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Jenseits der Zeit

Jenseits der Zeit

Titel: Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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eine Nachricht von Lord Moaris, der ihm mitteilte, daß er beschlossen habe, Barr Herndon von Zonnigog in sein engeres Gefolge aufzunehmen und daß er von Herndon erwartete, dem Seigneur Krellig den entsprechenden Respekt zu erweisen.
    Die Einladung des Seigneurs kam noch am gleichen Tag, wurde von einem vornehmen toppidanischen Läufer überreicht, und in ihr erwartete der Seigneur, daß Herndon bereits am nächsten Abend zu einem Empfang erscheinen sollte, wollte er nicht den Seigneur unsterblich beleidigen. Herndon jubelte innerlich. Jetzt hatte er die höchste Stufe der Erfolgsleiter auf Borlaam erreicht. Dies war der Höhepunkt all seiner Pläne.
    Eingehend bereitete Herndon sich auf sein Erscheinen bei Hofe vor. Er suchte einen Barbier auf, ließ sich einen künstlichen Bart anlegen, wie es viele Höflinge taten, die zwar keinen echten Bart mochten, sich aber doch nach der neuesten Mode kleiden wollten. Herndon wurde gebadet und balsamiert, legte dann seine eintausend Stellars teure Robe an, die er sich extra für dieses Ereignis schon Wochen vorher gekauft hatte. Sie war über und über mit teuren Edelsteinen und seltenem Metall besetzt. Und er ging ebenfalls sicher, daß die chirurgischen Veränderungen, die an ihm vorgenommen worden waren, auch ihre Wirkung tun würden, wenn die Zeit gekommen war.
    Der Abend brach herein, Mondlicht überflutete Borlaam. Über dem Schloß von Seigneur Krellig wurde ein gigantisches Feuerwerk abgebrannt, das anzeigte, das heute der Geburtsmonat des Herrn von Borlaam begann.
    Herndon schickte nach einem Gleiter, den er schon vorher bestellt hatte; vor seinem Haus erschien ein vierstrahliges Fahrzeug, mit dem er seine schäbige Unterkunft kurz darauf verließ. Der Gleiter raste hinauf in den Himmel – zwölf Minuten später setzte er über dem Großen Palast von Borlaam zur Landung an. Der Palast, mehr eine Festung, war auf dem Hügel des Feuers, einem beinahe uneinnehmbaren Berg am Rand der großen Stadt, erbaut worden.
    Von allen Seiten erhellte Flutlicht die gigantischen Gebäude. Jeder andere wäre von diesem überwältigenden Anblick vielleicht beeindruckt gewesen; Herndon verspürte eher zunehmende Wut. Seine Familie hatte einstmals in einem ähnlichen Gebäude gelebt – zwar nicht so groß, aber die Menschen von Zonnigog waren bescheidener und weniger anspruchsvoll in ihren Wünschen als die Bewohner von Borlaam. Aber es war ein Palast gewesen, bis Krelligs Horden ihn geschleift hatten.
    Herndon verließ sein Fahrzeug, präsentierte den Wachen des Seigneurs seine Einladung. Nachdem sie sich überzeugt hatten, daß er keine verborgenen Waffen bei sich trug, ließen sie ihn passieren; er wurde in ein Vorzimmer geführt, in dem der Lord Moaris ihn erwartete.
    »Sie sind also Herndon«, sagte Moaris nachdenklich. Er blinzelte und zupfte sich am Bart.
    Herndon ging auf ein Knie hinunter. »Ich danke für die Ehre, die Sie mir erwiesen haben, Sire.«
    »Keine Ursache«, schnaufte Moaris. »Meine Frau bat mich, Ihren Namen mit auf die Einladungsliste zu setzen. Aber ich nehme an, daß Sie das ja wissen. Sie kommen mir bekannt vor, Herndon. Wo habe ich Sie schon mal gesehen?«
    Wahrscheinlich wußte Moaris, daß Herndon zu seinen Bediensteten gehörte. Aber er sagte nur: »Ich hatte einmal die Ehre, auf einer Auktion wegen eines gefangenen Proteus gegen Sie zu bieten, Mylord.«
    Ein Schimmer der Erinnerung fuhr über Moaris Gesicht, und er lächelte kalt. »Ich glaube, ich erinnere mich.«
    Ein Gong ertönte.
    »Wir dürfen den Seigneur nicht warten lassen«, sagte Moaris. »Kommen Sie.«
    Gemeinsam begaben sie sich in den großen Saal zum Seigneur von Borlaam.
     
    Moaris trat als erster ein, wie es seinem Rang zukam, nahm seinen Platz zur Linken des Monarchen ein, der auf einem erhöhten Thron aus Gold saß. Herndon kannte das Protokoll – er kniete sofort nieder.
    »Erhebe dich«, befahl der Seigneur. Seine Stimme war ein trockenes Flüstern, das kaum hörbar war. Herndon stand auf und starrte Krellig gleichmütig an.
    Der Monarch war ein kleiner, hutzliger, fleischloser Mann; fast schien es, als habe er einen Buckel. Zwei wäßrige, kranke Augen schimmerten in einem runzligen, verbrauchten Gesicht. Krelligs Lippen waren schmal und blutleer, seine Nase ein kühner Haken, sein Kinn scharf und kantig.
    Herndon ließ seinen Blick in die Runde gehen. Die Halle war sehr groß, wie er es schon erwartet hatte; gigantische Säulen stützten die Decke; an den Wänden standen mehrere

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