Jenseits Der Unschuld
verführen. Er ist mein Freund.
Ein sehr guter Freund. Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.«
Lisa sah sie fassungslos an. »Sofie, du irrst dich«, sagte sie streng. »Edward Delanza ist nicht dein Freund. Wenn er dein Freund wäre, dann wären auch seine Absichten ehrenhaft.«
Und Sofie zuckte unter der Last der Wahrheit ihrer Worte zusammen.
Kapitel 14
Edward lag angezogen auf dem Bett, nur das Jackett hatte er achtlos über die Stuhllehne geworfen. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, starrte er auf den träge
rotierenden Ventilator an der Decke seines Hotelzimmers. Sein Gesicht war angespannt.
So sehr er sich bemühte, er konnte nicht aufhören, an Sofie zu denken. Er sah ihr Entzücken, als Jacques Durand Reul erklärte, er beabsichtige, das Strandbild zu kaufen; und er sah ihren betäubten Schmerz, als Suzanne ihr grausam an den Kopf geworfen hatte, sie hasse dieses Bild. Er erinnerte sich an ihren gestrigen Zorn, als er gewagt hatte, sie zu einer Spazierfahrt mit Henry Marten zu drängen, wobei er nur ihr Bestes im Sinn gehabt hatte.
Andererseits versetzte ihn allein der Gedanke in Rage, Sofie könne sich mit einem anderen Mann amüsieren.
Edward erinnerte sich nur zu deutlich an den Kuss im Atelier, bei dem er sich keineswegs wie ein Gentleman verhalten hatte.
Und wenn er daran dachte, wie sie sein Gesicht berührt hatte, nachdem der Franzose gegangen war, schlug sein Herz Purzelbäume. Seine Kiefer spannten sich, ein Muskelstrang vibrierte. Er war ein erfahrener Mann und wusste, wann eine Frau ihr Herz an ihn verlor. Und als Sofie seine Wange gestreichelt hatte, wusste er, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Vielleicht hatte er ihre Gefühle schon früher erkannt und sie nur nicht wahrhaben wollen. Bereits bei seinem zweiten Besuch im Atelier war ihm die Sehnsucht in ihrem Blick aufgefallen, hatte er ihre Bereitwilligkeit gespürt. Wenn er zurückdachte, hatte es zu viele Warnsignale gegeben, die ihn zum Rückzug mahnten.
Selbstverständlich beruhten ihre Gefühle vorwiegend auf Dankbarkeit. Sofie war eine vernunftbetonte junge Frau.
Doch der Schaden war bereits angerichtet. Er musste dem ein Ende machen. Und zwar sofort.
Edward ärgerte sich über seine Unentschlossenheit. Er hatte sich in ihr Leben gedrängt, um ihr die Augen für die Freude an ihrem Dasein zu öffnen, es war nicht seine Absicht gewesen, Liebesgefühle in ihr zu wecken. Er war der falsche Mann für sie. Selbst wenn er den Wunsch hätte, Sofie zu heiraten - was nicht der Fall war -, würde er es nicht tun, da er den Gedanken an das Ende nicht ertragen konnte, das vorhersehbar war.
Edward kniff die Augen zusammen, um schmerzliche Erinnerungen zu vertreiben, was ihm jedoch nicht gelang.
Die Ehe seiner Eltern war eine Farce gewesen. Seine Mutter hatte seinen Vater auf schamlose Weise betrogen und versucht, ihre Untreue mit Lügen und Ausflüchten zu kaschieren. Diese Ehe war mittlerweile geschieden, doch Edward hatte die Folgen bitter zu spüren bekommen. Er hatte seiner Mutter nie verziehen.
Er schwang die Beine über die Bettkante und setzte sich auf. Als er Sofie erklärt hatte, er habe altmodische Vorstellungen von Moral und Ethik, hatte er die Wahrheit gesagt. Das Ehegelöbnis war ein Schwur, der nicht gebrochen werden durfte. Edward aber wusste aus eigener Erfahrung, dass die meisten Menschen sich nicht an ihre Versprechen hielten.
Sofie schien in ihm so etwas wie einen Helden zu sehen, doch bald würden ihr die Augen geöffnet werden. Er war ein lausiges Vorbild. Er war kein Ritter in einer silbernen Rüstung und würde es nie sein.
Bei Gott, er wünschte, er wäre es - für Sofie. Plötzlich wurde ihm klar, dass er sich wünschte, sie möge das Beste von ihm denken und an ihn glauben. Er fühlte sich geschmeichelt, dass sie in ihm den Märchenprinzen sah, den stolzen Helden, weil kein anderer Mensch ihn je so gesehen hatte. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Softes Lehrer und Beschützer zu sein - auch darin hatte er kläglich versagt und es soweit kommen lassen, dass Sofie sich in ihn verliebte.
Edward hasste die Vorstellung, sie jetzt verlassen zu müssen, hatte ihre Freundschaft doch eben erst begonnen. Er wünschte sich so sehr, dass sie ihre Träume verwirklichte - alle. Wie gern würde er an ihren Erfolgen und Triumphen teilhaben. Doch das war nicht möglich. Ihm blieb keine Wahl. Er musste sich zurückziehen, ehe er ihr mehr als Herzeleid zufügte, ehe er den Rest, der von ihrer
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