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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld
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ihre hitzige Leidenschaft zu stillen.
    Und als sie vom Sattel ihrer Stute diesen jungen Mann sah, setzte ein Pochen zwischen ihren Schenkeln ein, sie beobachtete den schönen Fremden, der nun nicht länger ohne Gesicht war.
    Der Arbeiter hob den Kopf. Sein Blick wanderte suchend umher, und dann entdeckte er sie. Er sah ihr unverwandt in die Augen, so wie sie ihm unverwandt in die Augen sah.
    Es knisterte, als zucke ein Blitz zwischen ihnen, ein Blitz triebhafter animalischer Begierden. Er verzog die Mundwinkel, nicht zu einem Lächeln, sondern zu einem stummen Einvernehmen.
    In dieser Nacht machte Suzanne kein Auge zu. Ihr fiebernder Körper stand in Flammen. Seit jenem Tag ritt sie nicht mehr mit den Freunden aus. Sie nahm den alten Stallknecht als Begleitung mit und 'wies ihn an, weit hinter ihr zu bleiben. Jeden Tag ritt sie durch die Stadt bis in die Riverside Avenue. jeden Tag war er dort, jeden Tag beobachtete sie ihn. jeden Tag beobachtete er sie.
    Heute drückte Suzanne dem Knecht ein paar Münzen in die Hand. Sie sei durstig, sagte sie und wies ihn an, einen Becher Limonade an dem Obststand zu holen, den sie ein paar Straßen zuvor entdeckt hatte. Der Knecht bestieg sein Pferd und ritt los. Suzanne drehte sich um und begegnete dem Blick des Arbeiters. Sie leckte sich die Lippen.
    Er ließ den Hammer fallen und kam auf sie zu. Auch heute trug er kein Hemd. Auf seiner goldbraunen Haut lag ein schimmernder Glanz. Er bewegte sich mit raubtierhafter Geschmeidigkeit. Neben dem Kopf ihrer Stute blieb er stehen. Suzanne erschrak. Er war kaum älter als sie.
    »Ich hab' mich schon gefragt wann Sie ihn endlich loswerden«, sagte er, und seine Augen durchbohrten sie. Sein Blick war unverschämt sein Ton rau.
    »Ich ... ich fühle mich unpässlich«, stammelte Suzanne verwirrt, und ihre Stimme klang fremd in ihren Ohren. Sie starrte ihn unverwandt an. Er mochte nur ein oder zwei Jahre älter sein als sie, aber er war kein Knabe mehr. Eine gefährlich männliche Vitalität ging von ihm aus, etwas unerklärlich Machtvolles.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Seine Augen glühten.
    Suzanne glitt vom Pferd und wankte. Er hielt sie. Suzannes Blick fiel auf die Ausbuchtung zwischen seinen Schenkeln. »Wenn Sie einen Schluck Wasser haben.« Sie hob das Kinn, fand ihre Fassung wieder. Er war schließlich nur ein Arbeiter, noch dazu ein irischer, wie sie seinem Akzent entnahm.
    »Wasser?« Er verschränkte belustigt die Arme. »Ist das alles, was Sie von mir wünschen, Miß ... ehm ... ?«
    »Miß Vanderkemp«, sagte sie leise.
    »Von den Vanderkemps aus der Fifth Avenue?«
    Sie nickte stolz.
    Er lachte. »Jake O'Neil, Miß Vanderkemp. Von den O'Neils aus Ballymena.« Seine langen, dunklen Wimpern senkten sich über seine glühenden Augen. »Wollen wir uns treffen, Miß Vanderkemp?«
    Suzanne musste keine Sekunde nachdenken. Seit einer Woche hatte sie an nichts anderes gedacht. Bald würde sie irgendeinen farblosen, jungen Langweiler der New Yorker Gesellschaft heiraten oder einen alten, reichen Geldsack. Sie konnte sich zwar vorstellen, mit Peter Kerenson oder mit Richard Astor das Bett zu teilen - keine abstoßende Vorstellung, aber auch nicht erregend. Diesen Jake O'Neil aber wollte sie mehr als alles, was sie je zuvor gewollt hatte. Und sie würde ihn bekommen. Suzanne nickte.
    Er zog den Atem heftig ein, seine überlegene Heiterkeit war verflogen, die Ausbuchtung an seinen Schenkeln schwoll. »Dann wollen wir mal.«
    »Jetzt?« Suzanne bekam große Augen.
    »Jetzt«, flüsterte er rau. »Auf der Stelle. Sie foppen mich seit einer Woche, Miß Vanderkemp - jetzt bin ich dran. «
    Suzanne zierte sich nicht und schwang sich mit seiner Hilfe in den Sattel, die Wärme seiner Hände um ihre Mitte drang ihr bis auf die Haut. Sie scherte sich nicht darum, ob der Knecht einen Schrecken bekam, wenn er sie bei seiner Rückkehr nicht mehr vorfand. Jake drückte ihr einen Schlüssel in die Hand und beschrieb ihr den Weg.
    Suzanne galoppierte los.
    Sie achtete nicht auf die ärmliche Hütte, in der er zwei Straßen nördlich der 9. Avenue wohnte. Rastlos ging sie in der Kammer auf und ab, warf immer wieder ängstliche Blicke auf das ungemachte Bett. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, das Blut rauschte ihr in den Ohren. Wenn er nicht bald käme, würde sie schreien vor Zorn und sich die Kleider vom Leib reißen.
    »Tut mir leid, Miß, dass es später geworden ist«, hörte sie seine Stimme von der Tür her.
    Suzanne wirbelte herum. »Ich habe Sie
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