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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sich. »Kylar Stern. Irgendwie.«
    Dehvi zog die Augenbrauen hoch.
    »Es ist, ähm, kompliziert.«
    Er zuckte die Achseln und zog ein Schwert. Dann berührte er die Schneide, um sicherzustellen, dass sie mit einem Schild umgeben war, und schließlich begannen sie von Neuem zu kämpfen. Vi löste sich von ihren Sorgen wegen des Lebens, vor dem sie flüchtete, und des Lebens, in das sie hineinflüchtete. Selbst wenn sie verlor und wieder und wieder die stumpfe Spitze von Dehvis Schwert spürte, hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, dass das Kämpfen etwas war, worauf sie sich gut verstand. Wenn sie einen Hieb parierte, der sie zuvor getroffen hatte, nickte Dehvi vielleicht nur knapp, aber es war genauso gut wie überschwängliches Lob.
    Dehvi wechselte nicht weniger als sechs Mal die Kampfstile, und Vi spürte, dass er noch einige weitere kannte, aber der letzte fühlte sich vertraut an. Vi war so tief in ihren eigenen Körper versunken, dass sie kaum bemerkte, dass sie gesprochen hatte, bis sie Dehvi einen falschen Tritt tun sah. Ihre Riposte berührte ihn am Bauch. Sie hatte drei Worte gesagt: »Ihr seid Durzo.« Ihre Augen sagten ihr, dass es unmöglich sei. Ihre Kenntnis illusorischer Masken sagte ihr, dass es unmöglich sei. Aber sie wusste es, und seine Reaktion bestätigte es. »Was macht Ihr hier?«, fragte sie.
    »Es war der Akzent, nicht wahr? Ich brauche immer ein Weilchen, um ihn mir zurückzuerobern. Ihr habt einen ymmurischen Onkel oder so etwas?«, fragte Dehvi, dessen Stimme plötzlich einen cenarischen Akzent hatte.
    »Ihr kämpft wie Kylar. Was tut Ihr hier?«
    »Ihr habt Kylar mit dem mächtigsten noch verbliebenen Paar Zwang ausübender Eheringe auf der Welt an Euch gebunden. War das Eure eigene Idee?«
    »Der Gottkönig hatte mich mit einem Zwang belegt. Schwester Ariel sagte, durch das Anlegen von Ringen würde ich ihn brechen können.«
    »Ich dachte, Kylar sei in diese Elene verliebt. Warum sollte er Euch heiraten?«
    Vi schluckte. »Ich habe ihm den Ring angelegt, während er bewusstlos war.«
    Ein leerer Ausdruck trat in Dehvis Züge, und Vi hatte die plötzliche Eingebung, dass Durzos leerer Blick ein ebenso deutlicher Hinweis auf bevorstehende Gewalttätigkeit war wie Hu Gibbets Zornesausbrüche. Dehvi sagte leise: »Ich bin hier, um zu entscheiden, ob ich Euch töten sollte, um Kylar von dem Bann zu befreien. Ihr vertretet Eure Sache nicht besonders gut.«

    Sie warf ihr Schwert in den Schlamm und zuckte die Achseln. Zur Hölle. Töte mich.
    Dehvi-Durzo sah sie eigenartig und abschätzend an. »Hattet Ihr jemals das Gefühl, Teil eines großen Plans zu sein, Vi? Dass irgendein gütiges Schicksal Eure Zukunft formt?«
    »Nein«, erwiderte Vi.
    Dehvi lachte. »Ich auch nicht. Lebt wohl, Vi. Gebt acht auf Euren Ehemann; er wird Euch verändern.« Dann verschwand er.
     
    Solonariwan Tofusin stand auf Deck des modainischen Handelsschiffes, das sich schwerfällig auf den Hafen von Hokkai zubewegte. Zwölf Jahre waren vergangen, seit er in der sethischen Hauptstadt gewesen war, der Stadt, die er einst Heimat genannt hatte. Der Anblick der zwei großen Kettentürme, die den Eingang zum Hafen bewachten und die in der Herbstsonne weiß leuchteten, ließ ihm das Herz beinahe aus der Brust springen.
    Als sie zwischen den Türmen hindurchfuhren, verwandelte sich seine Wertschätzung für die scheinbar zarten Gebäude in Ehrfurcht. Erbaut auf dem Höhepunkt der Macht des sethischen Reiches, standen die Kettentürme auf schmalen Halbinseln. Der Sockel eines jeden Turms wurde von Wellen umspült, so dass die Kette nicht angegriffen werden konnte, ohne den Turm zu bezwingen. Die Ketten selbst lagen gewöhnlich unter Wasser. Nur wenn sie gewartet wurden oder Krieg war, zogen die großen Gespanne kaiserlicher Auerochsen die Kette mit Winden auseinander, bis sie bei Flut etwa an der Wasseroberfläche lag oder knapp darunter und fünf bis acht Fuß darüber bei Ebbe. Während einer Schlacht ließen die Auerochsen die Ketten zwischen zwei Kettenrädern umlaufen. An jedem Kettenglied war eine wie ein Haifischzahn geformte Klinge befestigt. Wenn sich ein Schiff gegen die mächtige Kette stemmte, frästen sich zwei Reihen von Zähnen in
seinen Rumpf. Es machte die ganze Kette zu einer Säge, die schon mehr als eine Flotte zerstört und viele weitere abgeschreckt hatte.
    Über dem blitzend blauen Wasser - Götter, dachte Solon, die Bucht hatte eine Farbe, neben der Saphire beschämt verblasst wären - erhob sich

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