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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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wusste, wo sie war. Unter Thorolfs Bett. Wach. Sie konnte in der Dunkelheit sehen, wunderte sich über das Talent, aber es war Katzen angeboren. Das wenige Licht von den Gaslaternen auf der Straße reichte aus, um die Umrisse ihrer Welt klar erfassen zu können.
    Sie schüttelte und streckte sich. Was für ein bizarrer Traum und wie beunruhigend. Der verführerische Edelmann war noch in ihren Gedanken, und doch war sie sich seiner nicht mehr so sicher. Er hätte sie nicht schelten sollen für ihre Angst vor einer großen Spinne. Er musste sie doch gesehen haben, und er hatte sie auch zu sehr gedrängt, zu ihm zu kommen. Viel zu sehr. Ihr Katzensinn für Freiheit wehrte sich gegen die Intensität, mit der er versucht hatte, sie aufzuspüren. Ihr menschliches Gedächtnis unterbreitete ihr allerdings genügend gute Gründe dafür, dass sie hätte zu ihm gehen sollen.
    Männer beschützten das schwache Geschlecht. Oder nicht?
    Er beherrschte ihr Herz. Es musste wieder ihre Katzenseele sein, die ihr flüsterte, dass Liebe Freiheit und nicht Macht bedeutete. Katzenliebe war nie unterwürfig. Liebe hieß, jemanden als Teil seines Lebens und seines Reviers zu akzeptieren. Liebe hieß nicht, sich jemandem auszuliefern, keinem Kater, keinem Mann.
    Sie würde ihn wieder so wie vorher lieben, wenn sie erst einmal wieder ein Mensch war. Vorausgesetzt, sie würde sich je wieder zurückverwandeln.
    Doch tatsächlich mochte er in Wirklichkeit tot sein. Die Wahrhaftigkeit der Vision blieb ihr im Sinn, und sie musste gegen ihr eigenes Gedächtnis ankämpfen, das ihr klar sagte, das Treffen in dem nebelverhangenen Tal sei wirklich und nicht geträumt. Doch es hatte nicht stattgefunden. Sie hatte es geträumt, wie sie auch die erste Begegnung geträumt hatte.
    Catrin lauschte. In der Wohnung war es still, und so verließ sie ihr Versteck und lief zur Tür.
    Die Aura des Besuchers war verschwunden. Er musste gegangen sein, als sie schlief. Das Revier gehörte wieder ihr, niemand machte es ihr streitig. Nicht einmal eine Spur seiner Schwingungen war noch zu spüren.
    Sie sah zur Türklinke und sprang. Ihre Bewegung ließ sie hochschießen, und mit den Tatzen versuchte sie, die Türklinke herunterzudrücken. Die Schwerkraft brachte sie zurück auf den Boden, bevor sie die Tür öffnen konnte. Sie versuchte es wieder und wieder. Beim vierten Mal hatte sie Erfolg. Diesmal gelang es ihr, ihr ganzes Gewicht eine Sekunde lang auf die Klinke zu legen. Der Hebel funktionierte und das Schloss öffnete sich. Sie stieß die Tür mit ihrer Pfote an und zwang sich dann durch den Spalt, wobei sie sich wunderte, wie sie durch ein so enges Loch passen konnte.
    Die Atmosphäre im Wohnzimmer war dicht und schwer. Gefühle hingen in der Luft wie Moschus, fast greifbar. Doch von dem Gast war nichts mehr übrig, kein Geruch, kein Rest von Macht-Aura.
    Sie hätte nicht schlafen dürfen. Sie begann, das Zimmer zu erkunden; es war leer. Sie schlich um die Staffelei am Fenster, bewegte sich vorsichtig auf die Couch zu. Sie konnte Emotionen riechen, doch auch nervösen Schweiß und Blut – und irgendetwas, das ihr das Fell zu Berge stehen ließ vor Angst und Verwirrung.
    Sie erkannte die Gerüche, ohne dass ihr menschlicher Sinn ihr eine Erklärung geben konnte, und sie wünschte sich, sie würde ihre Umgebung nicht so klar wahrnehmen. Es war ein wenig peinlich. Die Leidenschaft anderer Menschen ging sie nichts an, und außerdem verstand sie ohnehin nicht, wie das vonstatten gehen sollte.
    Eines war klar. Unverletzt war Ian nicht aus der Sache herausgekommen. Den Geruch seines Blutes hatte sie wiedererkannt, schließlich hatte sie ihn selbst schon einmal gekratzt.
    Sie ging im weiten Bogen um das Sofa herum zu seiner Schlafzimmertür. Sie spitzte die Ohren, um ein Lebenszeichen wahrzunehmen, doch sie hörte nichts. Konnte er ausgegangen sein? Oder hatte der Dunkle ihn ermordet? War das sein ganzer Plan gewesen? Das war gut möglich. Er war ein Raubtier, eine riesige, starke, überwältigende Bestie.
    Sie setzte sich und starrte zur Türklinke hoch. Sie konnte sie öffnen und nachschauen. Doch das würde bedeuten, in das Zimmer eines Mannes einzudringen. Das Schlafzimmer noch dazu. Das wollte sie nicht.
    Sie hatte es getan, als sie Thorolf gefolgt war und er sich dann vor ihr ausgezogen hatte, als wäre er ganz allein. Sie war davongelaufen und hatte versucht, die Erinnerung an die breiten Schultern sowie den nackten, muskulösen Oberkörper mit dem kleinen Fleck

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