Jenseits Der Unschuld
sich auf Edward. »Ich hatte also recht.«
Edward stellte sich seitlich vor Sofie, als wolle er sie beschützen. »Guten Tag, Mrs. Ralston.«
»Von einem guten Tag -kam kaum die Rede sein«, schnappte Suzanne bissig.
»Mutter«, protestierte Sofie, peinlich berührt von Suzannes Unhöflichkeit. So hasserfüllt hatte sie ihre Mutter noch nie erlebt.
Suzanne schenkte ihr keine Beachtung. »Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?« schnarrte sie an Edward gewandt.
»Sie sind in unserem Haus nicht willkommen! Ich wünsche nicht, dass meine Tochter mit Ihnen Umgang pflegt, Mr. Delanza, selbst wenn Ihre Absichten ehrenhaft wären - was sie nicht sind, davon bin ich überzeugt.«
Sofie stockte der Atem bei ihren beleidigenden Worten, sie wusste aber auch, dass Suzanne die Wahrheit gesprochen hatte. »Mutter ... « Sofie versuchte verzweifelt, sie zu beschwichtigen und die Situation zu entspannen.
»Es ist nicht so, wie du denkst. Edward hat mir nur geholfen, meine Bilder zu verkaufen.«
Jetzt erst sah Suzanne ihre Tochter an. »Wie bitte?«
»Mutter«, fuhr Sofie eifrig fort, trat auf sie zu und ergriff ihre Hand. »Edward hat einen berühmten Kunsthändler dazu veranlasst sich meine Bilder anzusehen.« Sie lächelte strahlend. »Und soeben hat er drei Arbeiten für seine Galerie gekauft.«
Suzanne sah ihre Tochter verständnislos an, als habe sie unverständliches Zeug gebrabbelt.
»Mutter?« fragte Sofie bang.
»Du hast Bilder verkauft?«
»Ja.« Sofies Begeisterung kehrte zurück. »An Monsieur Durand-Ruel. Du hast den Namen sicher schon gehört.
Benjamin kauft bei ihm.«
Suzannes Zornesröte war plötzlich einer Leichenblässe gewichen. Ihr wirrer Blick wanderte durchs Atelier und blieb an Edwards Porträt hängen.
Alle drei standen reglos. Keiner sprach. Suzanne starrte das Bild in ungläubigem Entsetzen an. »Was ist das?«
»Edward am Strand von Newport«, erklärte Sofie beflissen.
»Das sehe ich selbst«, fauchte Suzanne und fuhr herum. »Wann hast du das gemalt, Sofie?«
Sofie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Vor ein paar Tagen.« Sie zögerte. »Mutter ... gefällt es dir?«
Suzannes Busen wogte auf und ab. »Nein. Nein ... es gefällt mir nicht. Ich hasse es!«
Sofie kam sich vor wie ein kleines Kind, das einen Schlag mitten ins Gesicht bekommen hatte. Heftig blinzelte sie die Tränen zurück, die ihr in den Augen brannten.
Suzanne fuhr zu Edward herum. »Ich nehme an, dass Sie dafür verantwortlich sind! Ich muss Sie bitten zu gehen -
verlassen Sie mein Haus! Sofort!«
»Was geht eigentlich in Ihnen vor, Mrs. Ralston?« Ein kaltes Lächeln umspielte Edwards Mundwinkel, seine Augen blitzten kristallklar. »Haben Sie Angst vor dem Erfolg Ihrer Tochter? Angst, sie könnte Sie übertreffen?
Haben Sie Angst, Sofie glücklich zu sehen?«
»Reden Sie kein dummes Zeug! Ich will nicht, dass Sofie Umgang mit Ihnen pflegt! « brauste Suzanne auf. Und dann durchbohrte sie ihn mit Blicken. »Wie weit ist es gegangen?«
»Zu weit für Ihren Geschmack«, entgegnete Edward kühl.
Suzanne zuckte zusammen.
Edwards Stimme nahm einen bedrohlichen Tonfall an. »Sofie hält sich nun nicht mehr für völlig abstoßend und wertlos. Sie beginnt Freude am Leben zu haben wie jedes junge Mädchen. Sie beginnt sogar, ihren Traum, den Beruf einer Künstlerin zu verwirklichen. Was ist daran verwerflich, Mrs. Ralston? Was haben Sie dagegen, dass Sofie ihre Bilder verkauft?«
Suzanne rang nach Luft, ehe sie hervorstieß: »Gehen Sie! Auf der Stelle! Oder soll ich Sie hinauswerfen lassen?«
»Mutter!« rief Sofie bestürzt. »Edward hat mir geholfen, meine Bilder zu verkaufen«, stammelte sie. Nun liefen ihr die Tränen über die Wangen. »Er ist mein Freund.«
»Er ist nicht dein Freund, Sofie«, widersprach Suzanne streng. »Das musst du mir glauben! Mr. Delanza?«
Edward bedachte Suzanne mit einem finsteren, hasserfüllten Blick, ehe er sich an Sofie wandte. In seine Augen trat ein warmes Leuchten, seine Stimme klang begütigend und liebevoll. »Denken Sie an den Erfolg, den Sie heute hatten, Sofie. Und denken Sie an das, was Sie mir gesagt haben. Ihre Mutter versteht nichts von wahrer Kunst.«
Sofie begriff, was er ihr damit sagen wollte, und hätte am liebsten laut aufgeschluchzt. Edward verstand sie so gut.
Er wusste, wie tief die Zurückweisung ihrer Mutter sie verletzte, er wollte sie trösten, ihr wundes Herz besänftigen.
Sie brachte ein dünnes, bebendes Lächeln zustande. >ja, das tue
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