbe und des weißen Haares, das langsam das schwarze ersetzte, war er unverkennbar sethischer Abstammung - und er trug keine Clansringe. Binnen eines Herzschlags
hatte der Hafenmeister ein langes Messer gezogen. Es gab nur zwei Gruppen in Seth, die keine Ringe trugen.
    »Wie ist Euer Name, Clanloser?«
    Der modainische Kapitän blickte entsetzt drein. Er hatte noch nie eine Reise nach Seth unternommen und kannte die Gebräuche des Landes nicht, was der Grund war, warum Solon sein Schiff gewählt hatte.
    »Solon«, sagte Solon. Er verzichtete darauf, seinen Clansnamen zu nennen, da ein Verbannter das nicht getan hätte.
    Der Hafenmeister packte Solon am Kinn und betrachtete eingehend seine Wangen und Ohren, zuerst auf der einen Seite, dann, frustriert, auf der anderen. Schließlich zog er verwirrt die Brauen zusammen. Es gab nicht nur keine Narben, wo die Clansringe herausgerissen worden sein mussten, es gab auch keine Narben an den Stellen, an denen die Ringe befestigt gewesen wären.
    »Raesh kodir Sethi?«, verlangte er zu erfahren. Seid Ihr kein Sethi?
    »Sethi kodi«, erklärte Solon, wobei

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