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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld
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aufrichtig sein, Mr. Delanza?«
    »Ich bitte darum.«
    »Ihre Sorge um Sofie erstaunt mich ... Sie interessieren sich doch gar nicht für meine Tochter, geben Sie es zu.«
    Sein kühler, stahlblauer Blick ließ sie frösteln. Dieser Mann war weit mehr als ein Gauner - er war gefährlich, wenn man ihn reizte. Auch das hatte er mit Jake gemeinsam. »Sie irren sich. Ich interessiere mich sehr für Ihre Tochter, Mrs. Ralston, aber nicht in der Weise, wie Sie befürchten.«
    Suzanne war keineswegs erleichtert. »In welcher Weise denn?«
    »Ich bringe ihr das Interesse entgegen, das jeder ehrenwerte Gentleman einer jungen Dame entgegenbringen sollte.«
    Suzanne fand seine Worte wenig überzeugend.
    »Entgegen aller lächerlichen Gerüchte habe ich es nicht auf achtzehnjährige Debütantinnen abgesehen«, fuhr er sachlich fort. »Kann ich Sie damit beruhigen?«
    Nein, das konnte er nicht, nicht im geringsten. Es fiel ihm offenbar schwer, seinen Unmut zu verbergen. Suzanne hatte nicht die Absicht, ihn wegen seines Irrtums über Sofies Alter aufzuklären. Wenn er sie für so jung hielt, würde sie das möglicherweise vor ihm schützen. »Ich bin keineswegs beunruhigt«, log sie.

    Er zog eine Braue hoch.
    Edward löste den Blick von ihr, schlenderte durchs Zimmer, betrachtete Bilder und Zierrat auf einer Kommode und wandte sich seiner Gastgeberin schließlich wieder mit einem gewinnenden Lächeln zu. »Nun möchte ich aufrichtig sein, Mrs. Ralston.«
    Suzanne spannte sich an.
    »Ich begreife nicht, wieso keiner Ihrer feinen Gäste gestern abend sich die Mühe machte, Ihrer Tochter zu helfen, als sie vor Schmerz aufschrie.«
    Suzanne hob das Kinn. »Wie bitte?«
    »Wieso war ich der einzige, der Sofie zu Hilfe kam?«
    Suzanne straffte die Schultern. »Ich fürchte, Sie haben die Situation falsch eingeschätzt Mr. Delanza. Alle in unserem Bekanntenkreis wissen, dass Sofie ein Krüppel ist, deshalb war niemand überrascht von ihrer Ungeschicklichkeit -abgesehen von Ihnen. Sie haben gedankenlos gehandelt, während alle anderen es vorzogen, Sofie nicht zu demütigen. Meine Freunde ignorieren nämlich, dass sie ein Krüppel ist.«
    Er verzog die Lippen zu einem verächtlichen Lächeln. »Was für ein hässliches Wort -Krüppel. Können Sie keine, freundlichere Bezeichnung finden?«
    »Aber sie ist ein Krüppel, Mr. Delanza.«
    Seine Augen sprühten Funken. »In drei Sätzen haben Sie Sofie dreimal als Krüppel herabgesetzt. Warum tun Sie das?« Er schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Ich setze meine Tochter nicht herab, Sir«, entgegnete Suzanne schneidend, die es leid war, die Form zu wahren.
    »Dann sollten Sie Sofie nicht als Krüppel bezeichnen.«
    Suzanne hatte Mühe, die Beherrschung nicht zu verlieren. Dieser Mann war nicht Jake, er war Gast in ihrem Haus, und bisher war noch kein Unglück geschehen. Noch nicht. »Sie hat einen missgebildeten Fuß, Mr. Delanza.«
    Edward zog die Brauen in die Stirnmitte. »Tatsächlich? Ich habe ihren Fuß gestern Abend massiert und keine Missbildung festgesellt. Es sei denn, Sie nennen ein kleines Überbein eine Missbildung.«
    Suzanne war im Begriff, endgültig die Geduld zu verlieren. »Sie scherzen! Treiben Sie ein Spiel mit meiner Tochter, Mr. Delanza? Oder mit mir? Amüsieren Sie sich auf unsere Kosten?«
    Edwards Augen wurden schmal. »Nein. Aber ich rede anscheinend gegen eine Mauer.«
    »Wie bitte?«
    Er ging nicht auf ihre überflüssige Zwischenfrage ein. »Sofie erzählte mir in knappen Worten, was passiert ist. Wie kommt es, dass ein kleines Mädchen ihrer Mutter verschweigt, dass es sich den Fuß gebrochen hat?«
    Suzanne erbleichte. »Das geht Sie nichts an! «
    Seine Stimme wurde tief und gefährlich. »Seit gestern geht es mich etwas an -nachdem sich in diesem Haus jeder so verhält, als ging es ihn nichts an. «
    Suzanne wusste, wen sie vor sich hatte: einen zweiten Jake O'Neil. Vielleicht war dies der Grund, wieso sie plötzlich, Herzklopfen bekam als Reaktion auf seine leisen, drohenden Worte. Mehr noch, eine verräterische Hitze durchströmte sie, pochte in ihrem Innern. Sie stand reglos und wies ihre verräterischen Empfindungen mit eisernem Willen von sich. Er war nur ein attraktiver Mann, wesentlich jünger als sie, und er war nicht Jake. Er würde es nie sein. Ihr Blut beruhigte sich, sie fand ihre kühle Gelassenheit wieder.
    Und sie fand ihre Stimme wieder. »Was geht hier eigentlich vor?«
    »Diese Frage würde ich gerne an Sie richten, Mrs. Ralston«,
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